Pol, war es für dich ein besonderes Erlebnis, hier in Le Castellet bei dem Motorrad-Event mit Motorsportgrößen wie Michael Schumacher und John McGuinness zu fahren?
Pol Espargaro: Ja, das war wirklich ganz besonders - und völlig anders als sonst. Normalerweise reise ich an die Rennstrecken, um Bestzeiten zu fahren und Rennen zu gewinnen. Bei diesem Event ging es nur darum, Spaß am Motorradfahren zu haben und einen tollen Tag mit all den Stars der Szene zu verbringen.

Dein WM-Rivale Marc Marc Marquez steigt zur kommenden Saison in die MotoGP auf. Hättest du selbst auch gern diesen Schritt schon jetzt gemacht?
Pol Espargaro: Ja, das war mein Plan. Alle Fahrer wollen so schnell wie möglich in der MotoGP fahren, aber das ist nicht immer die beste Option. Wenn man keine Chance hat, ein gutes Motorrad zu bekommen, muss man etwas warten. Das habe ich in diesem Jahr gemacht. Ich hatte ein paar Angebote aus der MotoGP, doch diese waren nicht so gut für mich und meine Zukunft. Ich bin noch jung und will nichts übereilen.

Espargaro mit Schumacher, Mamola und Co. in Le Castellet, Foto: Monster/Milagro
Espargaro mit Schumacher, Mamola und Co. in Le Castellet, Foto: Monster/Milagro

Bei welchem Team würdest du in der MotoGP am liebsten fahren?
Pol Espargaro: Honda und Yamaha sind derzeit die stärksten Teams und ich mag sie auch. Aber es ist schwierig, von einem der Top-Teams verpflichtet zu werden und deshalb warte ich lieber etwas ab. Ich habe das Ziel, einer der besten MotoGP-Fahrer zu werden und bin bereit, hart dafür zu arbeiten.

Da Marquez nicht mehr in der Moto2 fährt, bist du automatisch der Favorit auf den Titel 2013. Wie stehst du dazu?
Pol Espargaro: Warten wir lieber erst einmal ab. Manche Leute haben gesagt, dass es in der kommenden Saison einfach für mich werden würde, aber in der Motorradwelt kann so viel passieren. Deshalb müssen wir Rennen für Rennen angehen und schauen, wie es läuft. Ich bin sicher, dass es in der kommenden Saison nicht einfacher für mich wird.

2013 fährt du auch gegen Moto3-Weltmeister Sandro Cortese. Was hältst du von ihm?
Pol Espargaro: Sandro ist ein sehr guter Fahrer. Ich kann dir sagen: Um eine Weltmeisterschaft zu gewinnen, musst du richtig was drauf haben. In der Moto2 fährt er eine Kalex-Maschine, das ist ein gutes Bike, also kann er sich gute Chancen auf starke Resultate ausrechnen. Er muss schnell Vertrauen ins Bike entwickeln, dann geht es auch nach vorn - aber bitte nicht zu weit!

Du hast eine enge Verbindung zu deinem Bruder Aleix. Tauschst du dich häufig mit ihm über die MotoGP aus?
Pol Espargaro: Aleix ist der einzige im Fahrerlager, dem ich zu 100 Prozent vertraue. Dank ihm habe ich mehr Vertrauen in dieser Motorrad-Welt und er kann mir sagen, was ich tun oder sagen soll. Für uns beide ist diese enge Beziehung sehr wichtig.

Aleix hatte ebenfalls eine starke Saison, in der MotoGP war er bester CRT-Pilot. Bit du stolz auf ihn?
Pol Espargaro: Ja, Aleix kann mit seiner Leistung absolut zufrieden sein. Er fuhr eine unglaubliche Saison. Es ist nicht immer einfach, ein neues Bike zu bekommen und es mit zu entwickeln. Das ist dem Team und ihm aber toll gelungen. Außerdem hat er sich im teaminternen Duell gegen Randy de Puniet durchgesetzt - das war keine einfache Herausforderung.

Wäre es nicht etwas Besonderes, wenn du 2014 gegen deinen Bruder in der MotoGP fahren würdest?
Pol Espargaro: Ich weiß nicht, ob mir das so sehr gefallen würde. Ich würde eher ungern gegen ihn in der gleichen Klasse fahren; er ist mein Bruder und da habe ich noch etwas mehr Respekt als vor den anderen Fahrern. Wenn ich ihn im Rennen beispielsweise überholen könnte, würde ich extrem aufpassen, dass nichts Schlimmes passiert.

Wer wäre denn deiner Meinung nach der bessere Fahrer?
Pol Espargaro: Oh, das weiß ich nicht. Ganz schwierig zu sagen, weil wir völlig unterschiedliche Charaktere sind und ganz andere Fahrstile haben. Auf jeden Fall fahre ich nicht gern gegen meinen Bruder.

Unternehmt ihr in eurer Freizeit viel miteinander?
Pol Espargaro: Wir wohnen zwar nicht zusammen, treffen uns aber immer, wenn Zeit ist. Dann spielen wir gegeneinander Tennis - da ist Aleix besser als ich - surfen, fahren Motorrad oder Boot.

Bradley Smith sagte kürzlich, dass in der Moto2 nicht alles mit rechten Dingen zuging. Wie siehst du das?
Pol Espargaro: Ich habe davon gehört und sehe es ähnlich wie Bradley. In der Moto2 ist es eigentlich unmöglich, dass zwischen den Fahrern so große Unterschiede herrschen. Wir wissen aber nicht, was passiert sein könnte. Uns ist es auch passiert, dass andere Fahrer beispielsweise bei der Beschleunigung in manchen Rennen sehr viel stärker waren als wir. Eigentlich sollte der Motor bei allen gleich sein, manchmal war er es aber vielleicht nicht - das ist das Problem und nicht normal.

War es für dich schwierig, dich nach der Zweizylinder-Zeit an die neuen Motoren anzupassen?
Pol Espargaro: Ja, beide Motoren sind völlig unterschiedlich. Für mich war es schwieriger als erwartet, mich an die Vierzylinder-Motoren zu gewöhnen. Motor, Bremsen und Richtungswechsel funktionieren vollkommen anders. Wenn man mit den 125cc-Maschinen einen kleinen Fahrfehler beging, konnte man dies mit dem Körper recht gut ausgleichen. In der Moto2 ist das unmöglich: Man muss sich komplett an das Bike anpassen und nicht umgekehrt.