Hättest du dir vorstellen können, die Saison mit einem Sieg in Valencia zu beenden?
Nico Terol: Ich wusste, dass ich eine Chance hatte, denn ich liebe den Ricardo Tormo Circuit und ich war dort immer gut. Ich konnte mich noch gut an das Podium im letzten Jahr erinnern und ich war überzeugt, dass es mir noch einmal gelingen würde, obwohl mir nicht klar war, dass ich gewinnen konnte, denn die Moto2 ist wirklich hart. Meine Pace war im Training gut, aber ich brauchte noch etwas extra, was wir am Samstagnachmittag fanden und dann am Sonntagmorgen im Warm-Up, als das Setup stand. Ich war Schnellster in dieser Session und ich wusste, dass ich die Chance hatte, das Rennen zu gewinnen.

Du standst dort schon auf dem Podium, hast einen Titel gewonnen und es gibt sogar eine Kurve, die nach dir benannt ist. Aber zuvor hattest du auf dem Ricardo Tormo Circuit noch nie ein Rennen gewonnen. War das sozusagen ein Muss für dich?
Nico Terol: Teilweise schon. All die vorherigen Erfolge waren auf ihre Weise unglaublich, aber ich wollte gewinnen. Auf dem Ricardo Tormo Circuit Weltmeister zu werden, war wundervoll für mich. Ich dachte, dass ich dieses Rennen gewinnen hätte können, aber meine Reifen bauten zu stark ab und ich musste konservativ fahren und an den Titel denken. Ich würde dennoch nichts am 125er Titelgewinn 2011 ändern wollen, aber ich habe mir schon immer überlegt, wie schön es wäre, mein Heimrennen zu gewinnen und am Ende bekam ich diese Chance. Das war ein unglaubliches Gefühl.

Wie fühlt es sich denn an, auf dem Ricardo Tormo Circuit zu gewinnen?
Nico Terol: Wenn man über die Ziellinie fährt und sein ganzes Team an der Boxenmauer sieht, ist das schon etwas Besonderes und ich hatte in diesem Jahr noch zusätzliches Glück, denn die Tribünen waren komplett voll. Sobald ich auf der Auslaufrunde in Kurve eins kam, begann ich ihnen zuzuwinken und dann in der Doohan Kurve konnte ich die 'Traca' anzünden, rannte zu den Tribünen und zeigte den Fans meine Dankbarkeit für ihre Unterstützung. Es fühlte sich an, als würde sich die Rennstrecke bewegen, es war wunderbar. Ich habe es genossen wie ein kleines Kind: Die Saison mit einem Sieg zu beenden ist natürlich noch ein zusätzlicher Bonus, um sich auf das nächste Jahr vorzubereiten.

Du hast den Rundenrekord in Valencia um nur zwei Tausendstelsekunden an deinen Teamkollegen Jordi Torres verloren. Es scheint, als hättest du ein super Verhältnis zu ihm - obwohl ihr Rivalen seid.
Nico Terol: Ich habe eine großartige Beziehung zu Jordi - auf und abseits der Rennstrecke. Sobald wir unsere Kombis anziehen, wissen wir beide, dass es an der Zeit ist, ernst zu werden und hart zu arbeiten, aber sonst machen wir immer Witze und haben Spaß. Wir haben ein enges Verhältnis und ich weiß, dass ich mit ihm über alles reden kann, obwohl wir hauptsächlich natürlich über Motorräder reden! Der Fakt, dass wir beide schnell sind, hilft uns sehr. Wir haben eine gesunde Rivalität, die uns dabei hilft, uns gegenseitig zu pushen und sicherzustellen, dass wir uns konstant verbessern. Natürlich muss man auf der Strecke zuallererst auf sich selbst schauen, aber wenn wir uns gegenseitig helfen können, dann machen wir das immer. Aus persönlicher Sicht würde ich sagen, dass ich schüchterner bin und Jordi etwas mehr aus sich herausgeht, aber wir ergänzen uns gegenseitig gut. Wir wissen beide, wie hart es war, dahin zu kommen, wo wir jetzt sind und deshalb arbeiten wir beide auch so hart. Der Fakt, dass wir beide unkomplizierte Typen sind bedeutet, dass wir gut miteinander auskommen.

Denkst du, du hättest anders fahren müssen wenn Pol Espargaro nicht gestürzt wäre?
Nico Terol: Ich glaube nicht. Ich konnte sehen, dass er etwas über dem Limit unterwegs war und habe deshalb in manchen Passagen etwas Gas rausgenommen. Mir war klar, dass seine aggressive Fahrweise früher oder später den Reifen schaden würde und der Verschleiß war schon das ganze Wochenende ein Problem der Kalex-Piloten. Mein Plan war also von Anfang an ruhig zu bleiben und das ganze Rennen konstant zu pushen. Das habe ich dann auch nach Pols Crash gemacht.

Drei Siege, ein zweiter Platz und deine erste Pole Position in der Moto2 - wie bewertest du deine Saison?
Nico Terol: Ich würde sagen meine zweite Moto2-Saison war positiv, nicht nur wegen der Podiumsplatzierungen sondern auch, weil ich viel gelernt habe. Wir haben die Weltmeisterschaft auf Platz sieben mit drei Siegen beendet, aber wir müssen in Zukunft noch konstanter werden. Nach Pol habe ich zusammen mit Scott Redding und Esteve Rabat die meisten Rennen gewonnen und mein Teamkollege Jordi und ich waren die einzigen Suter-Fahrer, die einen Grand-Prix-Sieg feiern konnten. Das zeigt, dass wir großes Potenzial haben und das Team sehr gute Arbeit geleistet hat. Nun müssen wir unsere Erfahrung möglichst gut nutzen und sicherstellen, dass wir nicht wieder dieselben Fehler machen.

Wie ist es möglichst, dass du drei Rennen gewonnen hast und in anderen soweit zurück lagst?
Nico Terol: In Le Mans bin ich gestürzt, weil mein Visier angelaufen ist und ich eine Pfütze erwischt habe. In Barcelona haben wir nicht das richtige Setup gefunden und waren verloren. Wenn das passiert, kann man sehr schnell an Boden verlieren. Der Ausfall am Sachsenring war sehr schade, denn ich bin auf Rang neun gelegen als das Bike kaputtging. In Indianapolis habe ich gepunktet, aber es wäre viel mehr möglich gewesen. Ich war unterwegs, im weiteren Rennverlauf aber völlig dehydriert und musste meine Pace deutlich verlangsamen um es überhaupt ins Ziel zu schaffen. In Malaysia bin ich schließlich gestürzt. Das passiert mir nicht oft, aber in dieser Klasse muss man so am Limit fahren, dass man manchmal mehr Risiko eingeht als man sollte. Diese Saison hat uns gezeigt, dass wir konstanter werden müssen.

Welcher war dein schönster Sieg in diesem Jahr?
Nico Terol: Es ist schwer einen herauszuheben. Der erste in Austin war etwas Besonderes, denn es war mein erster Moto2-Sieg und die erste Ausgabe des Grand Prix von Texas. In einer so ausgeglichenen Serie steigert ein Erfolg dein Selbstvertrauen ungemein. Aragon war auch schön, weil ich das gesamte Wochenende dominiert habe wie früher in der 125ccm-Klasse. Der Sieg in Valencia war aber ganz speziell. Dort ist eine Kurve nach mir benannt, dort habe ich meinen WM-Titel geholt und ich liebe die Fans dort. Es war ein perfektes Wochenende für mich, meinen Teamkollegen Jordi, das Team und die Sponsoren.

Im letzten Jahr hast du in Valencia ein Podium geholt, dass dir geholfen hat die weiterzuentwickeln. Bedeutet dein Sieg in diesem Jahr, dass du bereit bist einen weiteren Schritt nach vorne zu machen?
Nico Terol: Das hoffe ich natürlich. Wir alle wissen, dass die Moto2 eine sehr schwierige Klasse ist, aber jetzt haben wir ein weites Jahr Erfahrung. Wir haben uns deutlich gesteigert und unser Ziel für nächste Saison ist, konstant vorne mitzufahren.

Kommst du damit zurecht, als Titelanwärter gehandelt zu werden?
Nico Terol: Ich glaube nicht, dass ich das bin, aber wenn das manche so sehen stört es mich nicht. Was auch immer über den Winter passiert, mein Zugang wird derselbe sein. Ich werde jeden Tag hart arbeiten um den Herausforderungen gewachsen zu sein. Dann werden wir sehen, wo wir am Ende der Saison stehen. Wenn wir schon zu Beginn an den Titel denken ist das nicht gut. Ich will einfach in jedem Rennen an der Spitze fahren, von Lauf zu Lauf blicken und nicht daran denken, was am Ende passieren könnte.

Wie sind die Wintertests bisher gelaufen?
Nico Terol: Es war gut, ein paar Runden zu fahren und ein anderes Gefühl zu kriegen. Wir konnten viele Informationen über das neue Chassis sammeln und haben den Suter-Ingenieuren unser Feedback gegeben, so dass sie daran arbeiten können. Wir müssen noch ein paar Dinge entscheiden und das Chassis muss noch in einigen Bereichen verbessert werden, zum Beispiel beim Bremsen. Außerdem haben wir auch viel mit dem 2013er-Modell gearbeitet und einige gute Lösungen gefunden. Wir können also optimistisch für die Zukunft sein.

Worauf freust du dich im Winter?
Nico Terol: Vor allem darauf, zu entspannen und Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Ich glaub zu Weihnachten werde ich mit Freunden ein paar Tage Skifahren gehen, das macht mir sehr viel Spaß. Dann werde ich dasselbe Winterprogramm wie immer abspulen. Ich werde viel in den Bergen trainieren um fit für die Testfahrten zu werden.

Beschreibe die Saison 2013 in wenigen Worten.
Nico Terol: Ein Lehrjahr in einer extrem harten Klasse. Ich habe versucht in jedem Rennen mein Bestes zu geben und Spaß zu haben.