Betrachtet man die Moto2-Klasse vor Saisonstart fällt nicht nur wie im vergangenen Jahr das dichte Teilnehmerfeld auf, sondern auch die riesige Anzahl an potentiellen Titelkandidaten. Doch 2010 war die neue Klasse noch gänzlich unbekannt, Prognosen fielen schwer, in fast jedem Rennen stand ein anderer Pilot ganz oben auf dem Treppchen und am Ende holte Toni Elias den ersten Titel dieser Kategorie.

2011 scheinen Vorhersagen nicht weniger kompliziert, obwohl nun schon eine ganze Saison und mehrere Tests vergangen sind, wird die Moto2 wohl auch in diesem Jahr die am härtesten umkämpfte Klasse im GP-Zirkus. An jedem Rennwochenende werden etwa 40 Fahrer auf den 600ccm-Maschinen um den Sieg kämpfen. Elias ist nicht mehr dabei, der amtierende Weltmeister fährt in diesem Jahr wieder in der Königsklasse. Dennoch stehen Fahrer aus 16 Nationen auf der Starterliste und die kommen aus jeder Ecke der Welt...

Von der Türkei über Katar bis nach Amerika

Damit direkt zum ersten Titelanwärter. Kenan Sofuoglu ist zwar Rookie, aber dennoch nicht zu unterschätzen. Die Meisten haben das schon bei den letzten beiden Rennen im vergangenen Jahr bemerkt. In Estoril zog Sofuoglu bei seinem ersten WM-Einsatz allen permanenten Startern einfach auf und davon, versaute sich seinen ersten Sieg im ersten Rennen jedoch selbst. Trotzdem ist schon jetzt klar, dass der Türke schnell ist und die Spitzenfahrer jetzt in jedem Rennen durcheinanderwirbeln wird.

Yonny Hernandez hat den Erfahrungs-Bonus, Foto: Milagro
Yonny Hernandez hat den Erfahrungs-Bonus, Foto: Milagro

Mashel al Naimi hat einen Vorteil: das Auftaktrennen ist zugleich sein Heim-GP. Wie er sich mit seiner Moriwaki schlagen wird bleibt abzuwarten. Gleiches gilt für die Lateinamerikaner. Roberto Pietri vertritt erneut Venezuela. Das Familienunternehmen Hernadenz (mit Yonny und Santi Hernandez) geht für Kolumbien an den Start, Yonny Hernadndez geht dabei in seine zweite Moto2-Saison. Der Amerikaner Kenny Noyes bestreitet ebenfalls sein zweites Jahr in dieser Klasse. Beide sollten sich dank ihrer Erfahrung im Moto2-Kampffeld zumindest verbessern können.

Ferner Osten

Nachdem er im letzten Jahr mit 86 Punkten auf den zwölften Gesamtrang kam und in Barcelona sogar gewinnen konnte, steht Yuki Takahashi für 2011 ganz oben auf der Favoritenliste. Auch mit Ratthapark Wilairot sollte man rechnen. Nach seinem schweren Unfall in der thailändischen Heimat wird es Wilairot schwer haben, aber definitiv kämpfen und alles geben.

Von Thailand aus geht es weiter nach Australien. Anthony West geht in seine zweite Saison und wird erneut auf der MZ Marke Eigenbau an den Start rollen. Für ihn bleibt zu hoffen, dass das Team um Martin Wimmer das Wort Leichtigkeit einmal neu definiert und ein siegfähiges Motorrad produziert.

Zurück nach Europa

Aus Europa kommt nicht nur die Mehrzahl der Fahrer, in Europa lauern auch die größten Siegkandidaten. Mit Mika Kallio als Ex-MotoGP-Pilot schickt Finnland natürlich einen schnellen Kämpfer ins Feld. Großbritannien rechnet sich mit Aufsteiger Bradley Smith, Kev Coghlan und Scott Redding Titelchancen aus. Randy Krummenacher, Dominique Aegerter und der Gesamtvierte aus 2010, Tom Lüthi, sind stolze Vertreter der Schweiz.

Alex de Angelis stand 2010 schon in Malaysia auf dem Podest, Foto: Milagro
Alex de Angelis stand 2010 schon in Malaysia auf dem Podest, Foto: Milagro

Alex de Angelis, die Trumphkarte der Republik San Marino, trat nicht nur im letzten Jahr schon in dieser Klasse an, sondern fuhr sogar schon MotoGP. Mit sieben Piloten ist Italien nach Spanien die größte Nation in der Moto2. Mit Alex Baldolini, Michele Pirro, Claudio Corti und Mattia Pasini stehen erfahrene Piloten für das Pizza- und Pastaland am Start. Die italienische Speerspitze werden wohl Raffaele de Rosa, Simone Corsi und Andrea Iannone bilden.

Mit Jules Cluzel, Valentin Debise und Mike die Meglio geht auch Frankreich stark und erfahren ins zweite Moto2-Jahr. Spanien ist die Nation, die im bunt gemischten, internationalen 600ccm-Feld am stärksten vertreten ist. Javier Fores, Esteve Rabat, Axel Pons und Ricky Cardus gelten wohl eher als gute Mitstreiter im Mittelfeld. Julian Simon und 125ccm-Weltmeister Marc Marquez sind hingegen spanische Titelkandidaten. Gleiches gilt für das Espargaro-Duo. Während Pol Espargaro aufstieg, kommt sein Bruder Aleix Espargaro wieder eine Stufe herunter. Die beiden werden ebenso schwer zu schlagen sein wie ihre Landsmänner.

Schwarz-Rot-Gold

Mit Max Neukirchner und Stefan Bradl hat Deutschland in diesem Jahr sogar zwei Moto2-Piloten. Neukirchner könnte mit dem FTR-Chassis durchaus um gute Ergebnisse kämpfen, dennoch bleibt der Sachse ein Rookie, muss deshalb viel lernen und sich durchbeißen. Bradl hat mit Gesamtrang neun und einem ersten Sieg in Estoril hingegen schon im letzten Jahr bewiesen zu was er fähig ist und will noch besser werden.

Wer am Ende die Nase vorne hat, ist momentan noch schwer zu sagen, auch wenn gewisse Piloten wie Redding, Marquez und Bradl schon gute Tests abgeliefert haben und bereits als Titelkandidaten gehandelt werden, bleibt doch vieles offen und ungewiss. Überraschungen sollte man nie ausschließen und am besten in jedem Rennen der Moto2 mit neuen Gesichtern auf dem Podium rechnen.