Ein Test vor der Rallye war leider nicht möglich, somit beschloss Sulzinger das Setup des Fiesta R2 unverändert zu lassen. Auf der ersten Wertungsprüfung tastete man sich also erstmal an das Fahrverhalten heran und auch das Zusammenspiel zwischen Fahrer und Beifahrer wurde zum ersten Mal getestet.

Beides klappte auf Anhieb recht gut und auf WP 2 stand der amtierende ADAC Rallye Junior Cup Sieger ganz oben auf der Zeitenliste der 2-WD-Wertung - Bestzeit auf der mit Schnee und Matsch bedeckten Wertungsprüfung - im Fiesta R2, gegen die R3 und S1600 Konkurrenz!

Die Bedingungen auf der neuen St. Oswald Prüfung waren relativ identisch. Leider vereitelte hier ein Reifenschaden vorne links eine weitere Topzeit. In der zweiten Schleife holten sie gleich zwei Bestzeiten der Kategorie für Fahrzeuge mit Frontantrieb und hatten bereits über 2 Minuten Vorsprung in der "R2-Klasse"! Auch auf der letzten WP, der anspruchsvollen Schönau-St.Leonhard-Prüfung (Nacht, Nebel, Schnee, Eis, Nässe), konnten Sulzinger/Heigl erneut eine zweitschnellste Zeit in der 2-WD-Wertung fahren. Dies obwohl sie zwei Konkurrenten auf der Strecke ein- und überholten und auch Probleme mit der Leistung des Fiesta R2 auftraten.

Im Schlussservice wechselten die Mechaniker dann die Drosselklappe und am Samstagmorgen brachte der Fiesta-Motor auch im oberen Drehzahlbereich wieder die volle Leistung. Ein Verbremser nach einer Kuppe kostete allerdings etwa 10 Sekunden. Auf den folgenden Prüfungen versuchte man Neubauer im Swift S1600 nicht zu weit davon ziehen zu lassen. Als dieser nach einem Ausrutscher dann aufgeben musste, rutschte das Ford Österreich Team sogar auf Platz 2 nach vorne. Zu Danzinger im deutlich stärkeren R3-Maxi-Clio hatte man auf den, seit längeren hauptsächlich nur noch nassen Prüfungen, einen Rückstand von gut 4 Minuten. Nach hinten dreieinhalb bzw. fünfeinhalb Minuten "Luft" auf die Verfolger.

Schock auf WP 15

Man entschied sich für eine Weiterfahrt mit den "low-budget-Winterreifen" mit Spikes, da man - aus Kostengründen - keine teuren Schneereifen ohne Spikes hatte und die Verwendung von Intermediate-Reifen ein größeres Risiko bedeutet hätte. "Es war allen bewusst, dass diese Reifen "langsamer" sind, aber unterm Strich einfach sicherer zu fahren, da der Grip nicht so abrupt abreist.", so der Nachwuchsfahrer.

Dann der Schock. Auf WP 15 holte man sich einen weiteren Reifenschaden vorne links, musste auf der Prüfung wechseln und verlor rund 2.40min. Platz 2 in der 2-WD, sowie die Führung in der Klasse konnten die Beiden zum Glück behalten. Allerdings hieß die Devise für die restlichen Prüfungen jetzt "nix mehr riskieren, aufpassen bei den "cuts", den Vorsprung verwalten und ins Ziel bringen".

Doch wie bereits so oft, schlug das Pech erneut voll zu. Auf der vorletzten Wertungsprüfung - bereits bei Dämmerung - wurde im Wald eine versteckte Betonplatte von den vorderen Fahrzeugen freigelegt. Danzinger traf diese und holte sich einen Reifenschaden hinten rechts. Genau diese, vom Clio-Piloten verrutschte Platte, traf auch Sulzinger so heftig, dass diese zerbrach - genau wie der rechte Hinterreifen des Fiesta R2.

Die Jännerrallye hatte einiges zu bieten, Foto: rallyepics.at und photofelzi
Die Jännerrallye hatte einiges zu bieten, Foto: rallyepics.at und photofelzi

Erneut musste angehalten und gewechselt werden. Beim Versuch den zeitlichen Verlust in Grenzen zu halten, rutsche man bei der Weiterfahrt allerdings so unglücklich in ein Feld, dass man erst nach einer weiteren Minute wieder auf der Strecke war. Mit insgesamt rund 4 Minuten Zeitverlust kam man unendlich enttäuscht ins Ziel, der überaus anspruchsvollen "Aisttal-Prüfung". Platz 2 war dahin, ebenso wie der deutliche Vorsprung in der "R2-Klasse" nun zu einem Rückstand geworden ist. Nach einer defensiven Fahrt auf der letzten "Aisttal-Durchfahrt", kommen Sulzinger/Heigl auf Platz 4 in der Wertung für Fahrzeuge mit Frontantrieb ins Ziel. In Ihrer Klasse bedeutete dies - noch vor "Ex-2-WD-Europameister" Rok Turk aus Slowenien - Platz 2.

Ein eigentlich sehr gutes Ergebnis, aber Aufgrund der Vorfälle am späten Samstagnachmittag doch sehr enttäuschend für das komplette Team. Dennoch hat Raffael Sulzinger beim ersten Europameisterschaftsauftritt im Fiesta R2 wieder gezeigt, dass er aktuell eines der größten Talente ist, welches mehr Förderung verdienen würde…

Der Meinung ist auch Copilot Jürgen Heigl. Raffael Sulzinger selbst zog ebenfalls ein positives Resume: "Was mich neben den guten WP-Zeiten besonders freut, ist dass laut Information unserer "stillen Beobachter" in den Zuschauermassen, auch mein Fahrstil guten Anklang fand. Ich versuche immer so schnell und so schön wie möglich zu fahren, da sich jeder Zuschauer Action wünscht und diese auch verdient hat. Schön, wenn positives Feedback zurückkommt. Ich möchte mich bei Jürgen, meinem Team und Allen die mit geholfen haben, dass wir bei der Jänner Rallye starten können, sehr herzlich bedanken!"

Nun gilt es Partner zu finden, um weitere Einsätze mit dem Fiesta R2 oder einem anderen Fahrzeug, finanzieren zu können. Aktuell ist Raffael Führender in der tschechischen 2-WD-Meisterschaft. Auch Platz 4 in der Europameisterschaft wäre eine gute Basis, für ein Antreten ausserhalb Deutschlands.