Mund abputzen, weiter machen! Unter diesem Motto kann das Moto2-Rennen in Assen für das Gros der deutschsprachigen Piloten kurz und knapp zusammengefasst werden. Allerdings gab es auch positive Ausnahmen. Mit 15 Sekunden Rückstand auf Sieger Anthony West sah Tom Lüthi als Sechster die Zielflagge. Auch Marcel Schrötter stockte sein WM-Konto als Zwölfter immerhin noch um vier WM-Zähler auf. Kein weiterer Pilot schaffte es unter die Top-20, Sandro Cortese und Randy Krummenacher schieden gar vorzeitig aus.

Lüthi schwimmt am Besten - Schrötter mit Ausbeute zufrieden

Ein heftiger Wolkenbruch sorgte bei der Startaufstellung zur Dutch TT in Assen für Hektik und Aufregung in der Moto2-Klasse. Tom Lüthi ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen: Vom 17. Startplatz ins Rennen gegangen, preschte der 27jährige Schweizer sofort in die Spitzengruppe, lag nach einer Runde bereits an fünfter und in Runde neun sogar an dritter Stelle, bevor er wegen Rutschern und Beinahe-Stürzen auf teilweise abtrocknender Piste etwas zurückstecken musste. Nach den massiven Abstimmungsproblemen, die Lüthi in den trockenen Trainings aufgehalten hatten, war jedoch auch der sechste Rang ein Grund zum Jubel in seinem Team. "Ich bin froh und erleichtert über diesen sechsten Platz. Das sind sehr, sehr wichtige Punkte. Nach einem wirklich schwierigen Wochenende war das ein versöhnlicher Abschluss."

Nach dem Wetterchaos vor dem Start pokerte Schrötter richtig und ging mit Regenreifen und -Abstimmung in das achte Saisonrennen. Ohne es vorhersehen zu können war es die richtige Entscheidung, da mehrmals leichter Nieselregen einsetzte und die Piste erst in der Schlussphase abtrocknete. Nach etwas zaghafter Fahrweise in den ersten Runden fuhr Schrötter ein gut überlegtes Rennen und brachte vier wertvolle Punkte für die Meisterschaft nach Hause. "Diese vier Punkte für den zwölften Rang sind wirklich hart verdient, auch wenn heute sogar wieder ein Top-10-Resultat in Reichweite lag. Es war von Beginn bis zur Zieldurchfahrt ein schwieriges Rennen. Die Bedingungen waren schwer einzuschätzen, genauso wie das Wetter am Start. Ich war heilfroh dieses schwierige Rennen überhaupt überstanden zu haben. Die vier Punkte waren mir wichtiger, als leer auszugehen, weswegen ich nicht viel riskiert habe gegen Ende.

Marcel Schrötter nahm als Zwölfter immerhin noch ein paar Punkte mit, Foto: Tech 3
Marcel Schrötter nahm als Zwölfter immerhin noch ein paar Punkte mit, Foto: Tech 3

Aegerter, Folger und Muhlhauser und ferner liefen

Nach letztlich katastrophalen Fehlentscheidungen in der Reifenwahl endete das Rennen für Aegeter, Folger und Muhlhauser im Desaster. Von Rang zwei ins Rennen gegangen, vertraute Aegerte auf das schnelle Abtrocknen der Strecke und wählte einen Regenreifen für die Front, während Teamkollege Muhlhauser gänzlich darauf verzichtete. Der Poker ging nicht auf, denn der Regen sezte erneut ein. In Ermangelung eines Ersatzbikes in der Moto2 war kein einfacher Reifenwechsel möglich - und das Rennen bereits früh verloren. "Ich habe die Entscheidung ganz allein getroffen und wir haben den Hinterreifen in der Startaufstellung getauscht", gesteht Aegerter zerknirscht ein. "Ich wollte das Rennen gewinnen und bin voll auf Risiko gegangen. Ich würde jederzeit wieder so entscheiden."

Auch Folger entschied sich vor dem Start für die falschen Pneus - und zog somit in der Lotterie ebenfalls eine Niete. "Es war definitiv die falsche Entscheidung mit Slicks in das Rennen zu starten. Aber das Wetter hier ist immer schwer einzuschätzen, weil es bei unbeständigen Bedingungen eigentlich ständig von einer Minute auf die andere umschlägt", resümiert der Deutsche geknickt. Doch damit nicht genug: Nach Folger bereits in der zweiten Runde nach großem Zeitverlust zum Reifenwechsel hereinkam, wurde er mit überhöhter Geschwindigkeit erwischt, und erhielt eine zusätzliche Durchfahrtsstrafe: "Ich wollte einfach nur schnellstmöglich das Rennen unter normalen Voraussetzungen für diese Bedingungen fortsetzen und habe dabei in der Hektik in der Boxenstraße das Speed-Limit überschritten. Danach hat mein Rennen aber endlich begonnen. Obwohl ich aussichtslos weit hinterher gefahren bin, fuhr ich es zu Ende, denn es war ein gutes Training. Es war für mich mehr oder weniger zum ersten Mal im Regen mit der Moto2."

Ausfälle für Cortese und Krummenacher

Auch Cortese ging mit Slicks ins Rennen, jedoch kam früh ein weiterer Schauer, sodass er mit Trockenreifen auf verlorenem Posten stand. Sechs Runden vor Schluss war er bei abtrocknenden Bedingungen dann einer der Schnellsten auf der Strecke, allerdings mit zwei Umläufen Rückstand. Kurz darauf stürzte er in Kurve 11 und ein schwieriges Wochenende in Assen endete vorzeitig. "Wir haben uns gemeinsam für Slicks entschieden. Es war dieses Mal eine Fehlentscheidung. Im Moment müssen wir ruhig bleiben. Ich denke, man darf sich von dem Rennausgang nicht verunsichern lassen, denn unter normalen Bedingungen heute hätten wir einen guten Speed gehabt. Ich hab alles gegeben, hab versucht, das Rennen durchzustehen." Nach Startplatz 26 kam hingegen Krummenacher auf den richtigen Reifen gut in Schwung und lag gegen Mitte des Rennens im Kampf um die Punkte. Nach einem selbstverschuldeten Fahrfehler schied er jedoch nach Sturz aus.