Seit 2003 bilden die Daytona-Prototypen (DP) die Spitzenkategorie bei den 24 Stunden von Daytona. Etwa 500 PS leisten die Motoren von BWM, Ford und Corvette, die in Stahlrohrrahmen-Chassis von Dallara, Riley und Corvette eingebaut werden. Der antiquierten Technik entspricht der rustikale Look der DP, die sich auch nach den Facelifts im letzten Jahr den Spitznamen "Proto-Turtles" noch immer verdienen.

Bei den Testfahrten des zum großen Daytona-Rennen vor zwei Wochen schien die Titelverteidiger-Kombination von Riley und Ford knapp vor BMW zu liegen. Die Corvette-Boliden liegen leicht dahinter oder wollen ihr wahres Potenzial noch verbergen. Bei den Chassis scheint es hingegen eindeutig zu sein: Seit 2005 stand immer ein Riley ganz oben auf dem Treppchen.

Da das technische Reglement nur in der Grand-Am-Serie angewendet wird, können keine europäischen Teams den Etablierten die Show stehlen – aber auch das wäre schwierig, da unter den 17 Meldungen die US-Sportwagen-Prominenz versammelt ist.

Zwei Wagen bringen die aus der IndyCar-Serie bekannte Equipe von Chip Ganassi (Riley-BMW), der Titelverteidiger Michael Shank (Riley-Ford), der LMP2-Le-Mans-Sieger Starworks Motorsport (Riley-Ford) und das aus der GT-Kategorie aufgestiegene Team Sahlen (BMW-Riley). Bob Stallings, Spirit of Daytona und Wayne Taylor sind die etablierten Corvette-Mannschaften, während 8Star Motorsport mit venezolanischem Geld auf ein gutes Debüt hofft. Der einzige Dallara ist als Außenseiter bei Doran Racing im Einsatz.

Transatlantisches Schaulaufen

Traditionell versammeln sich in Daytona nicht nur die Langstrecken-Asse, sondern auch prominente Gaststarter aus anderen Disziplinen. Chip Ganassi lässt neben seinen Grand-Am-Stammpiloten Memo Rojas und Scott Pruett auch seine kompletten NASCAR- und IndyCar-Stars antreten. Doch Scott Dixon, Dario Franchitti und Charlie Kimball sind nicht die einzigen IndyCar-Piloten in Florida: Der amtierende Meister Ryan Hunter-Reay (Taylor-Corvette) wird ebenso am Start sein wie Daytona-Titelverteidiger Justin Wilson (Shank-Ford) und der IndyCar-Rookie des Jahres Simon Pagenaud (Sahlen-BMW).

Neben dem ehemaligen F1-Heissporn Juan Pablo Montoya und Jamie McMurray (Ganassi-BMW) kommt Titelverteidiger A. J. Almendinger (Shank-Ford) ebenso aus dem NASCAR-Umfeld wie der Australier Marcos Ambrose (Shank-Ford) und der Ex-F1-Pilot Nelson Piquet junior (Action Express Racing), der 2012 Siebenter in der Truck-Serie wurde.

Die Nennliste zeigt nicht nur "Fremdgeher" aus diversen US-Championaten, sondern auch internationale Größen der Langstrecke. Bei Starworks sind Alan McNish und Sébastien Bourdais untergekommen; bei 8Star Motorsport tummeln sich die vier ehemaligen Peugeot-Fahrer Anthony Davidson, Nicolas Minassian, Pedro Lamy und Stéphane Sarrazin; bei Spirit of Daytona werden Oliver Gavin, Richard Westbrook und Antonio García ins Lenkrad greifen. Mike Rockenfeller wird Action Express Racing unterstützen.

Spezielle Taktik nötig

In Daytona hängt der Sieg weniger vom reinen Speed als von der Renntaktik ab: Es gilt, bis zur letzten Tankfüllung in der Führungsrunde zu bleiben, um dann mit einem Schlusssprint den entscheidenden Vorsprung zu erzielen. Da viele Sicherheitsphasen das Rennen unterbrechen, können selbst Spitzenpiloten sich kaum absetzen. Umso wichtiger ist es, dass durch Reparaturen oder Reifenschäden keine zusätzlichen Stopps anfallen und die Amateure nicht zu viel Zeit auf die Spitze zu verlieren.