In einem spektakulären Finale holten die AF-Corse-Piloten Stephen Wyatt, Michele Rugolo und Davide Rigon beim 12-Stunden-Rennen in Abu Dhabi, den "Gulf 12 Hours", den zweiten Ferrari-Sieg in einem Rennen einmal rund um die Uhr nach Bathurst im Februar. Das Rennen, das über zwei Hälften von jeweils sechs Stunden ausgetragen wurde, entwickelte sich schnell zu einem Dreikampf zwischen dem später siegreichen Ferrari, dem am Ende zweitplatzierten Black-Falcon-Mercedes von Khaled Al Qubaisi, Bernd Schneider und Jeroen Bleekemolen sowie dem brandneuen McLaren 650S GT3, der beim Debüt nach der Pole Position Rang drei belegte. Moto-GP-Ass Jorge Lorenzo sorgte mit einem Unfall kurz vor Schluss für ein Safety Car, das den spannenden Ausgang möglich machte.

Schon früh im ersten Rennabschnitt war klar, dass nur drei Fahrzeuge den Speed für den Rennsieg hatten. Aufgrund der hohen Zuverlässigkeit der GT3-Fahrzeuge würde das Rennen alleine über den Speed entschieden - dachte man zumindest. Doch im Falle des McLaren 650S GT3, der sein erstes Rennen in Abu Dhabi absolvierte, stellte sich ein anderer Faktor als entscheidend heraus: Der Spritverbrauch. In den Händen von Kevin Estre war der Turborenner zwar das schnellste Fahrzeug im Feld, aber es war schnell klar, dass er nicht 60 Minuten mit einer Tankfüllung schaffte. Damit mussten Estre, Alvaro Parente und Rob Bell einmal mehr als die Konkurrenz pro Segment stoppen.

Zusatzstopp erschwert McLaren das Leben

Das ganze Rennen hindurch wechselte die Führung immer wieder zwischen den drei Topfahrzeugen hin und her. Am Ende des ersten Rennsegments war die Reihenfolge bereits so, wie sie es auch bei Rennende sein sollte: Wyatt, Rugolo und Rigon vor Al Qubaisi, Schneider und Bleekemolen sowie Parente, Estre und Bell. Beim Start zum zweiten Segment in der Dunkelheit mischte sich kurz der zweite Black-Falcon-Mercedes mit Hubert Haupt am Steuer in den Kampf ein, sollte aber alsbald zurückfallen und am Ende mit einer Runde Rückstand Platz vier erreichen.

Beeindruckendes Debüt für den McLaren 650S GT3, Foto: Gulf 12 Hours
Beeindruckendes Debüt für den McLaren 650S GT3, Foto: Gulf 12 Hours

Das Bild aus dem ersten Stint schien sich zu bestätigen: Der McLaren war geringfügig schneller als die Gegner und konnte sogar über mehrere Stunden hinweg einen Vorsprung herausfahren, doch es war klar, dass er wieder einen Zusatzstopp absolvieren müsste, der ihn aussichtslos zurückwerfen würde. Als alles bereits nach einem Zweikampf Ferrari vs. Mercedes aussah, flog Jorge Lorenzo in seinem Kessel-Ferrari 40 Minuten vor Schluss ab. Das annullierte den Abstand beinahe vollständig und der McLaren-Traum vom Sieg der Premiere schien wieder aufzuleben.

Der finale Dreikampf wurde schließlich zwischen Michele Rugolo, Bernd Schneider und Alvaro Parente ausgefochten. Jetzt begann AF Corse, seine Mannstärke auszuspielen: Überrundete Ferrari machten Schneider das Leben schwer, wodurch Rugolo zehn Sekunden Vorsprung gewann. Parente setzte Schneider unter Druck, doch dem McLaren fehlte es an Topspeed. Endlich des überrundeten Ferraris entledigt, fuhr Schneider wie entfesselt die Lücke wieder zu, am Ende aber rettete Rugolo drei Sekunden Vorsprung über die Linie, Parente kreuzte den Zielstrich seinerseits nur zwei Sekunden hinter dem DTM-Rekordmeister. Es war der dritte AF-Corse-Sieg bei der vierten Ausgabe des Rennens, jedoch der erste für die drei WEC-Piloten.