Der Trainingsfreitag in Austin lief für das Gros der Deutschen und Schweizer keinesfalls zufriedenstellend. Als Ausnahme entpuppte sich Eidgenosse Dominique Aegerter. Der Suter-Pilot lag auf seinem schnellsten Umlauf mit 2:11.086 Minuten am Nachmittag lediglich knapp 0,2 Sekunden hinter dem Tagesschnellsten Johann Zarco. Auf Rang elf reihte sich mit Tom Lüthi der nächste Schweizer ein, allerdings bereits knapp 0,9 Sekunden hinter seinem Landsmann.

Sandro Cortese wurde trotz Sturzes noch Zwölfter und lag somit vier Plätze vor seinem deutschen Landsmann Marcell Schrötter. Der dritte Deutsche im Bunde, Jonas Folger, belegte nach großen Problemen mit den Reifen lediglich Platz 21. Randy Krummenacher reihte sich aus Rang 25 ein. Einen gänzlich missratenen Tag erwischte der vierte Schweizer im Bunde, Robin Mühlhäuser. Als 34. und Letzter der Freien Trainings droht im bei über fünf Sekunden Rückstand auf die Spitze ein Horrowochenende.

Aegerter in Austin mit Flügeln

Dominique Aegerter konnte sich am Ende des ersten Tages auf dem zweiten Rang platzieren. "Jetzt hoffe ich, dass mir am Samstag die Qualifikation genauso gut gelingt wie die Freien Trainings. Aber ich will mich nicht unter Druck setzen, ich möchte das Rennen so entspannt wie möglich in Angriff nehmen können. Wenn ich unter den zehn Besten im Training lande, bin ich zufrieden. Natürlich ist die bisherige Bilanz sehr positiv", schilderte er.

"Ich habe ein sehr gutes Gefühl für das Motorrad, war von Anfang an ganz vorne dabei und wurde trotz eines kleinen Ausrutschers am Nachmittag noch schneller." Ricky Cardus war direkt vor Aegerter in einer langsamen Kurve gestürzt. "Ich wollte ihm innen durch ausweichen. Doch das war etwas zu optimistisch und ich musste auch am Boden, blieb aber unverletzt. Diese Strecke bietet alle denkbaren fahrerischen Schwierigkeiten und passt perfekt zu meinem Fahrstil. Es gibt extreme Bremspassagen und an fünf Stellen muss man sogar in den ersten Gang zurückschalten. Das gibt es nicht oft und stellt die Fahrer mit einem eher flüssigen Stil vor Probleme."

"Ich liebe die Strecke, auch wenn sie viel schwieriger zu lernen ist als diejenige von Katar", begann Moto2-Rookie Robin Mulhauser, der auf Rang 34 landete. "Der Streckenverlauf ist kompliziert, und das Niveau in der Moto2-Klasse ist über den Winter weiter gestiegen. Auch wenn ich selber immer schneller werde, mutet es doch eigentümlich an, wenn ich mich ganz hinten in der Rangliste sehe. Immerhin habe ich noch viele Reserven, wir arbeiten fieberhaft mit der ganzen Truppe und ich gebe mir Mühe, nicht schon wieder wegen der allgegenwärtigen Air Condition krank zu werden. Das Wetter ist gut, es ist warm und ich bin glücklich, hier zu sein. Und je schneller meine Fortschritte kommen, umso glücklicher werde ich sein."

Tom Lüthi zum Start im Mittelfeld

Für Tom Lüthi verlief der erste Tag in den USA durchwachsen. Der Schweizer war zum ersten Mal auf dem Circuit Of The Americas unterwegs, nachdem er das Debüt-Rennen im vergangenen Jahr verletzungsbedingt verpasste. "Ich habe mir vom Circuit Of The Americas Videos angeschaut, bin die Strecke abgelaufen und mit dem Roller abgefahren, doch natürlich fehlt uns die Erfahrung aus dem Vorjahr, deshalb haben wir viel Aufholarbeit zu leisten", resümierte Lüthi schon fast erwartungsgemäß.

Am Ende des ersten Trainingstages reichte es immerhin zum elften Platz, der Rückstand auf die Spitze betrug dabei 0,865 Sekunden. Für das anstehende Qualifying gibt sich der Suter-Pilot zuversichtlich: "Einen kleinen Schritt haben wir gemacht, doch es wird uns nichts geschenkt, ganz klar. Es ist schwierig, aber Schritt für Schritt geht´s vorwärts, wir müssen nur konsequent weiterarbeiten." An der Leistung der Maschine liegt es jedenfalls nicht, denn mit 276 km/h belegte Lüthi in der Geschwindigkeitswertung den ersten Platz. Trotzdem steht für das finale Training noch ein wenig Arbeit auf dem Programm. "Auf der Bremse fühle ich mich wohl, aber am Fahrverhalten in der Kurve selbst, wo das Motorrad die Spur noch nicht hält, müssen wir arbeiten", sagt Lüthi.

Cortese erneut mit heftigem Abflug - aber unverletzt

Sandro Cortese erlebte hingegen einen deutlich schwierigeren Start ins zweite Moto2-Rennwochenende der Saison. Mit seiner schnellsten Zeit von 2:11.799 Minuten belegte der Dynavolt Intact GP-Pilot auf seiner Kalex lediglich Tagesrang zwölf - rund eine Sekunde hinter dem Schnellsten Johann Zarco. Drei Wochen nach seinem schweren Sturz im Anschluss an das Qualifying in Katar zeigte sich Cortese durch den erlittenen Bruch des Sprungbeins zwar nicht beeinträchtigt, jedoch musste er kurz vor Ende des zweiten Freien Trainings einen weiteren heftigen Abflug hinnehmen.

Cortese blieb zwar unverletzt, allerdings wurde seine Rennmaschine nach mehrfachen Überschlägen stark in Mitleidenschaft gezogen. "Mir geht es soweit gut. Im Moment kann ich nicht sagen, was genau der Grund für den Sturz war. Mir ist das Hinterrad ausgebrochen. Es war ein schwerer Sturz und ich habe Glück gehabt, dass nicht mehr passiert ist", schildert Cortese seine bangen Momente. "Ich habe mich eigentlich auf dem Motorrad wohl gefühlt. Jetzt können wir nur schauen, dass die Jungs das Motorrad wieder in Ordnung bekommen und dann müssen wir morgen wieder angreifen.".

Verhaltener Start für Marcel Schrötter

Gemischte Gefühle gab es am Ende des ersten Tages in den USA bei Marcel Schrötter. Der Tech-3-Pilot kam in den ersten Trainings zwar besser zurecht als beim Saisonauftakt in Katar, war auf Platz 16 aber dennoch weit von einer Spitzenposition entfernt. "Im ersten Training war ich noch etwas träge, aber dafür ist mir am Nachmittag eine deutliche Steigerung gelungen. Insgesamt betrachtet wollten aber die schnellen Zeiten noch nicht wirklich gelingen. Allerdings wenn man es genau nimmt, war auch FP2 keine gute Session", bilanziert der Deutsche am Ende des Freitags.

Besonders ärgerlich sei gewesen, dass Schrötter nur wenige aussagekräftige Runden auf den Asphalt legen konnte, so wurde wertvolle Trainingszeit verschenkt. "Während dem zweiten Training haben wir auch an der Getriebeübersetzung getüftelt. Den optimalen Stand haben wir allerdings noch nicht gefunden, daher werden morgen bestimmt noch ein paar unterschiedliche Dinge probiert", sagt Schrötter, der sich am Samstag vor dem Qualifying noch mit der optimalen Reifenwahl beschäftigen will. "Heute bin ich die meiste Zeit mit der harten Mischung gefahren und ich habe erst in der zweiten Hälfte von FP2 die weiche Option ausprobiert. Ehrlich gesagt habe ich mich damit nicht rundum wohl gefühlt, obwohl ich damit meine schnellste Rundenzeit gefahren bin. Vielleicht können wir morgen das Motorrad besser dafür abstimmen."

Folger frustriert mit den harten Hinterreifen

Trotz sturzfreien Tages erging es Jonas Folger noch deutlich schlechter als Landsmann Cortese. Nach großen Problemen mit den Reifen in der zweiten Trainingssession kam er nicht über den 21. Rang heraus - und lag dabei knapp 1,8 Sekunden hinter der Spitze. Wie groß die Schwierigkeiten Folgers mit den harten Hinterreifen am Nachmittag tatsächlich waren, zeigt die Tatsache, dass er trotz deutlich verbesserter Strecke nicht an seine Bestzeit der ersten Trainingseinheit herankam.

"In den ersten Runden heute Vormittag habe ich mich enorm schwer getan in einen runden Rhythmus zu kommen und die Linienwahl auf die Reihe zu bringen. Zudem waren die Grip-Verhältnisse nicht sonderlich hilfreich dabei", schildert Folger die Schwierigkeiten der ersten Session. Das zweite Training toppte dies jedoch noch einmal – in negativer Hinsicht. "Aufgrund des Reifenkontingents waren wir gezwungen am Nachmittag nur die härtere Mischung für hinten zu verwenden. Und diese funktioniert offenbar überhaupt nicht hier." Immerhin gelang es Folger, Handling der Maschine sowie das Bremsverhalten noch zu verbessern."

Schwarzer Tag für Krummenacher

Randy Krummenacher erlebte zum Auftakt des Grand Prix of the Americas einen durchwachsenen Trainingstag. Nach einem mühsamen Start im ersten Freien Training steigerte sich der Suter-Pilot während der zweiten Session zwar deutlich, allerdings wurde er gegen Ende von der stark aufkommenden Konkurrenz bis auf Rang 25 durchgereicht. Mit seiner Bestzeit von 2:13.159 Minuten lag der Schweizer dabei rund 2,3 Sekunden hinter Spitzenreiter Johann Zarco, fuhr jedoch zumindest konstante längere Stints.

Entsprechend zurückhaltend fiel dann auch das Fazit Krummenachers aus: "Mit dem heutigen ersten Trainingstag bin ich nicht restlos zufrieden, denn zu Beginn wollte mir einfach kaum etwas gelingen. Immerhin habe ich meine Rundenzeit im zweiten Training noch um eine halbe Sekunde verbessern können." Für den Samstag erhofft sich der Zürcher einen deutlichen Schritt nach vorne, um dem Wochenende eine positive Wendung zu geben. "Bezüglich der Reifenwahl haben wir heute schon sehr wertvolle Erkenntnisse gewonnen, sodass wir nun wissen, was auf dieser Piste besser funktioniert. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind."