Traditionsgemäß bildete die Jännerrallye den europäischen Rallyeauftakt. Die Rallye ging heuer zum 30. Mal mit Start und Ziel in Freistadt über die Bühne und erlebte somit ein großes Jubiläum. Der Klassiker zählte nicht nur zur tschechischen und österreichischen Meisterschaft, sondern bildete auch gleichzeitig den Auftakt zur ERC (FIA European Rally Championship). Da die bisherige IRC von der FIA aus dem Kalender genommen wurde und weil Eurosport als neuer Promotor der ERC eingestiegen ist, erfuhr die Jännerrallye eine enorme Aufwertung. Dies wurde auch durch den Start vieler prominenter internationaler Teams dokumentiert.

Diese Tatsache führte dazu, dass am Jahresbeginn, trotz der heuer besonders schwierigen Wetterbedingungen, rund 120.000 Besucher ins Mühlviertel gekommen sind. Damit konnte man das Vorjahresergebnis mit 140.000 Fans nicht ganz erreichen, hier hat auch der Wettergott ganz entscheidend mitgewirkt.

"Sauwetter" an Tag 1

Auf den insgesamt 18 Sonderprüfungen fanden die 85 gestarteten Teams aus 11 Nationen vor allem am ersten Tag sehr schwierige Streckenbedingungen vor. Am Freitag gab es mit Regen, Schnee, Eis und jeder Menge Nebel eine Wettersituation, die man ohne weiteres als echtes "Sauwetter" bezeichnen kann. Am zweiten Tag der Rallye lagen die Temperaturen weit über dem Gefrierpunkt, damit war nur mehr jede Menge Wasser auf den Strecken, was das Fahren aber nicht leichter machte. Die Piloten haben sehr viel Nervenkraft gebraucht, die Anforderungen an das Fahrkönnen waren heuer besonders hoch.

OK-Chef Ferdinand Staber hatte neuerlich gute Gründe, eine positive Bilanz zu ziehen: "Wir haben wieder enorm viele Zuschauer gehabt, sie alle waren trotz des miesen Wetters gekommen, um bei diesem EM-Auftakt dabei zu sein. Vordergründig war für uns die Sicherheit an der Strecke, diesbezüglich hat alles vorzüglich geklappt. Darüber hinaus gab es sportlich viele spannende Höhepunkte, dies schon allein durch die erstklassige Besetzung. Damit war es möglich, den vielen Fans Rallyesport der Extraklasse zu bieten. Sehr gut von den Fans angenommen wurde wieder der aufgelegte Rallyepass, der nicht nur den Organisationsablauf beschleunigte, sondern dem Fan auch mehr gezielte Informationen brachte. Mein Dank gilt all unseren Sponsoren, die wesentlich dazu beigetragen haben, die Veranstaltung zu unterstützen. Neben dem Dank an die Fans gilt ein spezieller Dank dem Rallyeclub Mühlviertel. Allen Helfern und Funktionären, stellvertretend seien hier Uwe M. Schmidt, Walter Lumetzberger und Peter Schöller erwähnt, ist zu danken. Sie haben vollsten Einsatz gezeigt, auf solche Leistungen kann man mit Recht stolz sein."

Showdown auf der letzten Sonderprüfung

Nach einem vom Wetter her "verrückten" ersten Tag wurden die Piloten der 30. Internationalen Jännerrallye in Freistadt auf der zweiten Etappe von weit stabileren Witterungsverhältnissen empfangen. Der erste Europameisterschaftslauf des Jahres gestaltete sich nicht nur von den äußerlichen Einflüssen zweigeteilt, sondern auch aus sportlicher Sicht.

Schon am ersten Tag zog das Trio Jan Kopecky, Raimund Baumschlager und Bryan Bouffier davon, mit etwas Abstand kämpfte ein Pulk weiterer Fahrer um die Plätze abseits des Siegespodests. Diese Konstellation hielt erfreulicherweise bis zum Schluss. Auf der allerletzten Sonderprüfung der Rallye von Bad Zell nach Aisttal kam es zum Showdown. Während sich Raimund Baumschlager taktisch bedingt ("Mir sind die Punkte in der österreichischen Meisterschaft zu wichtig") aus dem Fight um den Sieg im ersten EM-Lauf der Saison ausklinkte, ließen Vorjahrssieger Jan Kopecky und der französische Jännerrallye-Neuling Bryan Bouffier nicht locker.

Der Krimi im Detail: Bouffier ging mit einem 10-Sekunden-Vorsprung auf Kopecky auf die letzten 25 Kilometer der Jännerrallye. Baumschlager sicherte vorerst seinen dritten Platz ab. Dann setzte sich Bouffier wie erwartet an die Spitze, um gespannt auf Kopecky zu warten. Und als der Tscheche ins Ziel kam, leuchtete der Vorsprung von 0,5 Sekunden auf. Unglaublich: Nach insgesamt 248,46 Sonderprüfungskilometern entschieden lächerliche fünf Zehntelsekunden die Jännerrallye 2013 zugunsten des Vorjahrssiegers Jan Kopecky!

"Schönen Dank an Bryan. Es war ein nervenaufreibender Kampf in einer unglaublich schwierigen Rallye. Ich bin glücklich", erklärte Kopecky. "Es war eine verrückte Rallye, so dreckig und so schnell. Jan hat immer Druck gemacht und für mich war es sehr schwer", erwiderte der zweitplatzierte Bouffier. Raimund Baumschlager sprach von seiner schwierigsten Jännerrallye. "Der Spagat zwischen Attacke und Ankommen im Hinblick auf die heimische Meisterschaft war nicht einfach. Aber ich freue mich, hinter zwei absoluten Spitzen-Werkspiloten platziert zu sein."

Delecour kämpfte mit seinem Boliden

Hinter den drei Hauptdarstellern kämpften die Piloten um wichtige Punkte sowohl in der EM als auch in der österreichischen beziehungsweise tschechischen Meisterschaft, zu denen die Jännerrallye ebenfalls zählte. Der Tscheche Vaclav Pech, der die Traditionsrallye im oberösterreichischen Mühlviertel bereits drei Mal gewinnen konnte, holte schließlich den vierten Platz.

Mit einer tollen Performance konnte besonders Beppo Harrach am Samstag aufwarten. Der österreichische Staatsmeister des Jahres 2011 hatte nach einigen Setup- und Reifen-Umstellungen seinen Mitsubishi optimal im Griff und schob sich noch vor dem aktuellen Meister Polens, Kajetan Kajetanowicz, auf den fünften Gesamtrang.

Am Ende nur Siebenter und dementsprechend unglücklich war ein großer Name des internationalen Rallyesports. Francois Delecour kämpfte zuerst wie alle anderen Teilnehmer mit den Bodenverhältnissen und im zweiten Abschnitt bis zum Schluss mit der richtigen Reifenwahl. Zudem kassierte der seinerzeitige Vize-Weltmeister noch eine Strafminute wegen eines Stempelfehlers und als Draufgabe im Finish noch einmal zehn Sekunden wegen eines Frühstarts. Delecours Resümee: "Das war ein anstrengendes Wochenende. Wir hatten leider schwere Probleme mit dem Auto."

Aus österreichischer Sicht ist auch der positive Auftritt von Gerhard Aigner zu erwähnen. Der junge Oberösterreicher wurde als Gesamt-15. Drittbester seines Landes. In der 2WD-Wertung holte Hannes Danzinger mit Copilotin Kathi Wüstenhagen seinen ersten Sieg in einem EM-Lauf und strahlte dementsprechend. "Das war das angepeilte Ziel. Es ist natürlich eine Riesenfreude, wenn man das dann auch erreicht. Bei uns ist von Anfang an wirklich alles perfekt gelaufen."