Eine Gesamtdistanz von 226,255 Kilometern aufgeteilt in 3,86 Kilometern Schwimmen im offenen Meer, 180,2 Kilometer Radfahren und einer Laufstrecke über eine volle Marathondistanz von 42,195 Kilometern. Eine Herausforderung, für jeden der teilnimmt, besonders aber für jemanden der keine Beine mehr hat und alles mit Kraft seiner Arme bewältigen muss. Das kann Alex Zanardi aber nicht stoppen. Seit seinem schrecklichen Unfall vor 13 Jahren am Lausitzring, bei dem er beide Beine verlor, lässt sich der Italiener nicht unterkriegen und begeistert mit seinem beispiellosen Lebenswillen und unglaublichen Leistungen. Nach seinem Sieg beim New York Marathon und der Goldmedaille bei den Paralympics kann der Italiener neuerdings auch den Ironman auf Hawaii seiner Vita hinzufügen.

"Es ist fantastisch, und dieser Tag wird für den Rest meines Lebens einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Ich bin sehr stolz auf mein Ergebnis. Ich habe gerade den berühmtesten Triathlon überhaupt absolviert - und das auch noch recht gut, muss ich sagen. Die letzten 300 Meter waren all die Mühen wert, sie waren es wert, dass ich hierher gekommen bin. Ich weiß nicht, ob jeder so angefeuert wurde, aber als ich durch diesen engen Weg kam - so etwas habe ich noch nie erlebt. Es war überwältigend, ich hätte beinahe geweint. Ich bin in solchen Situationen eigentlich nicht so emotional, aber das war etwas ganz Besonderes", erzählte ein erschöpfter aber glücklicher Alex Zanardi nach der Zielankunft.

Unterwegs mit dem Handbike: Alex Zanrdi, Foto: BMW Motorsport
Unterwegs mit dem Handbike: Alex Zanrdi, Foto: BMW Motorsport

Der 47-jährige Italiener bewältigte die Gesamtdistanz in einer Zeit von 9:47:14 Stunden. Unter den 2.187 Teilnehmern, die das Ziel erreichten, belegte er den 247. Gesamtrang. Damit setzte er sein Vorhaben um, den Triathlon nicht nur zu beenden, sondern mit einer guten Zeit ins Ziel zu kommen. "Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht auf eine Zeit unter neun Stunden gehofft hätte. Doch ich bin sehr stolz auf meine Leistung, denn unter den gegebenen Umständen war es eine hervorragende Performance. Ich bin sehr, sehr glücklich und wirklich zufrieden."

Insgesamt 2.246 Sportler gingen bei dem Härtetest auf der hawaiianischen Insel Big Island an den Start, darunter waren weniger als ein Dutzend Athleten und Athletinnen mit körperlichen Beeinträchtigungen. In seiner Altersklasse M45-49 (Männer zwischen 45 und 49 Jahren) belegte er unter 247 Teilnehmern den 19. Platz.

Auf der Radstrecke trat er mit seinem Handbike an, die Laufstrecke absolvierte er mit einem Rennrollstuhl. Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit und starker Wind, vor allem auf der Radstrecke, machten die Herausforderung für Zanardi noch größer.

"Bereits die Schwimmstrecke war problematisch. Denn da ich keine Beine habe, ist das Sprinten für mich sehr schwierig. Immer, wenn ich vor mir eine Lücke sah, in die ich schwimmen könnte, hat jemand anderes zum Sprint angesetzt und sich vor mich gesetzt", berichtete er. "Zudem wurde ich unzählige Male angerempelt, und dreimal wurde mir der Schnorchel weggerissen. Es war sehr hart. Es hat sehr viel Zeit gekostet, aber ich war mit dieser Teilstrecke dennoch recht zufrieden. Denn meine Zeit war trotz all der Probleme fantastisch."

180,2 Kilometer mit dem Handbike war Alex Zanardi unterwegs, Foto: BMW
180,2 Kilometer mit dem Handbike war Alex Zanardi unterwegs, Foto: BMW

"Als ich dann auf mein Handbike gestiegen bin, dachte ich ‚wow'", fuhr er fort. "Es war ein ganz besonderer Moment, als ich auf den Highway 19 in Richtung Norden eingebogen bin. Ich habe mich mit meinem Trainer Francesco Chiappero sehr gut vorbereitet. Unglücklicherweise hatten wir plötzlich sehr starken Gegenwind, und es war schwierig, auf Tempo zu kommen. Wir haben den ganzen Weg hinauf bis nach Hawaii gegen den Wind angekämpft. Als wir dort wendeten und zurückfuhren, dachte ich, dass wir nun endlich Rückenwind haben werden. Doch dann hat der Wind seine Richtung geändert. Er kam sehr stark von der Seite, und einige sind wegen des Windes gestürzt."

"Es scheint unendlich weiterzugehen", sagte Zanardi über die Radstrecke. "Es ist schrecklich. Im Marathon denkt man: ‚Okay, ich habe es fast geschafft'. Nach jedem Kilometer schaut man auf seinen kleinen Computer und sagt sich: ‚Einer weniger, einer weniger, einer weniger'. Doch es dauert ewig, 180 Kilometer mit dem Handbike zu fahren und dabei die Kilometer herunterzuzählen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, um meinen Kopf beschäftigt zu halten. Also habe ich die Frequenz meiner Armbewegungen gezählt. Da ich die Nummer 333 mag, habe ich bis 333 gezählt und geschätzt, dass ich dafür drei Kilometer brauchen würde. Doch es waren nur 2,4 Kilometer, und ich dachte: ‚Oooh nein, das hört nie auf, das ist eine unendliche Geschichte'. Es war sehr hart."

"Auf der Laufstrecke, die ich mit dem Rollstuhl absolviert habe, lief es gar nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass ich schon ein so langes Rennen mit dem Handbike hinter mir hatte", fuhr Zanardi fort. "Auf dem Bergaufstück in der Palani Road hatte ich Probleme, denn mein Schweiß tropfte auf die Treibringe und meine Hände sind immer abgerutscht. Aber ich kann mit meiner Zeit zufrieden sein."