Zum ersten Mal seit Ryan Briscoes Sieg 2008 in Milwaukee begrüßt die IndyCar-Series mit Mike Conway einen neuen Rennsieger in ihren Reihen. Da war es passend, dass ausgerechnet Vorgänger Briscoe auf dem Podium direkt neben dem Mann der Stunde stand und als Erster gratulieren konnte. Dario Franchitti komplettierte als Dritter das Podest. Wie bereits im Vorjahr beim Triumph von Ryan Hunter-Reay, ging der Sieg auf den Straßen von Long Beach also an die Truppe von Andretti Autosport.

"Jetzt ist seine Rückkehr perfekt", freute sich Teamchef Michael Andretti in Bezug auf Conways lange Pause nach seinem schweren Indy500-Unfall im Vorjahr. Dass sein Schützling in seinem insgesamt 26. IndyCar-Rennen nun den ersten Triumph einfahren konnte, freute ihn ganz besonders. "Als wir ihn zum ersten Mal in ein Rennauto gesetzt haben, konnte ich schon erkennen, dass er Potential hatte. Ich bin sehr glücklich, dass er jetzt schon gewonnen hat und dann noch dazu eines der großartigsten Rennen, die Long Beach je gesehen hat", so Andretti voller Freude.

Turbulentes Rennen unter der Sonne Kaliforniens

Der Sieg für den Engländer kam nach einem verpatzen Boxenstopp relativ überraschend und erst in der Schlussphase zustande. Von Platz drei aus gestartet, konnte sich Conway zunächst nicht verbessern und steckte erst einmal hinter Pole-Setter Will Power und Ryan Hunter-Reay fest. Als er zu Mitte des Rennens beim Boxenstopp dann noch die Markierung überfuhr und kostbare Zeit verlor, schien der Brite eigentlich schon aus dem Rennen um die Spitze heraus zu sein.

Will Power wurde nach einem Rempler von Teamkollege Helio Castroneves in Long Beach nur Zehnter und verlor die Meisterschaftsführung an Dario Franchitti, Foto: IndyCar
Will Power wurde nach einem Rempler von Teamkollege Helio Castroneves in Long Beach nur Zehnter und verlor die Meisterschaftsführung an Dario Franchitti, Foto: IndyCar

Die besten Karten für den Sieg hatte zu diesem Zeitpunkt der lange Zeit führende Ryan Briscoe in der Hand. Von Platz zwölf aus ins Rennen gestartet, nutzte dem Australier ein früher Stopp direkt vor einer Gelbphase, um sich die Spitzenposition zu schnappen. Ryan Hunter-Reay zog derweil beim Restart an Will Power vorbei, konnte die Zeiten von Briscoe aber nicht mitgehen. Auch nach den letzten Boxenstopps, die auf Grund eines Unfalls von Justin Wilson während einer neuerlichen Gelbphase stattfanden, lag der Ex-Toyota-F1-Tester weiter in Führung.

Beim Restart kämpften Power und Hunter-Reay dahinter weiter um Platz zwei - mit dem schlechteren Ende für Power, der von seinem von hinten anfliegenden Teamkollegen Helio Castroneves in den ersten Kurve getroffen wurde und sich, wie der Brasilianer auch, drehte und somit eine Menge Boden verlor. Nach weiteren Zwischenfällen folgte die nächste Gelbphase, bei dessen Restart sich der spätere Sieger Conway von Platz sechs auf Rang vier nach vorne schieben konnte. Als dann noch Hunter-Reay mit einem Getriebeproblem langsamer wurde, war der Brite schon Dritter.

Im Anschluss konnte er kurz hintereinander sowohl Titelverteidiger Dario Franchitti, als auch den Führenden Ryan Briscoe überholen und setzte sich danach schnell von den Verfolgern ab. Im Ziel betrug der Vorsprung auf den Zweiten sechs Sekunden. Hinter Briscoe und Franchitti, komplettierten der starke Rookie James Hinchcliffe, Alex Tagliani und Oriol Servia die ersten Sechs. Danica Patrick wurde Siebte, noch vor Tony Kanaan. Will Power kam nach dem Zwischenfall mit Teamkollege Castroneves, der Zwölfter wurde, am Ende nicht über Rang zehn hinaus.

Wenig Glück hatten auch Marco Andretti und Dayle-Coyne-Pilot Sebastien Bourdais, die in der Boxengasse aneinander gerieten und das Rennen beide nicht beenden konnten. Schlecht lief es zudem für Rückkehrer Paul Tracy, der nur 16. wurde und Feindkontakt mit Simona de Silvestro hatte, die sich daher mit einem enttäuschenden 20. Platz begnügen musste. "Das war ein hartes Rennen heute. Wir hatten vom Start weg Probleme und die Kollision mit Tracy hat uns natürlich auch nicht geholfen", sagte die HVM-Pilotin, die nun den neunten Rang in der Gesamtwertung belegt. Neuer Spitzenreiter ist Titelverteidiger Dario Franchitti, der nur sieben Punkte vor seinem ärgsten Verfolger Will Power liegt.

Rennsieger Mike Conway ist mit 74 Zählern nun starker Fünfter im Klassement. "Es fühlt sich einfach großartig an. Sobald ich in Führung lag, dachte ich nur noch an den Sieg", sagte der Brite nach dem Rennen. "Ich wusste aber, dass ich das schnell wieder vergessen und das Rennen erst einmal gut zu Ende bringen musste", so Conway, der neben dem Triumph beim IndyCar-Klassiker in Kaliforniern auch schon einen Sieg beim prestigeträchtigen GP2-Rennen in Monaco in der Vita stehen hat. "Ich konnte heute immer pushen und die Abstände kontrollieren. Mein Auto war einfach großartig", freute sich der Andretti-Pilot abschließend.