Matthias, Euer SMG-Diesel-Buggy wurde seit der Rallye Dakar 2011 stark modifiziert.
Worin siehst Du die größten Verbesserungen?
Matthias Kahle: Ich bin den Buggy in der neuesten Entwicklungsstufe noch nicht gefahren,
daher kann ich bisher nur eine vage Einschätzung geben. Philippe Gache, der Konstrukteur
des Fahrzeugs, saß bei den Tests selbst am Steuer und ist absolut begeistert von den
Modifikationen. Er meinte, dass der Buggy rundum schneller ist. Bremsen und Fahrwerk
arbeiten besser, und alles funktionierte absolut zuverlässig. Ich persönlich gehe davon aus,
dass die Differenzialsperre den größten Schritt nach vorn bringen wird.
Auf welchem Untergrund bietet ein Differenzial mit Sperre den größten Vorteil?
Matthias Kahle: Es ist schwer auszumachen, auf welchem Belag der Vorteil am größten ist.
Grundsätzlich verbessert eine Differenzialsperre die Traktion auf jedem Untergrund, mit dem
wir es bei Marathonrallyes zu tun haben: Schotter, Steine, Schlamm, Matsch, etc. Nur in den
Dünen sind wir ohne Sperre bisher besser zurechtgekommen, aber das ist sicher auch
Übungssache. Ich bin bisher nur einmal mit Sperre gefahren, das war bei der Silk Way
Rallye 2010.
Bei allen anderen Rallyes fuhr unser Buggy ohne Differenzialsperre. Wahrscheinlich muss ich meinen Fahrstil in den Dünen ein bisschen anpassen, um die Sperrwirkung optimal zu nutzen. Wir gehören zwar mittlerweile zu den etablierten Teams, aber auch für uns gibt es immer noch etwas Neues zu lernen. Ihr habt bei beiden Ausgaben der Silk Way Rallye die Buggy-Wertung gewonnen.
Siehst Du das HS RallyeTeam auch dieses Mal in der Favoritenrolle?
Matthias Kahle: Nach unseren Erfolgen, gerade durch Platz Zehn bei der Rallye Dakar, werden wir auf
dem Papier natürlich als favorisiertes Buggy-Team gesehen, das ist ganz klar. Aber wir
wissen auch, wie schnell man bei einer Wüstenrallye sehr viel Zeit verlieren kann. 2009
beispielsweise haben wir eine Kuppe unglücklich erwischt und den Buggy dabei auf die Seite
gelegt. Das hätte uns fast den Klassensieg gekostet. Außerdem war die Konkurrenz bei der
Silk Way Rallye noch nie so groß wie dieses Jahr.
Hier sind neben uns drei sehr starke Buggy-Teams am Start. Ronan Chabot (SMG V8) beispielsweise war Zweiter bei der Dakar, er ist gerade in den Dünen sehr stark. Stéphane Henrard (VW Tarek) hat die Dakar 2010 lange angeführt, ehe er viel Zeit verloren hat. Und Christian Lavieille (Dessoude) hat im Allrad-Nissan bewiesen, dass er ein schneller Mann ist. Ihn können wir am wenigsten einschätzen, weil er zum ersten Mal im Buggy sitzt.
Wie beurteilst Du Eure Chancen in der Gesamtwertung?
Matthias Kahle: An der Spitze sehe ich ganz klar die X-Raid-Autos von Stéphane Peterhansel (Mini) und
Krzysztof Holowczyz (BMW). Gegen die können wir selbst auf buggy-freundlichen Strecken
wenig ausrichten. Dahinter ist in meinen Augen Boris Gadasin (G-Force Proto) der erste
Verfolger. Er kennt das Gelände in Russland sehr gut und war im vergangenen Jahr
unglaublich schnell. Danach kommen Alexander Mironenko (BMW) und die ganze Buggy-
Armada etwa gleichauf. Das sind unsere direkten Konkurrenten, mit denen wir uns messen
können. Unser Ziel lautet Platz Fünf, alles darüber hinaus wäre ein willkommener Bonus.
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