Der 26-jährige Pilot des Teams Interwetten Paddock kam in der Schlussphase zur Feinabstimmung seiner Suter MMX2 an die Box, fuhr dann noch einmal auf die Strecke hinaus und wartete geduldig ab, bis er freie Bahn hatte. In der 16. von insgesamt 17 Runden im zweiten freien Training spulte er dann eine fehlerlose Runde ab, setzte sich als bester Suter-Pilot in Szene und lag dabei nur um 37 Hundertstelsekunden hinter dem Trainingsschnellsten Briten Scott Redding zurück. Lüthis Husarenstück in Le Mans war umso bemerkenswerter, als er auch weiterhin mit heftigen Schmerzen im rechten Arm zu kämpfen hat. Die Heilung des komplizierten Ellbogenbruchs, den er sich bei einem Test-Sturz im Februar zugezogen hatte, verläuft zwar weiterhin gut, Lüthi wird mit jedem Tag seines intensiven Physiotherapieprogramms, das er zuhause in der Schweiz absolviert, stärker und beweglicher.

Trotzdem ist er auch drei Monate nach dem Unfall noch weit von seiner Bestform entfernt. Die harten Bremszonen von Le Mans sind eine besonders hohe Belastung für seinen Arm. Lüthis Gefühle im Hinblick aufs Rennen am Sonntag sind deshalb auch gemischt: Einerseits ist Le Mans eine seiner Lieblingsstrecken, wo er sein Können auf der Bremse schon mehrfach nachdrücklich demonstriert und drei seiner insgesamt sieben Grand Prix-Siege gefeiert hat. Doch gleichzeitig stellt sich die Frage, ob er eine komplette Renndistanz in vollem Tempo durchstehen kann.

"Heute war ein super Tag - unglaublich! Wir haben die richtigen Änderungen gemacht für die letzten Runden, ich bin nochmals auf die Strecke hinausgefahren, und dann hat im entscheidenden Moment alles gepasst. Hier in Le Mans habe ich drei Siege in zwei verschiedenen Klassen gefeiert und bin schon immer gut klar gekommen. Das Bremsen ist krass hier, was mir besonders gefällt, doch gleichzeitig macht es mir auch ein bisschen Sorgen, vor allem, wenn ich an die Renndistanz denke. Ich habe jetzt schon Probleme, ein paar Runden lang hart am Limit zu fahren. Der Arm ist immer noch ein Riesen-Handicap, die Schmerzen sind einfach da, vor allem in den Weichteilen, der Gelenkkapsel und den Bändern, die hier besonders gestresst werden. Nach dem Jerez-Grand Prix ging es zwar weiter vorwärts mit der Heilung, ich konnte gut trainieren und habe jetzt mehr Kraft und Stabilität, vor allem in der Schulter. Doc h die Schmerzen sind weiterhin ein großes Problem. Bei nassen Bedingungen wären die Belastungen geringer, weil weniger hart gefahren wird. Dafür steigt das Sturzrisiko - deshalb ist es mir lieber, wenn es am Sonntag trocken ist", resümierte Lüthi.