Die Nacht ist über Daytona Beach hereingebrochen und an der Prototypen-Spitze wurde ordentlich durchgesiebt: Während Ganassi Racing und Wayne Taylor Racing sich an der Spitze abwechseln, sind einige namhafte Teams aus der Führungsrunde herausgefallen, unter anderem die Vorjahressieger. In der GTLM wurde weiter kräftig ausgesiebt: Beide Werks-Porsche wurden durch einen und denselben Unfall aus dem Rennen gerissen, und mit beiden Ferraris und einem BMW in Problemen hat sich die Zahl der Sieganwärter auf nur noch vier reduziert. Die LMP2-Fraktion wurde gerupft; überhaupt befinden sich bei Rennhälfte nur noch vier Prototypen in der Führungsrunde, darunter beide Ganassi-Fahrzeuge. Action Express Racing muss nach Problemen eine Aufholjagd starten.

Action Express Racing zwei Runden zurück

An der Spitze des Feldes hat sich seit dem letzten Bericht ein Herausforderer für Chip Ganassi Racing herauskristallisiert: Der Corvette DP von Wayne Taylor Racing machte während der Dämmerung und in der Nacht viel Druck auf die beiden Riley-Ford aus dem Team der IndyCar-Legende. Das sollte sich zunächst auszahlen, denn der lange führende DP von Scott Dixon, Tony Kanaan, Lyle Larson und Jamie McMurray musste in der achten Stunde unter gelb kurz repariert werden, blieb aber in der Führungsrunde und liegt aktuell auf Rang zwei vor dem Schwesterfahrzeug.

Chip Ganassi hat noch zwei Eisen im Feuer, Foto: IMSA
Chip Ganassi hat noch zwei Eisen im Feuer, Foto: IMSA

Vor allem die größtenteils neuen LMP2-Boliden hatten ihre Probleme bei ihrer Feuertaufe: Der Extreme-Speed-HPD von Ed Brown, Jahannes van Overbeek und Jon Fogarty ist draußen, nachdem van Overbeek den Wagen aus Sicherheitsgründen abstellte, als merkwürdige Geräusche auftraten. Auch der Krohn-Ligier ist nicht mehr dabei, weil das Judd-Aggregat seinen Geist aufgegeben hat. Als nächsten Mitfavoriten erwischte es den Riley-BMW von Starworks Motorsport, auf dem unter anderem Rubens Barrichello und Ryan Hunter-Reay genannt sind. Das Fahrzeug blieb liegen, wurde in Fahrerlager geschleppt, verlor viel Zeit, und liegt derzeit fünf Runden zurück.

Die große News der ersten Nachthälfte ist jedoch das Zurückfallen der Vorjahressieger von Action Express Racing. Joao Barbosa blieb wegen eines nicht eingesteckten Steckers liegen. Auch das VisitFlorida-Fahrzeug von Richard Westbrook, Michel Valiante und Mike Rockenfeller verlor zwei Runden. Eine längere Grünphase zwischen 23:30 und 1:30 Ortszeit sorgte für einige weitere Überrundungen, unter anderem fiel der von Pole gestartete MSR-Ligier aus der Führungsrunde heraus, konnte sich jedoch durch cleveres Ausnutzen der Gelbphasen wieder in die Führungsrunde zurück retten.

Der Diesel-Mazda ist ebenfalls draußen, Foto: IMSA
Der Diesel-Mazda ist ebenfalls draußen, Foto: IMSA

Somit sind vier Fahrzeuge zum gegenwärtigen Zeitpunkt in der Führungsrunde: Der Taylor-Corvette-DP, die beiden Ganassi-Rileys und der MSR-Ligier, der weiterhin bei den Boxenstopps Boden verliert. Auf Platz fünf ist mittlerweile der Extreme-Speed-HPD von Scott Sharp, Ryan Dalziel und David Heinemeier Hansson vorgespült worden. Nur eine Runde Rückstand bedeutet: Eine Gelbphase richtig nutzen und man ist in der Führungsrunde. Mit zwei Runden Rückstand folgen die Action Express und VisitFlorida derzeit im Formationsflug.

GTLM wird zum Survival-Drama

Es wird wohl die kurioseste Szene des Rennens gewesen sein: Kurz vor Halbzeit standen plötzlich beide Werks-Porsche beschädigt an derselben Stelle. Marc Lieb wurde vom von der GTD-Pole gestarteten TRG-Aston-Martin abgedrängt und drehte sich über die Wiese direkt in Bamber hinein- ein Alptraum für das Porsche Team North America, nachdem sich die Startnummer 912 gerade wieder durch die Gelbphasen in die Führungsrunde gebracht hatte - nach sechs Runden Rückstand in der Anfangsphase! Alles für die Katz - einer der kuriosesten Unfälle in der Geschichte des Rennens beraubt das Porsche-Werksteam aller Hoffnungen.

Doch nicht nur Porsche muss bittere Abstriche machen; beide Ferrari sind ebenfalls raus aus der Entscheidung. Der AF-Corse-458 verlor zunächst ein Rad und kollidierte anschließend mit dem GB-Porsche aus der GTD in Turn 1 - beide Fahrzeuge wurden stark beschädigt. Kurz nach Mitternacht kam dann plötzlich der Risi-Ferrari aus führender Position an die Box wegen Aussetzern und verlor alle Chancen auf den Sieg. Für Ferrari ist der Traum ausgeträumt.

Unfassbar: Porsche verlor beide Fahrzeuge auf einen Schlag, Foto: IMSA
Unfassbar: Porsche verlor beide Fahrzeuge auf einen Schlag, Foto: IMSA

Die Restarts nach den Full Cause Cautions waren teils chaotisch; mehrfach krachte es unter anderem bei den PC-Boliden. Zum Verhängnis wurde die teils fehlende Disziplin BMW: Der Z4 GTE von John Edwards, Lucas Luhr, Jens Klingmann und Graham Rahal verlor fast 30 Runden, nachdem ein Konkurrent ihn beim Restart über den Haufen fuhr. Damit noch nicht genug der schlechten Nachrichten für die deutschen Hersteller; auch der zweite Z4 ist momentan nicht in der Führungsrunde. Dieser hat aber nur eine Runde Rückstand und könnte so in den Kampf noch eingreifen, wenn die Gelbphasen richtig genutzt werden.

So liegen plötzlich nur noch drei GTLM-Boliden in einer Runde: Corvette hält mit einer Doppelführung alle Trümpfe in der Hand, doch der bereits das ganze Rennen überraschend starke Falken-Porsche folgt der gelben Macht auf dem Fuße. Den BMW mit einer Runde Rückstand eingerechnet sind aber trotzdem nur noch vier Autos im Kampf um den Sieg.

PC-Klasse auf zwei Sieganwärter reduziert

Nach kreiselnden Fahrzeugen bei den Restarts und einigen technischen Problemen ist die PC-Klasse eine Affäre zwischen zwei Fahrzeugen geworden: Core Autosport hält mit Jon Bennett, Colin Braun, Mark Wilkins und James Gue eine Ein-Runden-Führung vor dem PR1/Mathiasen-Oreca von Mike Guasch, Andrew Novich, Andrew Palmer und Tom Kimber-Smith. Völlig offen hingegen ist noch die GTD mit sechs Fahrzeugen in der Führungsrunde. Bei Rennhalbzeit führt der Scuderia-Corsa-Ferrari von Bill Sweedler, Townsend Bell, Anthony Lazzaro und Jeff Segal.