Riesenüberraschung beim Katalonien-Grand Prix in Barcelona: Mit einer heroischen Fahrt sicherte sich Tom Lüthi den dritten Platz in der Moto2-Klasse und feierte nach monatelangem Kampf mit einer langwierigen Armverletzung den ersten Podestplatz der Saison.

Nachdem er in der Qualifikation mit vermeintlichen Getriebeproblemen auf den zehnten Startplatz zurückgefallen war, gaben die Techniker fürs Rennen wieder grünes Licht: Bei einer genauer Untersuchung von Lüthis Suter hatte sich herausgestellt, dass nicht das Getriebe, sondern gebrochene Zähne am Hinterradritzel für die Probleme verantwortlich gewesen waren.

Dass ein Startplatz in der vierten Reihe für einen Fahrer mit der Entschlossenheit Lüthis kein großes Handicap sein muss, bewies der 26jährige Star des Teams Interwetten Paddock mit einem Raketenstart, mit dem er sich am dichtgedrängten Feld auf dem Weg in die erste Kurve außen vorbeischob und den dritten Rang übernahm. Bei den ersten drei Zieldurchfahrten noch an fünfter Stelle, überholte er in Runde sechs WM-Leader Scott Redding, holte sich den dritten Platz zurück und behauptete sich mit einer fehlerlosen Fahrt hinter den spanischen Lokalmatadoren Pol Espargaró und Esteve Rabat. Bei seiner heißen Verfolgungsfahrt drehte Lüthi außerdem die schnellste Rennrunde und bestätigte auch mit dieser Leistung, dass er erfolgreich in die Weltspitze zurückgekehrt ist.

Tom Lüthi: Ich bin super happy, es ist ein schönes Gefühl, wieder da zu sein! Am Start habe ich gesehen, dass alle nach innen ziehen; ich habe mich schon vorher an das Rennen von 2010 erinnert, wo Alex Debon ganz innen übers Gras gerattert ist und eine Massenkarambolage ausgelöst hat. Ich bin deshalb außen geblieben, hatte Platz und gleichzeitig super Windschatten, und so konnte ich spät bremsen. Fast hätte es sogar gereicht, den zweiten Platz zu übernehmen, doch ich war eingangs der ersten Kurve einen Tick zu spät dran, war auch einen Gang zu hoch, hatte deshalb keine Motorbremse und musste etwas aufmachen. Ich habe abgekürzt und mich sicherheitshalber auf Platz drei wieder eingereiht. Bis zur Mitte des Rennens konnte ich gut fighten und einmal sogar wieder an die beiden Spanier an der Spitze aufschließen, weil Pol vorne einen kleinen Fehler gemacht hat. Gleichzeitig habe ich gemerkt, dass der Edge-Grip und die Tra ktion aus den Kurven nicht gereicht hat. Ich musste abreißen lassen, und dann hat der Kampf mit dem Arm angefangen. Ich musste konzentriert bleiben darauf, keine Fehler zu machen, und das war der schwierige Teil des Rennens. Trotzdem ging es insgesamt von den Schmerzen her ziemlich gut, sogar auf der Bremse. Im Vergleich zum letzten Rennen in Mugello habe ich Riesen-Fortschritte gemacht.

Daniel M. Epp, Teambesitzer: Wir haben schon nach dem Lauf in Mugello berechtigte Hoffnungen gehabt, dass wir wieder in der Spitzengruppe zurück sind. Dass es hier gleich so gut laufen und Tom einen Podestplatz erkämpfen würde, haben so nicht erwartet, doch Tom hat mit einem sehr riskanten Start schon zu Beginn des Rennens seine Entschlossenheit gezeigt. Er hat das Rennen dann absolut überzeugend durchgezogen. Für Tom war das mit seiner Verletzung die bislang größte Leistung überhaupt, einfach unglaublich. Er hat eine derart gute Grundfitness, dass es gereicht hat, auch eine solche Beanspruchung in der Hitze heute durchzustehen. Gut war, dass er nicht so viel hart überholen musste, denn das ist etwas, was mit der Verletzung noch nicht so gut geht. Wir sind wieder zurück im Geschäft!