In einem anfangs ruhigen und in der Schlussphase spektakulären Rennen auf dem Hochgeschwindigkeitsoval in Indianapolis setzte sich Ryan Hunter-Reay gegen die Konkurrenz durch und holte seinen ersten Sieg beim Indy 500. Gleichzeitig übernimmt der IndyCar-Champion von 2012 die Führung in der Meisterschaft. Mit aufs Podium klettern durften Helio Castroneves und Marco Andretti.

Mit so einem problemlosen Start in das wichtigste Rennen der Saison hatte wohl niemand gerechnet. Abgesehen von einem kleinen Quersteher von Ryan Briscoe, den der Australier in der ersten Runde gekonnt abfing, gab es in der ersten Rennhälfte keine Zwischenfälle zu verzeichnen. Ein Blick in die Geschichtsbücher verriet: Das letzte Indy 500 ohne Gelbphase ging 1976 über die Bühne. Soweit sollte es heute allerdings nicht kommen.

Neben Ed Carpenter, James Hinchcliffe und Will Power, die aus der ersten Reihe starteten, machten zunächst vor allem drei Fahrer auf sich aufmerksam: Ryan Hunter-Reay arbeitete sich vom 19. Startplatz immer weiter nach vorne und konnte im Wechsel mit Castroneves sogar einige Führungsrunden sammeln. Gleiches galt für Indy-Rückkehrer Juan-Pablo Montoya, der vom zehnten Rang bis ganz nach vorne fuhr.

Lange nichts, dann gleich vier Gelbphasen

Juan-Pablo Montoya warf seine Siegchancen weg, Foto: Sutton
Juan-Pablo Montoya warf seine Siegchancen weg, Foto: Sutton

Der erste Fahrer, der sich aus dem Kampf um den Sieg verabschieden musste, war Power. Bei seinem vierten Boxenstopp fuhr er in der Boxengasse etwas zu schnell und kassierte eine Durchfahrtsstrafe, die ihn eine Runde zurückwarf. Nicht besser machte es sein Teamkollege Montoya, der nur wenige Umläufe später die gleiche Strafe kassierte. Besonders bitter: Der ehemalige Formel-1-Pilot hatte sich durch eine spritsparende Fahrweise in eine sehr gute Ausgangsposition gebracht.

Nach knapp 150 von 200 Runden gab es dann doch den ersten Zwischenfall. Charlie Kimball drehte sich in Turn 2, touchierte die Mauer leicht und sorgte so für die erste Gelbphase des Rennens. Abgesehen von Carpenter, der bereits kurz zuvor an der Box war, nutzten alle Fahrer die Gelbphase für einen weiteren Stopp. Der Pole-Mann eroberte so die Führung vor Hunter-Reay, Andretti, Dixon und Castroneves zurück, war aber schon acht Runden länger unterwegs. Zumindest etwas aufatmen durfte man zu diesem Zeitpunkt bei Penske: Montoya und Power wurden von ihrem Rundenrückstand befreit.

In der Schlussphase wurde die Gangart dann immer härter. Hunter-Reay, Carpenter und Andretti kämpften um die Führung, dahinter versuchte Dixon den Anschluss zu halten. Ohne Erfolg: 33 Runden vor dem Ziel drehte er sich in Turn 4 und hatte Glück, nicht von einem der folgenden Fahrer getroffen zu werden. Wenig überraschend nutzten alle Fahrer die Gelbphase für einen weiteren - und letzten - Boxenstopp.

Nur Sekunden nach dem Neustart gab es gleich den nächsten Crash. Carpenter und der von Platz 25 gestartete Townsend Bell berührten sich im Kampf um den zweiten Platz leicht. Carpenter wurde leicht nach unten gedrückt und kollidierte mit Hinchcliffe - beide landeten in der Mauer. Bell behielt die Kontrolle über seinen Boliden und reihte sich hinter Hunter-Reay ein.

Townsend Bell sorgt für Zielsprint

Townsend Bell baute den heftigsten Unfall, Foto: Sutton
Townsend Bell baute den heftigsten Unfall, Foto: Sutton

Zehn Runden vor dem Ziel folgte die nächste Gelbphase. Genau in dem Moment, als die Rennleitung kleine Trümmerteile auf der Strecke vermeldete, stopfte Bell seinen Boliden vehement in die Mauer. Bei nur noch neun zu fahrenden Runden wurde das Rennen sogar unterbrochen, damit die Strecke von den Trümmern befreit werden konnte und der Zieleinlauf nicht hinter dem Safety-Car erfolgte.

Nach der kurzen Pause und zwei Einführungsrunden hinter dem Safety-Car ging Hunter-Reay vor Castroneves, Andretti und Carlos Munoz in die letzten sechs Runden. Es folgten vier Führungswechsel, bevor Hunter-Reay als Führender auf die letzten 2,5 Meilen ging und den ersten Platz mit einem Vorsprung nur 0,0600 Sekunden gegen Castroneves verteidigte. Andretti kam 0,3171 Sekunden hinter dem Sieger ins Ziel. Munoz, Montoya, Kurt Busch, Sebastian Bourdais und Power folgten mit weniger als drei Sekunden Rückstand, die Top-10 komplettierten Sage Karam und JR Hildebrand.