Seit 2004 gibt es die European Le Mans Series (ELMS). In den vergangenen zehn Jahren hat sie viel gesehen: von wüsten Werksteamduellen bis hin zum drohenden Untergang und sportlicher Belanglosigkeit. Allen Unkenrufen und der WEC zum Trotz lebt die europäische Sportwagenszene weiter. Für die aktuelle Saison der ELMS - die an diesem Wochenende in Silverstone beginnt - könnte man fast von einer Renaissance sprechen, für die maßgeblich die kostenbeschränkte Technik und die zahlungfreudigen Privatiers verantwortlich sind.

Reduktion auf drei Klassen für 2014

Die Klassenstruktur der ELMS wurde für die aktuelle Saison verschlankt: Die von vielen als Lückenbüßer empfundene LMPC-Kategorie der Einheitsprototypen ist nicht mehr dabei. Wie bereits im Vorjahr bilden die LMP2-Boliden die Spitze des Feldes. Vier Chassis- (Alpine, Morgan, Oreca und Zytek) sowie zwei Motorenhersteller (Nissan und Judd) erlauben vielfältige Kombinationsmöglichkeiten. Die sechs besten Teams des Vorjahres sind dabei geblieben - dazu kommt etwa noch Sébastien Loeb Racing, allerdings ohne den Rallyeweltmeister am Steuer.

Wer befürchtet hatte, dass die ELMS schrumpfen könnte, hat sich getäuscht. Mit 39 Fahrzeugen auf der Starterliste für Silverstone kann die Serie als konsolidiert gelten. Auch wenn nach den 24 Stunden von Le Mans einige Teams fernbleiben werden, sollte für genug Action auf der Strecke gesorgt sein. Elf Prototypen kämpfen um den Gesamtsieg. Einige davon mit dem Fernziel als ELMS-Meister eine automatische Einladung an die Sarthe zu erhalten.

Zwei starke GT-Felder, immer ein Amateur dabei

Die Grand-Tourer-Fraktion bleibt zweigteilt: Die GTE-Kategorie ist fast identisch mit ihrem Namensvetter in der WEC, während in der GTC-Wertung GT3-Sportwagen gegeneinander antreten. Ein Merkmal in beiden Klassen ist die enorme Präsenz von Ferrari: acht der 13 GTE-Wagen und neun der 15 GTC-Autos stammen aus Maranello. Der letztjährige GTE-Meister RAM Racing ist nicht mehr dabei, da das Team in die WEC gewechselt ist.

Die Zusammensetzung der Fahrzeugbesatzungen unterliegt den Beschränkungen durch die Fahrereinstufungen der FIA: Alle LMP2 und GT-Fahrzeuge müssen mindestens einen Silber- oder Bronzepiloten an Bord haben. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass die Meisterschaften durch schnelle und zahlkräftige Amateure entschieden werden.

60 Minuten mehr Racing pro Rennen

Ein weiterer Indikator für das Wohlergehen der ELMS ist die Erhöhung der Renndauer um eine Stunde. Nun dauern die fünf Läufe insgesamt vier Stunden. Außer dem Saisonstart in Großbritannien werden die Rennen nun am Sonntag ausgetragen.

Der ELMS-Kalender wurde indes nicht neu erfunden. Mit Silverstone, Imola, Spielberg und Le Castellet blieb ein solides Gerüst erhalten. Lediglich der Hungaroring musste weichen und wurde durch Estoril ersetzt, wo Mitte Oktober das Finale ausgetragen wird.

Live-Bilder im Web

Für die TV-Vermarktung hat die ELMS ein Problem, dass für die Fans vor Ort keines ist: die Renndauer. Nach aktuellem Stand wird es allerdings im deutschsprachigen Raum noch nicht einmal Zusammenfassungen geben. Die fünf Rennen werden allerdings per Live-Stream gezeigt und von der Radio-Le-Mans-Crew auf Englisch kommentiert. Die erste Kostprobe ist das Rennen am Samstag um 15.30 Uhr MESZ.