Florian Strauß, Katsumasa Chiyo und Wolfgang Reip heißen die Gewinner der diesjährigen 12 Stunden von Bathurst. In einem nervenaufreibenden Schlussspurt war es Chiyo aus Japan, der dem Godzilla genannten Nissan GT-R des Teams RJN den ersten Mount-Panorama-Triumph seit 1992 bescherte. Nach der letzten Safety-Car-Phase und damit nicht früher als fünf Minuten vor dem Ende überholte der 28-Jährige erst Laurens Vanthoor im Phoenix-Audi und schließlich Matt Bell im bis dahin führenden Continental GT3 des Bentley-Werksteams M-Sport. Die Ränge zwei und drei belegten letzten Endes Vanthoor und der Berliner Stefan Mücke für Craft-Bamboo-Aston-Martin.

Zustande gekommen war das Finale durch gleich zwei Gelbphasen: Beinahe zeitgleich waren die beiden Bentleys von Maximilian Buhk (M-Sport) und David Brabham auf der Strecke zum Stillstand gekommen. Brabhams privat eingesetzter Flying-B-Wagen war jedoch nicht wie Buhks Maschine ausgerollt, sondern nach Feindkontakt im Bereich Cutting in die dortigen Mauern gekracht. Beim anschließenden Neustart konnte Bell die Spitze zwar noch verteidigen, doch Vanthoor und Chiyo klebten bereits am Heck des Briten. Bell musste früher im Rennen übrigens ärztlich behandelt werden: Wegen eines verstopften Trinksystems war sein Körper während seines ersten Einsatzes dehydriert.

Bentley verpasst Podiumsplatzierung knapp

Chiyos entschiedene Überholmanöver kamen erst nach einer weiteren Safety-Car-Phase, ausgelöst durch einen ins Kiesbett gerutschten Porsche. Dieser wurde aber in Windeseile wieder auf die Piste gebracht, sodass das Rennen noch einmal für zwei Runden freigegeben werden konnte. Mit Vanthoor machte Chiyo noch vor dem Anbremsen auf Kurve eins kurzen Prozess; Bell schnappte er sich nur wenige hundert Meter weiter auf der sogenannten Mountain Straight. Fehlerlos raste der Japaner dann ins Ziel, wo er letztlich mit rund zweieinhalb Sekunden Vorsprung auf Vanthoor als Erster abgewinkt wurde. Dies bedeutete den bislang größten Erfolg für Nissans GT-Academy-Konzept.

Zur Enttäuschung für die Mannen von M-Sport, die den Bentley Continental GT3 heuer erstmals nach Bathurst gebracht hatten, verlor Matt Bell auf den letzten Metern auch noch einen Platz auf dem Podium. In der letzten Kurve der letzten Runde musste der Routinier nach Chiyo auch Vanthoor und Stefan Mücke passieren lassen. Mücke war nebst dem hinter ihm gelegenen Erebus-Mercedes-Schützling Jack Le Brocq der letzte Fahrer, welcher sich am Schluss noch in der Führungsrunde befand. Womöglich wäre für ihn und seine Bamboo-Kollegen Darryl O'Young und Alex MacDowall gar noch mehr drin gewesen, doch ein später Dreher hatte das Trio etwas zurückgeworfen.

Kein neuer Distanzrekord

Ferner sei erwähnt: Strauß, Chiyo und Reip haben sich neben dem Gesamtsieg auch Platz eins in der GT3-Amateruwertung gesichert. In den weiteren Klassen gewannen unterdessen die Gespanne Supabarn-Porsche (Porsche-Cup-Kategorie), Donut-King-Lotus (GT4), Bruce-Lynton-BMW (Tourenwagen) und Marc-Cars-Australia-Ford (Prototypen). Von insgesamt 50 gestarteten Boliden beendeten das Rennen letztlich deren 34. Einen neuen Distanzrekord hat es allerdings nicht gegeben; im Gegensatz zu 296 Runden im Vorjahr kam die Feldspitze diesmal nur auf 269. Ausschlaggebenden dafür waren an der Zahl 20 Gelbphasen (fünf mehr als 2014), die das Geschehen immer wieder neutralisierten.

Für einen der vielen Safety-Car-Einsätze war auch Felix Baumgartner (Phoenix-Audi) verantwortlich. Der Stratosphärenspringer traf beim Überrunden im Abschnitt McPhillamy Park den Marc-Cars-Mazda von Ivo Breukers hinten links, wodurch dieser geradewegs von der Strecke und hinein die die Reifenstapel schoss. Der Unfall Breukers' war einer der schwereren, doch glücklicherweise verletzte sich der Niederländer nicht. Baumgartner, der sich nach seinem Auftritt bei den 24 Stunden am Nürburgring auch in Bathurst versuchen wollte, kam mit seinen beiden Fahrerpartnern Christopher Haase und Stéphane Ortelli schlussendlich auf Position neun über die Linie.