Wie oft hast du vom Sieg am letzten Sonntag geträumt?
Nico Terol: Ich habe schon lange davon geträumt, die Moto2 zu gewinnen. Letztes Jahr schien es meilenweit entfernt, aber das Podium beim letzten Rennen der Saison hat uns den nötigen moralischen Anschub gegeben und wir konnten in der Vorsaison darauf aufbauen. Ich begann zu realisieren, dass wir eine Chance haben können und obwohl ich keine dummen Ideen haben wollte, wusste ich, dass der Sieg nahe war. Nun können wir ihn genießen.

War es so wie du es dir vorgestellt hast?
Nico Terol: Mehr oder weniger, ja. Ich habe mir ein wirklich lustiges Rennen vorgestellt, das ich am Ende gewinnen kann.

Man sagt, dass man seinen ersten Sieg nie vergisst und das war dein erster in der Moto2...
Nico Terol: Ich liebe es. Mein erster 125er Sieg in Indianapolis 2008 war etwas Unglaubliches und ich werde immer daran denken, aber in der Moto2 zu gewinnen ist eine wirklich große Sache mit Bezug auf meine Zukunft. Ich blieb beim Start ruhig, habe auf meinen Moment gewartet und habe ab dann nur noch gepusht. Die Strategie hat perfekt funktioniert. Das ist eine harte Kategorie, alles ist sehr eng, also ist ein Moto2-Sieg etwas ganz Besonderes.

Konntest du es richtig verarbeiten?
Nico Terol: Als ich Montagmorgen aufwachte, hatte ich es verinnerlicht. Ich bin schon früh aufgewacht, denn ich war unruhig und als ich es realisierte, war mir auch klar warum. Ich bin aus dem Bett gesprungen und konnte die Heimreise kaum noch abwarten, um alles noch einmal mit dem Team zu erleben und es natürlich daheim mit meiner Familie zu teilen.

Wie hat es sich angefühlt, als du über die Ziellinie gefahren bist?
Nico Terol: Eine Erleichterung, wie die Bestätigung, dass man alles erreichen kann, was man will, nachdem man hart für etwas gearbeitet hat. Harte Arbeit - ohne jemals das Handtuch zu werfen - zahlt sich immer aus. Ich fühlte mich sehr glücklich, als ich über die Ziellinie fuhr.

Welche waren deine bisherigen Lieblingssiege?
Nico Terol: Dazu gehört mein erster Sieg in Indianapolis. Der Sieg am letzten Sonntag gehört auch dazu, schon allein wegen seiner Bedeutung. Es ist der Wendepunkt zwischen dem Nico aus der 125er und dem Nico der Moto2. Mein Sieg in Mugello, als ich eine Verletzung am Finger hatte, in dem Jahr meines 125ccm-Titels, war auch etwas sehr Besonderes, denn er hat viel Tapferkeit verlangt und half mir zu verstehen, dass Schmerzen einen noch stärker machen können. Ich habe auch großartige Erinnerungen an meinen ersten 125er Sieg im Motorland. Das war ein unglaubliches Wochenende für uns.

Es scheint, als wäre Amerika ein Fan von dir...
Nico Terol: Ja, aber ich glaube es ist eher ein Zufall, dass ich schon vier Rennen in Amerika gewonnen habe, besonders wenn man bedenkt, dass Indianapolis eine ganz andere Streck eist als der Circuit of the Americas, der technisch sehr anspruchsvoll ist. Indianapolis hat auch seine Geheimnisse, aber die meisten Fahrer fühlen sich dort wohl. Aber ich fahre gern in den USA. Ich liebe das Land und jedes Jahr freue ich mich mehr darauf, dort Rennen zu fahren. Vielleicht werde ich nach meiner MotoGP-Karriere in die AMA wechseln! [lacht]

Nico Terol feierte 2008 in Indianapolis seinen ersten GP-Sieg , Foto: A. Northcott/AJRN Sports
Nico Terol feierte 2008 in Indianapolis seinen ersten GP-Sieg , Foto: A. Northcott/AJRN Sports

Als Fahrer macht man normalerweise kleine Schritte nach vorne, aber am Sonntag hast du einen riesen Sprung gemacht…
Nico Terol: Das stimmt. Manchmal scheint es, als würde ich kleine Schritte machen, wenn sie in Wirklichkeit aber groß sind. Man muss das im Rennen nicht immer unbedingt sehen, wie in Katar, als wir ein großartiges Wochenende hatten, aber am Sonntag einfach nicht alles zusammenpasste. Es schien, als hätten wir keine Fortschritt gemacht, aber wir hatten. Das Wichtigste ist, Stärke und Vertrauen aufzubauen und dazu bereit zu sein, den Job fantastisch abzuliefern, wenn du die Chance dazu hast.

Hast du dir schon einmal die Meisterschaftswertung und die Tatsache angesehen, dass du mit 27 Punkten nur vier Zähler hinter Redding liegst?
Nico Terol: Natürlich, obwohl ich dem nicht allzu viel Beachtung schenke. Es ist schön, dort oben zu stehen, aber wir haben erst begonnen. Es ist noch immer viel Arbeit zu tun und wir können es uns nicht leisten, abzuheben. Wir können träumen, aber unsere Träume können nur dann Wirklichkeit werden, wenn wir hart arbeiten. Sicherlich ist es ein riesiger Antrieb, an der Spitze der Moto2 zu fahren. Aber es ist nur ein Schritt nach vorn und wir müssen weitermachen. Der Sieg hat bewiesen, dass ich ganz vorne sein kann und nun müssen wir jedes weitere Wochenende darum kämpfen.

Wie ist der Sieg zustande gekommen? Was waren deine ersten Impressionen, als du am Donnerstag die Strecke gesehen hast?
Nico Terol: Ich bin den den USA angekommen, war ich immer noch ein wenig von den Geschehnissen in Katar angefressen, als ich es nicht hinbekommen habe. Ich wollte es unbedingt wieder gutmachen. Ich mochte die Strecke, habe mich aber nicht ganz wohl gefühlt. Ich bin eine Runde gelaufen und eine weitere auf dem Roller gefahren, aber mehr war nicht möglich, da sie die Strecke gesperrt haben. Ich habe mir zuvor ein Formel-1-Spiel gekauft und habe es Zuhause schon ein wenig gespielt, daher wusste ich, dass es schnelle und langsame Ecken sowie einige lange Geraden gibt. In Katar hatten wir noch Probleme mit der Höchstgeschwindigkeit, daher war ich aufgrund der langen Geraden in Austin besorgt. Aufgrund der Tatsache, dass es eine technisch schwierige Strecke ist, weiß man zuvor auch nicht, ob der eigene Fahrstil passt. Ich habe einfach versucht vom ersten Training an hart zu attackieren und so schnell wie möglich Grip zu finden. Die ersten Runden lief es noch nicht so gut, das ist normal auf einer neuen Strecke, aber dann habe ich die ganze Motivation aus Katar freigelassen und die schnellste Zeit der Session gefahren, das war ein guter Start.

Wann hast du realisiert, dass du am Ende um den Rennsieg kämpfen würdest?
Nico Terol: Ich habe nach dem ersten Training viel nachgedacht, wollte mich davon aber nicht irritieren lassen. Ich wollte mich nicht von meiner Position beunruhigen lassen, sondern sicherstellen, dass ich auf der Strecke alles geben kann - im Training und im Rennen. Im Warm-up lief es schon ziemlich gut und da haben sich die Gedanken an ein Podestplatz langsam manifestiert, trotzdem wollte ich ruhig bleiben und keine Fehler machen. Der Start war typisch für ein Rennen der Moto2 mit viel Verkehr und Zweikämpfen in jeder Kurve, aber ich habe tief durchgeatmet und einige gute Überholmanöver gefahren. Ich bin immer stärker geworden und habe an mich geglaubt. Als ich Redding eingeholt habe, hatte ich zwei Gedanken - soll ich hinter ihm bleiben und seine Linie studieren oder ihn unter Druck setzen, solange ich die Pace habe? Ich habe gesehen, dass sein Motorrad stark rutscht und es so aussah, als wenn er Probleme bekommen würde, daher habe ich mich für das Risiko entschieden und blieb bis zur Ziellinie vor ihm.

Das nächste Rennen findet in Jerez statt. Hat man bei einem Heimrennen immer besonders viel Motivation?
Nico Terol: Mit einem Sieg im Gepäck nach Jerez zu kommen, ist einfach fantastisch. Ich liebe die Strecke und vor all den Fans zu fahren, sollte ein tolles Wochenende werden. Ich bin wirklich sehr motiviert, nachdem was auf dem Circuit of the Americas passiert ist und werde versuchen, wieder an der Spitze zu kämpfen.

Nico Terol zeigt aktuell, dass sich harte Arbeit auszahlt…
Nico Terol: Ja. Ich weiß, dass ich das Talent habe, aber ich muss weiter hart arbeiten und es polieren. Es passiert nichts von alleine, ich muss viel arbeiten. Ich bin sehr ehrgeizig und selbst wenn es mal nicht so läuft, kann ich die Ziele, die ich mir gesteckt habe, erreichen. In meinem Fall zahlt sich harte Arbeit aus.

In welcher Art und Weise hat dir deine Verbindung zum MAPFRE Aspar Team geholfen, zurück an die Spitze zu gelangen?
Nico Terol: In der 125er hatte ich ein System und die Erfahrung, die es mir erlaubt haben, vorne mitzufahren. Meistens alleine, ich habe nie eine Referenz nötig, da ich klare Vorstellungen hatte. Ich hatte nie ein Problem damit, richtig auf Touren zu kommen, aber nach sieben Jahren und dem Wechsel in die Moto2 war alles neu für mich. Es fiel mir schwer, mich an das Motorrad und die Klasse zu gewöhnen, ständig habe ich nach dem Anschluss gesucht. Sehr wichtig für mich war, dass ich nie unter Druck gesetzt wurde. Ich als Fahrer setze mich selbst genügend Druck aus. Ich ruhe mich nie aus und ich schaue immer, wo ich mich verbessern kann oder ob ich etwas falsch mache. Das Team und alle Leute um mich herum haben nie das Vertrauen in mich verloren und haben mir genug Zeit gegeben, meine Ziele zu erreichen, ohne mich unter Druck zu setzen. Das hat es mir erlaubt, wieder dorthin zu gelangen, was ich am besten kann - und das ist, schnell auf einem Motorrad zu fahren.