Spannender hätte die letzte Saisonrunde der International GT Open wohl kaum sein können. Zwar standen schlussendlich die Manthey-Racing-Piloten Nick Tandy und Marco Holzer ganz oben auf dem Podest, doch die vermeintlich wahren Sieger dieses Sonntages waren andere. Nämlich: Gianmaria Bruni und Federico Leo, die beiden Ferrari-Recken des Teams AF Corse. Sie bejubelten am Ende des bloß 50-minütigen Finallaufes im katalonischen Barcelona den Gewinn des GT-Open-Meistertitels, obwohl sie zeitweilig in nur wenig aussichtsreicher Position lagen. In letzter Sekunde kam ihnen ein Zurückfallen des Kessel-Racing-Ferraris entgegen; dies stellte die Situation in der Punktetabelle urplötzlich auf den Kopf.

Die Manthey-Truppe schrammte somit am ganz großen Wurf vorbei. Aufgrund ihres technisch bedingten Ausfalls im Hauptrennen genügte die fehlerfreie Leistung am heutigen Tage nicht, um aus eigener Kraft das Championat für sich zu entscheiden. Dabei sah es für die Meuspather über weite Strecken gut aus: Nach einem optimalen Start arbeitete sich Holzer bis auf Platz zwei nach vorne. Auch Tandy, der im Zuge der Boxenstopps von dem ehemaligen Porsche-Junior übernahm, kam glänzend zurecht und schaffte es sogar, die Führung zu übernehmen. Unfällen im Hinterfeld und einem sehenswerten Duell mit dem Elfer der Equipe IMSA Performance Matmut zum Trotze hatte Tandy letzten Endes die Nase vorne.

Bruni: Fünf Minuten, fünf Überholmanöver

Unterdessen spielte sich auf den Verfolgerrängen ein echtes Rennsport-Drama ab. Aus der Boxengasse gestartet, gelang es Ex-FIA-GT3-Champion Leo den Boliden seiner Scuderia an dreizehnter Stelle liegend Stallgefährte Bruni zu übergeben. Dieser führte das von Leo entfachte Feuerwerk weiter und rang binnen gerade einmal fünf Minuten fünf Kontrahenten nieder. Einzig dem Portugiesen Miguel Ramos (V8-Racing-Corvette) glückte es, den AF-Corse-Stürmer hinter sich zu halten. Im allerletzten Umlauf geschah es jedoch, dass Philipp Peter im Ferrari von Kessel Racing schlagartig an Geschwindigkeit verlor und erst hinter dem Kampfduo Ramos/Bruni den Zielstrich überquerte.

Stoppte den AF-Crose-Durchmarsch: die V8-Racing-Corvette, Foto: FOTOSPEEDY
Stoppte den AF-Crose-Durchmarsch: die V8-Racing-Corvette, Foto: FOTOSPEEDY

Auf Rang vier kamen "Gimi" Bruni und Leo somit heim. Dieses Resultat genügte, um Tandy und Holzer den Titel buchstäblich auf der Zielgerade doch noch wegzuschnappen. In der unmittelbaren Folge brachen heftige Diskussionen in Boxengasse und Fahrerlager los, ob Peter auf Anweisung verlangsamt hatte oder tatsächlich in Probleme geraten war. Rang zwei hatten Raymond Narac und Patrick Pilet (IMSA-Porsche) indes nicht mehr abgegeben. Immerhin: Sie komplettierten einen Doppelsieg für die Zuffenhausener. Die Gewinner des ersten Durchgangs, Álvaro Barba und Matteo Malucelli (Villois-Racing-Aston-Martin), wurden nur Neunte. Auch sie mussten aus der Boxenstraße losfahren.

Kessel-Mannen holen GTS-Trophäe

Platz eins in der Kategorie GTS manifestierten Andrea Rizzoli und Stefano Bizzarri, die ebenfalls in einem Ferrari von AF Corse an den Start gingen. Zu den Meistern dieser Kategorie krönten sich allerdings Daniel Zampieri und Michael Dalle Stelle (Kessel-Racing-Ferrari), wozu ihnen ihnen ein sechster Rang ausreichte. In beiden Gesamtwertungen entschieden unter dem Strich jeweils nur drei Zähler über Triumph und Niederlage.