Es war am Ende ein Sprintrennen nach amerikanischem Vorbild: Eine Gelbphase kurz vor Schluss komprimierte die vier besten Fahrzeuge zusammen. Am Ende holte sich Maranello Motorsport mit Peter Edwards, John Bowe, Craig Lowndes und Mika Salo mit 0,4 Sekunden Vorsprung den Sieg vor dem HTP-Mercedes von Harold Primat, Thomas Jäger und Maximilian Buhk. Dritte wurden Will Davison, Jack Lebrocq und Greg Crick im Erebus-Mercedes, die knapp vor dem VIP-Holdings-McLaren von Shane van Gisbergen, Tony und Klark Quinn, und Andrew Kirkaldy einliefen. Nicht einmal zwei Durchfahrtsstrafen hielten den Ferrari 458 Italia mit der Startnummer 88 auf.

Van Gisbergen und Schneider im Tourenwagen-Stil

Der Werks-Nissan hatte einen üblen Crash, Foto: Richard Craill
Der Werks-Nissan hatte einen üblen Crash, Foto: Richard Craill

In der dritten Stunde am es zu einem heftigen Unfall zweier Japaner, der zwei Topautos aus dem Rennen riss: Hiroshi Hamaguachi schlug beim Überrunden mit seinem Clearwater-Ferrari im Streckenabschnitt Skyline in die Mauer ein und drehte sich anschließend. Katsumasa Cyio im Nismo-Nissan rutschte auf dem Kühlwasser des Ferraris aus und schlidderte volles Rohr in diesen hinein. Beide Fahrzeuge waren auf der Stelle eliminiert, die Fahrer blieben unverletzt. Der bereits zu Beginn zurückgefallene HTP-Mercedes war zwischenzeitlich wie schon in der BES mit offener Flügeltür unterwegs, holte sich jedoch schnell zwei der drei zu Beginn verlorenen Runden zurück.

Einen sehr sehenswerten Kampf um die Führung lieferten sich zu Beginn des zweiten Renndrittels Bernd Schneider im Erebus-Mercedes und Shane van Gisbergen im VIP-Holdings-McLaren, der, wie die Australier sagen würden ‚‘nuts‘ ging: Zunächst schloss er eine Lücke von fast einer halben Minute, fuhr dabei einen neuen Rundenrekord in 2:03.850 Minuten, der schneller war als die beste Zeit im Qualifying, dann versuchte er, den DTM-Rekordchampion an einer Stelle zu überholen, wo nicht einmal zwei Tourenwagen durchpassen. Schneider ließ den verrückten Kiwi klugerweise später durch, wohlwissend, dass noch einmal weniger starke Fahrer auf den McLaren gehen sollten.

Doch van Gisbergen war noch nicht fertig: Als vor ihm Mika Salo aus der Box kam, sah er die Chance, den Ferrari eine Runde zurückzuwerfen. Er versuchte ein Wahnsinnsmanöver im Streckenabschnitt Skyline und musste aufs Gras ausweichen, als Salo ihm die Tür zuwarf. Wenig später flog an selber Stelle Nico Bastian im Erebus-Mercedes um ein Haar ab und räuberte spektakulär durchs Kiesbett. Zuvor holte sich Bastian aber die Führung von Andrew Kirkaldy zurück, der den McLaren übernommen hatte.

Der favorisierte Erebus-Mercedes verlor alle Chancen durch ein Problem mit der Bremse, Foto: Richard Craill
Der favorisierte Erebus-Mercedes verlor alle Chancen durch ein Problem mit der Bremse, Foto: Richard Craill

Vorjahressieger verlieren alle Chancen

Vier Stunden vor Schluss gab es den großen Knall bei Mercedes: Bei einem Routinestopp ging ein Wechsel der Bremsbeläge schief und die Bremsscheibe wurde beschädigt. Der Wechsel der gesamten Bremsanlage warf Schneider/Engel/Bastian um sechs Runden und damit hoffnungslos zurück. Das Total-Desaster für die Topfavoriten brachte den zweiten Erebus-Mercedes wieder in die Führungsrunde, doch dies war ein schwacher Trost. In Führung lag nun der Maranello-Ferrari, der den VIP-Holdings-McLaren, nun von Andrew Kirkaldy gesteuert, zuvor überholt hatte. Gelbphasen hatten die Italiener zuvor wieder in Reichweite zur Spitze gebracht.

Eine Gelbphase zwei Stunden vor Schluss brachte den Mercedes von HTP Motorsport schließlich wieder in die Führungsrunde. Maranello Motorsport entschied sich zum Boxenstopp, weshalb Mika Salo hinter dem zweiten Erebus-Mercedes von Greg Crick hängen blieb, der nicht an die Box gegangen war. Mangels Topspeed konnte Salo ihn nicht überholen, obwohl er mehrere Sekunden auf eine Runde schneller fahren konnte. Dadurch schloss Maximilian Buhk auf und schnappte sich erst Salo und dann Crick. Schließlich drängte sich auch der Ex-F1-Pilot am australischen Autohändler vorbei und machte nun Jagd auf Buhk.

Das Herzschlagfinale

Die heckgetriebenen Ford Focus GTC mit V8-Motor avancierten schnell zum Publikumsliebling, Foto: Richard Craill
Die heckgetriebenen Ford Focus GTC mit V8-Motor avancierten schnell zum Publikumsliebling, Foto: Richard Craill

Der letzte Boxenstopp sollte das Blatt abermals wenden: HTP musste die Bremsbeläge wechseln und verlor dadurch 45 Sekunden. Der Wechsel war notwendig, weil der planmäßige Tausch der Beläge durch den Reparaturstopp in der Anfangsphase vorgezogen worden war. Zwischenzeitlich sah es dann so aus, als würden die V8-Supercars-Giganten Craig Lowndes und Shane van Gisbergen den Sieg unter sich ausmachen, doch der McLaren musste zu einem Splash&Dash an die Box. Mit etwa einer Minute Rückstand war VIP Holdings nahezu raus aus dem Rennen.

Doch 20 Minuten vor Schluss entschloss sich Jeff Lowrey dazu, seinen Porsche an einer der legendären Bathurst-Mauern auf Stabilität zu testen. Das Ergebnis war eine Gelbphase, die einen Sprint über sechs Runden nach sich zog. Lowndes hatte beim Restart mehrere Fahrzeuge als Puffer und somit drei Sekunden Vorsprung auf Buhk. Van Gisbergen biss sich unterdessen die Zähne am drittplatzierten Will Davison aus. Buhk fuhr sich ran und versuchte mehrere Attacken, als Lowndes im Verkehr hängen blieb, doch der erfahrene Tourenwagen-Pilot nutzte seine Streckenkenntnis, um sein Fahrzeug stets richtig zu platzieren. So schaffte es Ferrari, die deutschen Hersteller erstmals in einem internationalen GT3-Langstreckenrennen zu entzaubern.

"Ein unglaubliches Rennen für uns. Keiner im Team von 
HTP Motorsport hat erwartet, dass wir nach dem Trainingsunfall noch auf dem Podium landen können. Wir hätten das Rennen zwar gerne auf Position eins beendet, aber der Ferrari war am Ende einfach einen Tick schneller", sagte Thomas Jäger aus dem Mercedes-Lager nach Platz zwei. "Danke an alle im Team für die extrem starke Leistung während des gesamten Wochenendes."

"Wo war eigentlich Audi?", wird sich so mancher fragen. Die R8 LMS ultra konnten sich nie wirklich in Szene setzen. Christopher Mies, Markus Winkelhock, Laurens Vanthoor und Rene Rast zeigten in ihren Fahrzeugen von Phoenix Racing, United Autosports und Network Clothing/Hallmarc zwar mit mittleren 2:04er-Runden, dass der Speed im Auto da war, doch keine der Paarungen war über die Gesamtbreite gut genug aufgestellt, um ganz vorne mitzufahren. Am Ende wurden Vanthoor/Rast/Frey für Phoenix Racing Fünfte.