Allein an der Rolex-Uhr für die Gewinner wird es mutmaßlich nicht liegen: Jedes Jahr aufs Neue strömen zig nationale und internationale Piloten in Richtung des Zentrums des NASCAR-Imperiums, nämlich an den Daytona Beach respektive zu dessen großer Rennstrecke, um eben dort den zu dieser Zeit stattfindenden 24 Stunden von Daytona beizuwohnen, einem der waschechten Klassiker der Sportwagenszene. Das Rennen unter der milden Sonne des US-amerikanischen Südens zählt wegen seiner eigentümlichen Umstände zu den charaktervollsten überhaupt - und dies wir auch 2013 nicht anders sein. So wird sich in gut einer Woche ein Starterfeld von beinahe 60 spektakulären Rennwagen um Punkt 15.30 Uhr Ortszeit (21.30 Uhr MEZ) neuerlich auf die Jagd nach den begehrten schweizerischen Luxus-Zeitmessern begeben. Wer diese jagt gewinnt, dem ist ein Eintrag in den Geschichtsbüchern des Motorsports zweifelsohne sicher.

Über ein halbes Jahrhundert Tradition

In diesem Jahr werden auf dem Daytona International Speedway bereits zum 51. Mal Sportwagen für die Dauer eines ganzen Tages und einer ganzen Nacht aufeinander losgelassen werden. Die 5,73 Kilometer lange Asphaltmischung aus den um teils 31 Grad überhöhten Steilkurven und den kleinteiligen Straßenkurselementen im Innenfeld der enormen Anlage ist einzigartig und typisch amerikanisch. Für die Ingenieure ist es hier eine besondere Herausforderung, das optimale Setup zu finden. Wer auf zu viel Abtrieb setzt, wird auf den langen Vollgas-Passagen arg unter Druck seiner Hintermänner geraten; wer jedoch ein zu hohes Spitzentempo einstellt, der wird in den engen Kurven zu kämpfen haben. All dies und noch viel mehr muss obendrein dem Benzinverbrauch der Wagen über den Zeitraum von 24 Stunden angepasst werden.

Zum Charme des Daytona-Marathons trägt aber ebenso die Mischung der Fahrerpaarungen bei: Rennsportbegeisterte Geschäftsmänner, Gran-Turismo-Veteranen, internationale Spitzenpiloten und Gaststarter aus anderen Motorsportdisziplinen wie Formel 1, DTM oder NASCAR bilden die Besatzungen von bis zu fünf Fahrern pro Auto. Die allererste Ausgabe gewann 1966 die amerikanische PS-Legende Daniel "Dan" Gurney, dazumal übrigens noch gänzlich im Alleingang. Im Jahr 1997, somit mehr als drei Dekaden später, standen dementgegen sage und schreibe sieben Fahrer auf der obersten Stufe des Podestes.

Eine Parade zahlreicher Daytona-Siegerautos, Foto: Sutton
Eine Parade zahlreicher Daytona-Siegerautos, Foto: Sutton

Eine weitere Besonderheit des Rennens ist die vergleichsweise lange Nacht. Die kalte Jahreszeit in Florida mit Höchstwerten von nicht selten 20 Grad Celsius oder mehr erinnert an den Frühling in Europa, doch die Tageszeiten im sogenannten Sonnenschein-Staat sind durchaus winterlich: Mit fast zwölf Stunden Dunkelheit ist das "Rolex 24" vor allem ein Spektakel für Nachtaktive.

Der Klassen-Dreiklang: DP, GT und GX

Die Aufteilung der Grand-Am-Serie kennt 2013 drei Kategorien: die Daytona-Prototypen (DP), die GT-Boliden und die neu eingeführte GX-Sparte für GT-Rennwagen mit experimentellen Technikkonzepten. Die urigen Daytona-Rohrrahmenprototypen mit etwa 500 Pferdestärken und über 300 Sachen Höchstgeschwindigkeit sind die Platzhirsche der Grand-Am. Die Chassis kommen sowohl von den Herstellern Dallara und Riley als auch Corvette; die Motoren von BMW, Ford und Chevrolet. 17 dieser umstritten gestalteten Fahrzeuge sind bis dato angemeldet, und zwar unter den Namen bekannter amerikanischer Mannschaften wie zum Beispiel Chip Ganassi Racing, Starworks Motorsport, Michael Shank Racing und Bob Stallings Racing.

Von den Grand-Am-GT-Rennern, die ungefähr dem Leistungsniveau der FIA-GT3-Kategorie entsprechen, stehen 34 auf der Nennliste. Titelverteidiger Porsche stellt dabei deutlich die Mehrzahl der Wagen. Allerdings sind auch Ferrari, Audi und Mazda quantitativ gut vertreten. BMW und Dodge gehören schon eher zu den Raritäten im Feld. In der mit sechs Fahrzeugen schwächer besetzten GX-Kategorie werden indes drei werksunterstützte Sechser-Mazda mit Dieselmotoren auf zwei Porsche Cayman und einen Lotus Evora treffen, was vor allem ein Anreiz für Technikfans darstellen dürfte.

Das Motorsport-Magazin wird in den kommenden Tagen einen genaueren Blick auf die Favoriten des Daytona-Rennens werfen und zudem weitere Hintergründe der Traditionsveranstaltung in Übersee beleuchten.