Dreimal BMW, dreimal Porsche und nunmehr zweimal Mercedes-Benz: Das 24-Stunden-Rennen von Dubai ist eine der buntesten Langstrecken-Schlachten dieser Zeit, doch bisher standen die Gewinner allesamt vor einem deutschen Hintergrund. So auch 2013. Black Falcon, das siegreiche Team der jüngsten Auflage, startete zwar unter der Flagge der Vereinigten Arabischen Emirate, ist jedoch bekanntermaßen in der Eifel am Nürburgring ansässig. Darüber hinaus setzte die Truppe wie schon beim Vorjahressieg auf ein schwäbisches Fahrzeug und hatte in persona Bernd Schneider auch einen schwarz-rot-goldenen Piloten an Bord.

Obgleich deutsche Zutaten für das Rezept auf Erfolg bei den 24 Stunden von Dubai nun wesentlich sind oder nicht: Schon am Mittwoch hätte die Titelverteidigungs-Mission für Black Falcon beendet sein können, und zwar als Khaled Al Qubaisi den SLS-Mercedes mit der Startnummer eins beim privaten Vortest durch einen schweren Unfall irreparabel kaltverformte. Allerdings hatten die Falken Glück im Unglück und bekamen die Möglichkeit, gegen Bezahlung auf das Ersatz-Chassis der der Preci-Spark-Mannschaft zurückgreifen zu können. Pünktlich zur Qualifikation am Donnerstagnachmittag war der Flügeltürer neu aufgebaut.

Zwar liegt die Vermutung nahe, dass die Verantwortlichen von Mercedes Preci-Spark zu dem Verkauf des Fahrgestells bewegt haben könnten, um so ihre eigenen Favoriten nicht schon vorzeitig aus dem Wettbewerb scheiden zu sehen, doch dass Al Qubaisis Kollege Sean Edwards zur Verblüffung der Konkurrenz gar nach drei fliegenden Runden schon sicher zur Poleposition gefahren war, bestätigte klar und deutlich die Klasse der Meuspather. Der Abflug während der Testfahrten sollte schlussendlich das einzig nennenswerte Malheur sein, das sich die späteren Meister leisteten.

Entscheidung am Samstagmorgen

Gänzlich reibungslos verliefen die beiden Renntage für Black Falcon aber dennoch nicht. Die größten Schwierigkeiten bereitete diesbezüglich der Start: Jeroen Bleekemolen, der für seine Mannen den Auftakt übernahm, musste sich anfänglich überholen lassen, kam erst später wieder zurück an die Spitze des Feldes. Dabei profitierte er unter anderem von dem Reifenschaden und Feuer-Ausfall des Attempto-Porsches von Nicki Thiim. Durch die zahlreichen Sicherheitsphasen und verschiedenen Boxenstopp-Strategien ergab sich erst im letzten Drittel die sichere Führung für den Nummer-eins-Boliden.

Der Attempto-Elfer am Start in Führung liegend, Foto: Creventic
Der Attempto-Elfer am Start in Führung liegend, Foto: Creventic

Die ärgsten Gegner konnten am Ende nämlich aus diversen Gründen nicht mehr um den Platz an der Wüstensonne mittun. Schubert Motorsport, mit zwei giftgrünen BMW Z4 ebenfalls im Zeichen eines arabischen Landes angetreten, war zeitweise am zügigsten unterwegs, erlebte unter dem Strich aber ein mittelgroßes Desaster. Erst wurden die Magdeburger um die Hälfte dezimiert, als Dominik Baumann während einer der sogenannten Code-60-Phasen von der Piste gerammt wurde, und später fiel auch noch der zweite Renner aus. Grund dafür war eine defekte Ölpumpe, die einen kapitalen Motorschaden nach sich zog. Das Ende für die Schubert-Equipe.

Somit war nur noch der Ferrari 458 Italia von AF Corse ein Hindernis für Black Falcon. Lange Zeit, primär in der Nacht, hatten Ex-Formel-1-Starter Mika Salo sowie seine italienischen und brasilianischen Partner die Nase vorne, doch das hohe Tempo des Mercedes-Quartetts konnten die Roten auf Dauer nicht mitgehen. Bemerkenswert: Auf der Linie fehlte dem Ferrari-Gespann rund fünf Minuten; summa summarum war man deren sechseinhalb bei den Boxenstopps langsamer als die Erstplatzierten. Wäre AF Corse der Black-Falcon-Crew bei den Services (beide absolvierten 22) ebenbürtig gewesen, hätte das Endergebnis ergo ein anderes sein können.

Da es aber kam, wie es kam, müssen die Ferrari-Oberen weiter auf einen großen Erfolg ihres GT3-Vehikels warten. Mercedes-Benz und AMG knüpften mit dem zweiten Wüsten-Triumph in Folge hingegen an die vielen Siege aus der Saison 2012 an. Lokalmatador Al Qubaisi, der trotz seines Unfalls die Ehre erhielt, den Zielstrich zu überfahren, vergoss auf dem Podium vor Erleichterung und Freude sogar einige Tränen.

Für Freude bei den Beobachtern sorgte ebenso, dass bei der Siegerehrung auch die Flagge Hongkongs gehisst wurde. Das Team Craft Racing, welches offiziell gerade einmal von 18 Angestellten getragen wird, schaffte es wider allen Unkenrufen zu einem tollen Resultat. Freilich kam Darren Turner, Stefan Mücke und ihren Kollegen das Straucheln einiger anderer Wettbewerber zugute, doch dass der GT3-Aston-Martin der britischen Asiaten überhaupt bis zum Schluss durchhalten würde, war kaum erwartet worden. Mit beinahe sechs Umläufen Rückstand war man aber mitnichten ein Anwärter auf den größten der Pokale.

Petrolheads in Pink

Die Rennsport-Diven mit ihrem Dreier-BMW, Foto: AJ Swift
Die Rennsport-Diven mit ihrem Dreier-BMW, Foto: AJ Swift

Neben Hongkong'schen Rennanzügen wurde das Podest von jeder Menge Frauenpower besucht. In einem weiß-pink lackierten BMW 320d sorgten die Damen Liesette Braams, Sheila Verschuur, Gaby Uljee, Paulien Zwart und Sandra van der Sloot mit ihrem Sieg in der Tourenwagen-Klasse 2B für eine kleine Überraschung im Hinterfeld. Die fünf fliegenden Holländerinnen bescherten den anwesenden Fotografen mit ihrer blonden, allerdings etwas verschwitzen Haarpracht einige fast schon denkwürdigen Podiums-Schnappschüsse zwischen Kaftan-Umhängen, Kamelen und Testosteron. Unterstützt wurde das Projekt "Racing Divas" von Schubert, womit die BMW-Abordnung immerhin nicht gänzlich leer ausging.

Insgesamt war das achte 24-Stunden-Rennen von Dubai wie schon die sieben vorausgegangenen ein Erfolg. Den Veranstaltern ist es auch in diesem Jahr gelungen, das PS-Spektakel am Persischen Golf um ein weiteres Stück in der internationalen Sportwagen- und Langstreckenszene zu etablieren. Die nächste Veranstaltung der "24H Series" wird das Zwölf-Stunden-Rennen von Bathurst Anfang Februar darstellen.