IndyCar hofft auf den ‚Wow‘-Effekt: Chevrolet hat sein Aerokit für den Dallara DW12 präsentiert und dabei für einige hochgezogene Augenbrauen gesorgt. Kein Stein ist auf dem anderen geblieben; ein komplexes Zusammenspiel aus Luftleitelementen und Zusatzflügeln erinnern nicht wenige an die Formel 1 bis 2008. Das gesamte Kit besteht aus über 120 Einzelteilen und deutlich mehr Abtrieb produzieren als die bisherige Einheits-Aerodynamik von Dallara. Wie viel mehr, will Chevrolet noch nicht verraten, schließlich wird die Konkurrenz aus dem Hause Honda schon bald ein eigenes Kit vorstellen. Kaum zu glauben, aber wahr: Der Luftwiderstand soll unverändert sein.

Jim Campbell, der Vizepräsident der Motorsportaktivitäten von General Motors, sagte bei der Präsentation: "Das ist ein wichtiger Meilenstein für Chevrolets Indycar-Engagement. Wir haben uns darauf konzentriert, ein Aero-Paket zu schnüren, das eine optimale Balance aus Abtrieb und Luftwiderstand garantiert, mit integriertem Motor. Es ist ein totales Performance-Paket." Chevrolets IndyCar-Manager Chris Berube fügte hinzu: "Dieses Aero-Paket erlaubt es Chevrolet-Fahrern, schneller durch Kurven zu kommen, während sie weiterhin den Topspeed auf der Geraden haben."

Komplette Neustrukturierung der Motorkomponenten

Im deutlich unaufgeräumteren Äußeren fallen sofort zwei Aspekte ins Auge: Der Frontflügel wurde völlig umgestaltet und weist anstelle eines zweiten Stockwerks zwei Türme auf, die einen eher filigranen Eindruck machen, aber reichlich Abtrieb produzieren. Zweitens sind die Seitenkästen deutlich stärker eingezogen. Um das zu erreichen, war eine völlige Neuanordnung der Motorkomponenten. Hiervon ist auch die Abgasführung inklusive Turbolader betroffen, so dass eine schlankere Motorabdeckung verwendet werden kann. Der Heckbereich schließt neben dem massiven dreiteiligen Heckflügel mit Zusatzelementen oberhalb der deutlich vergrößerten Radabdeckung ab.

Alt und neu im Vergleich: Das Chevrolet-Kit wirkt deutlich martialischer, Foto: Chevrolet
Alt und neu im Vergleich: Das Chevrolet-Kit wirkt deutlich martialischer, Foto: Chevrolet

"Wir haben mit einem weißen Blatt Papier angefangen", erläuterte Berube. Zunächst wurde das Dallara-Kit analysiert und ein 50-Prozent-Windkanalmodell angefertigt - viele Teile kamen hierbei aus dem 3D-Drucker. Anschließend wurde ein 1:1-Modell in einem zweiten Windkanal getestet, bevor die Komponenten einem Praxistest auf mehreren Strecken, darunter Austin, Homestead, Phoenix und der Texas Motor Speedway. Das vorgestellte Kit ist für Straßenkurse und Kurzovale gedacht; das Kit für Superspeedways wird erst vor Indianapolis präsentiert.

Für Campbell ist die Einführung des Aerokits der Höhepunkt in einem Drei-Punkte-Plan von Chevrolet: "Als wir uns entschieden haben, 2012 wieder in die Meisterschaft einzusteigen, haben wir mit IndyCar hart in mehreren Punkten gearbeitet. Wir lieben die Motorenformel mit kleinerem Hubraum, Turbo und Direkteinspritzung. Das war einer der Schlüsselpunkte, warum wir zurückgekommen sind. Zweitens wollten wir den Weltklassesport zurück auf die Belle Isle in Detroit bringen, was uns dank der IndyCar-Organisatoren gelungen ist. Und drittens wollten wir zurückkommen, weil wir Aerokits entwickeln durften. Das ist unsere Gelegenheit, uns im Aussehen zu unterscheiden, Innovation zu fördern und Rundenzeiten zu verbessern."

Aerokits mit zwei Jahren Verspätung

Die speziell angefertigten Kits sind nicht unumstritten: Sie sollten ursprünglich nach einer Testsaison des Dallara DW12 bereits 2013 zum Einsatz kommen. Jedes Team sollte die Möglichkeit erhalten, seine eigene Aerodynamik zu entwerfen. Doch die horrenden Kosten schreckten Teams und Verantwortliche ab, so dass die Idee immer weiter verschoben wurde. Letztlich wurde ein Kompromiss gefunden: Kits werden nur von den Motorenherstellern entwickelt, um den Teams die Entwicklungskosten zu ersparen. Welche finanziellen Auswirkungen das hat, wird sich erst noch zeigen.