Nach sommerlichen Bedingungen in den Freitagstrainings gerieten die Rennen der GT Open in Spa-Francorchamps zum Reifenpoker. Über Nacht fiel die Temperatur um 15 Grad zum Samstag. In beiden Rennen stellte sich die Frage nach der richtigen Reifenwahl: Ging es im Samstagrennen noch um den Wechsel auf Regenreifen, stellte sich am Sonntag die Frage, mit welchem Gummi gestartet werden sollte. Die Siege teilten sich zwei Ferrari-Teams auf: Kessel Racing (Lorenzo Bontempelli, Marco Frezza) gewann am Samstag mit der GT3-Version des Ferrari 458 Italia, die Scuderia Villorba (Andrea Montermini, Davide Rigon) am Sonntag mit dem GTE-Derivat des Italo-Sportlers.

Boxenstopps zu unerlaubter Zeit entscheiden Samstagsrennen

Montermini war es auch, der beim Start zum ersten Rennen bei trockenen Bedingungen die Führung übernahm. Er setzte sich gemeinsam mit Miguel Ramos in der Corvette von V8 Racing vom Rest des Feldes ab, während Maximilian Völker im Mercedes-Benz SLS AMG GT3 von Seyffarth Motorsport die Führung in der GTS-Klasse übernahm. Alles sah nach einem typischen GT-Open-Rennen mit Villorba-Dominanz aus, bis Regen während des Boxenstoppfensters einsetzte. Dieser erwischte den ehemaligen Monoposto-Piloten Chris van der Drift kalt. Der Neuseeländer krachte in Eau Rouge/Raidillon in die Reifenstapel und rief das Safety Car auf den Plan.

Die Corvette von Ramos/Pastorelli mischte in beiden Läufen gut mit, Foto: FOTOSPEEDY
Die Corvette von Ramos/Pastorelli mischte in beiden Läufen gut mit, Foto: FOTOSPEEDY

Rennentscheidend war, dass Montermini zu diesem Zeitpunkt noch nicht an Davide Rigon übergeben hatte. Ein Stopp nach der Safety-Car-Phase hätte viel zu viel Zeit gekostet, weshalb die Scuderia Villorba Corse während der Gelbphase den Fahrerwechsel durchführte. Da dies jedoch nicht erlaubt ist, wurde dem Ferrari mit der Startnummer 3 eine Runde abgezogen. Zur selben Zeit machten einige Fahrer einen zweiten, nicht regulären Boxenstopp, um auf Regenreifen zu gehen, was vom Reglement her gestattet ist.

Da der Regen immer weiter zunahm, ging Bontempelli als großer Gewinner aus der Safety-Car-Phase hervor, der Sieg war nur noch Formsache. Die zweite Position holten Isaac Tutumlu und Dimitris Deverikos im Porsche 911 GT3 R von Autorlando, Miguel Ramos und Nicky Pastorelli gewannen mit Gesamtrang 3 die Klasse SuperGT. Für Montermini/Rigon blieb nach der Strafe nur Platz 14.

Revanche am Sonntag

Gewannen die GTS-Klasse am Sonntag: Kox und Hamprecht im Leipert-Lambo, Foto: FOTOSPEEDY
Gewannen die GTS-Klasse am Sonntag: Kox und Hamprecht im Leipert-Lambo, Foto: FOTOSPEEDY

Das Sonntagsrennen startete auf feuchter Strecke, wodurch zunächst die Fahrzeuge auf Regenreifen die Führung übernahmen, aber bald zurückfielen. Als sich eine trockene Linie abzeichnete, ging Nicky Pastorelli in der Corvette in Führung. Die Sensation des ersten Stints war jedoch Maxime Soulet im GPR-Aston-Martin. Nach einem kontaktbedingten Dreher in der ersten Runde pflügte der Belgier beim Heimspiel durch das Feld und übergab den V12 Vantage GT3 an zweiter Stelle liegend an Enzo Ide. Durch die erfolgsbedingten unterschiedlichen Standzeiten, die in der GT Open statt Platzierungsgewichten zum Einsatz kommen, führte nach den Boxenstopps Fabian Hamprecht.

Der Pilot von Leipert Motorsport musste in seinem Stint sich nur noch dem heranstürmenden Andrea Montermini beugen, der in der letzten Runde auf der Kemmel Geraden am Lamborghini Gallardo FL2 GT3 vorbeizog. Zuvor hatte er bereits Ramos und Ide überholt. Mit Gesamtrang zwei machten Hamprecht und Peter Kox aber den Sieg in der GTS-Klasse klar, auf den dritten Platz kam der Aston Martin von GPR mit Soulet/Ide. In der Meisterschaft führt Andrea Montermini nun mit 204 Punkten vor Luca Filippi (168), der in Spa nicht am Start war, und Nicky Pastorelli sowie Miguel Ramos (157).