Marcel Fässler hat 2011 als erster Schweizer die 24 Stunden von Le Mans gewonnen, doch die Eidgenossen haben noch einen Grund zu feiern: Rebellion Racing holte den Titel der Le Mans Series in das Land, in dem Rundstreckenrennen seit 1955 verboten sind.

Pescarolo meldete sich eindrucksvoll zurück, Foto: DPPI
Pescarolo meldete sich eindrucksvoll zurück, Foto: DPPI

Schlimmer als in diesem Jahr hätte die Saison der LMS nicht beginnen können: weil trotz grüner Ampel noch ein Pace Car auf der Strecke war, kollidierten in Le Castellet vier von fünf Porsche der GTE in der ersten Runde. An der Spitze des Feldes gab das von der Pole gestartete Rebellion-Auto das Tempo vor, gefolgt von Pescarolo und Quifel. Weil beide Lolas von Rebellion mit Problemen zu kämpfen hatten, ging die Gesamtführung an das wiederauferstandene Pescarolo-Team, das den Platz an der Sonne zu keinem Zeitpunkt mehr abgeben musste und mit den Fahrern Collard, Tinseau und Jousse einen umjubelten LMS-Sieg feiern durfte. 2010 stand Teamchef Henri Pescarolo auf Grund des Rückzugs eines Investors noch vor einem Scherbenhaufen.

Anfang Mai ging es nach Spa-Francorchamps, wo die LMS zusammen mit dem ILMC startete und die Werksmannschaften von Audi und Peugeot mit deren Diesel-Coupés die Privatiers von der Spitze verdrängten. In den belgischen Ardennen wurden gleich drei neue Audi R18 eingesetzt, die sich prompt die ersten drei Startplätze sichern konnten. Im Rennen zeigte sich dann die wahre Stärke des neuen Peugeot 908, der dem Konkurrenten aus Ingolstadt vor allem in puncto Reifenverschleiß überlegen war. Alex Wurz, Marc Gene und Anthony Davidson holten vor dem Schwesterwagen von Sarrazin/Montagny/Minassian den Sieg beim 6-Stundenrennen von Spa und sorgten für eine gelungene Generalprobe für Le Mans. Pescarolo kam als bester Benziner vor Rebellion auf P6 ins Ziel.

Peugeot gelingt Rache für Le Mans in Imola

Nach dem verlorenen Saisonhöhepunkt in Le Mans wollte Peugeot in Imola Wiedergutmachung. In Italien starteten die LMS und der ILMC zum zweiten Mal 2011 gemeinsam. Peugeot konnte mit der Pole schon am Samstag einen ersten Erfolg verbuchen und siegte auch im Rennen mit dem Duo Sébastien Bourdais und Anthony Davidson vor Franck Montagny und Stéphane Sarrazin. Für Audi blieben mit den zwei nach Le Mans neu aufgebauten R18 TDI nur die Ränge drei und vier, vor Oak, zwei Rebellions und Pescarolo.

Auch beim vierten Saisonlauf in Silverstone starte die Le Mans Series mit dem ILMC-Tross. Die beiden Hersteller Audi und Peugeot duellierten sich auf Augenhöhe um den Sieg. Peugeot startete von der Pole, musste aber Audi die Führung im Rennen mehrmals überlassen. Nach einer außerplanmäßigen Reparatur am R18 von Timo Bernhard und Marcel Fässler wechselte die Führung knapp zwei Stunden vor dem Rennende wieder zu Bourdais und Pagenaud, die auch als erste ins Ziel fuhren. Hinter dem zweitplatzierten Audi von Bernhard und Fässler durften Olivier Pla, Alexandre Prémat und Jacques Nicolet für Oak aufs Podest klettern. Andrea Belicchi brachte den Rebellion-Toyota vor dem zweiten Oak-Auto und dem Auto von Henri Pescarolo ins Ziel. Mit dem Klassensieg in der GTE-Pro konnten Gianmaria Bruni und Giancarlo Fisichella schon in Silverstone den Titel in der LMS feiern.

Collard und Jousse sichern in Estoril den Fahrertitel

Beim Saisonfinale der Le Mans Series im portugiesischen Estoril haben Emmanuel Collard und Julien Jousse zusammen mit Christophe Tinseau nicht nur den Rennsieg, sondern auch die Fahrermeisterschaft geholt. Nach sechs Stunden gewann das französische Trio vor den Konkurrenten von Rebellion Racing. Für die schweizer Mannschaft reichte es dafür aber, um mit einem Punkt Vorsprung den LMP1-Teamtitel zu sichern.

Schultis und Simon hielten die deutschen Fahnen hoch, Foto: DPPI
Schultis und Simon hielten die deutschen Fahnen hoch, Foto: DPPI

Der Titelgewinn in der LMP2-Klasse ging wenig überraschend an Karim Ojjeh und Tom Kimber-Smith. Das Duo hatte für Greaves bereits vor dem Finale einen soliden Vorsprung und kam in Estoril auf der vierten Gesamtposition ins Ziel. Pegasus hat mit Julien Schell und den beiden Deutschen Mirco Schultis und Patrick Simon sowohl den Fahrer- als auch den Teamtitel der Formula Le Mans sichern können, in der Amateurklasse der GTs triumphierten Raymond Narac und Nicolas Armindo für IMSA Performance Matmut.

In der kommenden Saison fährt die Serie ohne die LMP1-Boliden mit dem neuen Namen European Le Mans Series in Le Castellet, Zolder, Donington, Brünn und an der Algarve. Als neue Klasse kommt die GT-Challenge hinzu, die sich schon in Amerika als tolle Einstiegsmöglichkeit in den Langstreckensport etabliert hat.