Marc Marquez hat jetzt einen Vertrag bei Repsol Honda. Du hast schon jetzt einen festen Vertrag beim Tech 3 Yamaha Team für 2013. Momentan scheint die Situation aber nicht ganz klar. Hättest du gern die gleiche Sicherheit wie er?
Bradley Smith: Soweit mir bewusst ist, ist alles sicher. Ich habe meinen Vertrag und alles ist klar. Von meiner Seite her hat sich an der Vereinbarung, die ich im September unterschrieben habe, nichts verändert. Dieses Jahr wird genauso, es hat sich nichts geändert. Also ich mache mir keinen Sorgen, ich denke, es ist alles abgesichert.

Besonders nach deinem starken letzten Jahr nehme ich an, dass deine bisherige Saison nicht ganz nach Vorstellung verläuft. Was fehlt dir in diesem Jahr?
Bradley Smith: Grundsätzlich ist das Hauptproblem in diesem Jahr, dass wir durch die Änderungen etwas verloren waren. Wir haben das Bike im Winter enorm verändert, aber ich denke, wir wechseln wieder zurück. In den letzten Rennen waren wir viel besser. Wir wollten uns im Winter extrem verbessern, sind aber den falschen Weg gegangen. Vor drei oder vier Rennen sind wir zu unserem normaleren Standard zurückgekehrt, das haben wir auch einen Tag lang in Südfrankreich getestet. Dabei haben wir viel gelernt und ich wurde besser. Mein Anfang im Rennen auf dem Sachsenring war ziemlich gut, ich war im Podiumskampf dabei und dann fielen wir langsam zurück. Daran müssen wir arbeiten. Wir hatten ein neues Aerodynamik-Paket und hier [in Mugello] ein neues Auspuffsystem. Das sind alles Dinge, die wir schon zu Beginn der Saison gebraucht hätten. Hoffentlich läuft es damit jetzt im zweiten Teil der Saison besser.

Denkst du, dass Tech 3 einen kleinen Nachteil hat, weil ihr weniger Maschinen in der Weltmeisterschaft habt als andere?
Bradley Smith: Ich denke, es ist kein Problem, dass wir weniger Motorräder haben. Dass unser Budget kleiner ist, ist meiner Meinung nach ein Problem. Wir haben nicht das Budget, das andere Teams haben und daher nicht die Ressourcen, um alles zu kaufen, was man braucht. Unser Budget wurde zu Beginn des Jahres festgelegt und wir müssen das einhalten und damit das Beste geben, was wir können. Das Team macht alles selbst und ich denke, dass sie wirklich gute Arbeit mit dem geleistet haben, was uns zur Verfügung steht. Ich glaube, dass ich am Ende des Jahres mit diesem Bike ums Podest kämpfen kann.

Es fahren immer mehr gute Briten in der Meisterschaft mit. Wie findest du das, dass nun immer mehr Briten auf Top-Niveau unterwegs sind?
Bradley Smith: Ich bin wirklich beeindruckt. Als ich 2006 hierher kam, war es echt einsam. Es gab kaum britische Fahrer, also eigentlich war ich allein. In den letzten Jahren hat sich das nach und nach verbessert. Es ist schön zu sehen, dass Cal [Crutchlow] so fantastisch in der MotoGP unterwegs ist. Auch Scott [Redding] stand in diesem Jahr schon drei Mal auf dem Podium, das ist wirklich gut für die britischen Fans. Danny Kent fährt ebenso stark in der Moto3. Allgemein sieht es viel besser aus und ich bin glücklich, das zu sehen.

Bradley Smith erwartet eine harte Rookie-Saison in der MotoGP, Foto: Milagro
Bradley Smith erwartet eine harte Rookie-Saison in der MotoGP, Foto: Milagro

Du fährst deine zweite Moto2-Saison. In welcher Hinsicht hast du dich in der mittleren Kategorie am meisten weiterentwickelt?
Bradley Smith: Durch das Fahren auf dem Tech 3 Bike habe ich eine Menge über den Fahrstil gelernt, also was man als Fahrer machen kann, um das Motorrad zum Laufen zu bekommen. Zuvor bin ich immer die 125er gefahren, auf der ich mich durch meine Größe nicht so sehr hin und her bewegen konnte. Das Bike reagierte also ziemlich empfindlich auf die Bewegungen vom Fahrer. In der Moto2 kann man sich jetzt viel bewegen, nach vorn, nach hinten und zur Seite. Ich habe viel über die Einstellungen und das Entwickeln eines Motorrades gelernt. Das sind alles Dinge, die mir sicherlich helfen werden, wenn ich in die MotoGP aufsteige. Es war eine sehr interessante Erfahrung. Manchmal ist es sehr schwer, aber auch eine Herausforderung, die ich in meiner Karriere vielleicht brauchte, bevor ich in die Königsklasse komme.

Cal Crutchlow war auf der 600er ein sehr guter Fahrer und gewann in der Supersport-WM. Nun ist er auch in der MotoGP sehr gut. Gibt dir das etwas Zuversicht, dass auch du dich schnell vom Moto2 Bike an die große Maschine gewöhnen kannst?
Bradley Smith: Absolut! Auch wenn wir Stefan Bradl in diesem Jahr ansehen, er ist von der Moto2 in die MotoGP aufgestiegen, ist in den letzten Rennen sogar schon in den Top-6 gelandet und leistet fantastische Arbeit. Das gibt mir als Moto2-Fahrer eine Menge Zuversicht. Marquez kommt ins Honda-Werksteam. Das zeigt auch, dass die MotoGP Teams auch das schätzen, was wir in der Moto2 tun. Ich denke, die Moto2 ist eine gute Kategorie, um weiter nach vorn zu kommen. Ich denke fast, sie ist nicht ganz so anspruchsvoll wie sie sein sollte, sondern eher durchschnittlich. Da sieht man aber besser, dass die schnellen Fahrer wirklich schnell sind und das ist eine gute Werbung für dein Talent.

Hast du dich schon mit Cal über die Umstellung auf die MotoGP-Maschine unterhalten?
Bradley Smith: Ja, ich habe ihm ein paar Fragen gestellt. Aber wir haben einen unterschiedlichen Fahrstil, da ist es ziemlich anders. Bei einigen Rennen waren wir zusammen draußen, haben uns die Strecke angesehen und er hat mir etwas mit der Moto2 Maschine geholfen, denn besonders vor dem Barcelona GP fühlten wir uns verloren, da habe ich um Hilfe gebeten, weil ich nicht mehr wusste, was ich tun sollte. Wir haben lauter verschiedene Dinge probiert, mit denen wir nicht vorankamen. Da hat er mir ein bisschen geholfen, aber schließlich versuchen wir als Fahrer immer, unsere eigenen Erfahrungen zu machen.

Alle sagen immer, dass sich ihr Team immer wie eine Familie anfühlt und alles perfekt ist. Bei dir wirkt es auch so. Stimmt das und warum ist das so?
Bradley Smith: Ich denke, das ist besonders in der Moto2 deshalb so, weil die Bikes unsere Babies sind. Sie sind im Werk geboren, wo alle Mechaniker leben. Die Mechaniker sind vier bis fünf Tage die Woche in der Werkstatt und arbeiten von neun bis sechs Uhr abends. Das ist also ein Tages-Job. Wenn sie dann an der Rennstrecke von Morgens um sieben bis spät in die Nacht an diesem Bike, an diesem Projekt arbeiten, dann ist das ein Teil von ihnen. Das ist nicht irgendeine Maschine, die sie in einem Laden kaufen. Ich weiß nicht, wie viele schon ein solches Projekt durchgezogen haben. Aber wenn man etwas selbst erschafft, ist man natürlich unheimlich stolz darauf und das ist das Gefühl, das wir mit unserem Motorrad haben. Es ist etwas, das wir erschaffen und entwickeln und wenn wir damit ein gutes Ergebnis bekommen, dann verdient das jeder von uns. Es ist ein Ergebnis vom Team und das macht die Geschlossenheit aus. Wenn wir ein gutes Ergebnis holen, dann liegt daran, dass jede einzelne Person der Gruppe fantastisch gearbeitet hat.

Die MotoGP ist die Spitze. Was erwartest du davon?
Bradley Smith: Um ehrlich zu sein, habe ich darüber nicht wirklich nachgedacht. Ich erwarte, dass es unheimlich spannend wird, aber auch wirklich hart, denn es ist schließlich die Elite des Motorradrennsports. Ich erwarte, dass das Bike wie ein verrücktes Biest ist. Aber schließlich habe ich schon lange auf diese Möglichkeit hingearbeitet. Es war mein Ziel, da wollte ich hinkommen. Mental bin ich glaube ich bereit dafür. Was den körperlichen Anspruch und das Gefühl angeht - das wird etwas Zeit brauchen. Es ist eine Lernerfahrung, aber wenn man eine Yamaha M1 fährt, dann kann man nicht irgendwo am hinteren Ende rumtuckern. Ich muss wirklich hart arbeiten, damit ich auch richtig gute Ergebnisse holen kann.

Wir stehen jetzt bei der Halbzeit der Saison. Was erwartest du von den nächsten Rennen in der Moto2? Ist ein Podium am Ende des Jahres wirklich realistisch?
Bradley Smith: Wir hoffen, dass es realistisch ist. Zu Beginn der Saison lagen wir außerhalb der Top-10, zwischen der zehnten und zwölften Position. In den letzten Rennen kamen wir zwischen Platz sechs und acht im Ziel an. Ich glaube, dass wir mit einer Änderung am Setting den Sprung auf Vier bis Sechs schaffen können und der Kampf um Das Podium wird dann noch etwas schwieriger, aber wir arbeiten darauf hin. Wir haben das neue Aerodynamik- und das neue Auspuffpaket, also wir versuchen uns zu verbessern. Wir arbeiten momentan an unseren Schwächen und kommen weiter nach vorn. Ich denke gerne, dass wir die Lücke zum Ende des Jahres geschlossen haben und auf einigen Rennstrecken um das Podest kämpfen können. Auf jeden Fall wollen wir immer in die Top-6. Wir müssen in allen Trainings und in der Qualifikation darauf hinarbeiten, unter den besten Sechs zu sein, denn das Bike ist gut genug, dort zu sein. Es ist nicht das Beste, es ist nicht siegfähig, das habe ich während dieser Saison nie gedacht. Aber wir können sicherlich auf einigen Rennstrecken um den dritten Platz kämpfen.