Die Sportwagen finden sich im Moment in einer äußerst undurchsichtigen Lage wieder. Während die Langstrecken-Weltmeisterschaft in ihrer ersten Saison trotz einiger Wackelkandidaten wie Toyota oder Pescarolo stets tolle Rennen abliefern konnte, kränkelt die als Unterbau gedachte ELMS mit schwachen Starterzahlen und abgesagten Events. Wie Motorsport-Magazin.com vergangenen Freitag erstmals berichten konnte, wurden die letzten beiden Saisonrennen der European Le Mans Series in Brünn und an der Algarve abgesagt, das Rennen in Zolder fiel schon vor Monaten dem Rotstift zum Opfer. Als Ersatz sollen die Teams beim Finale der American Le Mans Series starten.

Die ELMS fährt 2012 nicht mehr in Europa, Foto: DPPI
Die ELMS fährt 2012 nicht mehr in Europa, Foto: DPPI

Wie viele Teams aus dem europäischen Pendant zum Saisonfinale der ALMS reisen, muss sich in Anbetracht der Transportkosten erst noch zeigen, allerdings könnte die doppelte Punkteausbeute beim Petit Le Mans und die Aussicht auf einen Le-Mans-Startplatz für das Jahr 2013 durchaus locken. Die Organisatoren der ALMS würden die Gäste aus Europa sicherlich mit Handkuss empfangen, gerade bei den Prototypen ist das Feld in dieser Saison recht dünn gesät.

Dass bei den meisten Rennen trotzdem rund 30 Fahrzeuge in der Startaufstellung stehen, liegt vor allem an einer starken GT-Klasse und den beiden Challenge-Wertungen mit einheitlichen Modellen. Was in den USA funktioniert, war in Europa allerdings zum scheitern verurteilt, denn weder die LMPC, noch die GT-Klassen stellten in der ELMS erwähnenswerte Felder.

GTs im Zwiespalt

Eine Möglichkeit, die Sportwagenrennen in Europa um einen Höhepunkt zu bereichern, wäre die Zulassung der beliebten GT3-Boliden. Dieser Schritt würde allerdings nur Sinn machen, wenn man einen fairen Ausgleich zwischen den GT3 und den ehemaligen GT2 erreicht, was aber Hersteller mit Neuentwicklungen wie der GTE-Viper verärgern könnte. Dass der ACO "seine" GT-Klasse komplett durch die GT3-Boliden ablöst, ist sowieso mehr als unwahrscheinlich. Als Allheilmittel sollte man die GT3 ohnehin nicht sehen, denn auch bei den einst als günstiger Einstieg gedachten Gran Turismos gibt es Probleme.

Wie es mit der GT1-WM weitergeht ist unklar, Foto: SRO
Wie es mit der GT1-WM weitergeht ist unklar, Foto: SRO

Während Meisterschaften wie das ADAC GT-Masters oder die Blancpain Endurance Series nur so vor GT3-Rennern strotzen, musste Stéphane Ratel das Scheitern seiner Welt- und Europameisterschaft unlängst eingestehen. Nach einer zweijährigen Odyssee mit alten und neuen GT1-Modellen, folgte zu Beginn der diesjährigen Saison der Schritt zur Umstellung auf GT3-Renner in der GT1-WM, doch momentan ist unklar, ob die letzten vier Rennen überhaupt stattfinden können.

Im Rahmen der 24 Stunden von Spa, wo knapp 60 GT-Boliden an den Start gehen werden, soll die restliche Saison und das Jahr 2013 näher konkretisiert werden. Dass die GT1-WM tatsächlich in der Sportwagen-Weltmeisterschaft oder die GT3-EM in der ELMS aufgeht bleibt wohl ein Wunschgedanke, wahrscheinlich versuchen die jeweiligen Veranstalter weiterhin ihr eigenes Süppchen zu kochen. Sicher ist aber, dass sich zu viele konkurrierende GT- und Sportwagenserien nebeneinander auf Dauer schaden und nur wenige langfristig bestehen können, die Chance auf eine gesunde gemeinsame Basis wird wohl wieder einmal vertan.