Der ALMS-Lauf in Elkhart Lake ging wie erwartet an Pickett Racing. Doch Lucas Luhr und Klaus Graf mussten härter arbeiten als ihnen lieb war. Grund dafür war eine frühe Safety-Car-Phase, die verschiedene Strategien erlaubte, und Pickett Racing wählte die schlechtere. Zum Sieg reichte es trotzdem deutlich vor dem Lola B12/66-Mazda von Dyson Racing. Die Story des Rennens war jedoch der DeltaWing, der zwischenzeitlich seine ersten Führungsrunden absolvierte. Die LMP2 entschied Level 5 Motorsport für sich, in der GT-Klasse holte SRT den Premierensieg für die neue Viper. Sensationell auf Gesamtrang drei fuhren Bruno Junqueira und Duncan Ende aus der LMPC.

Drei Cautions waren das Zünglein an der Waage im strategiegeprägten, aber gleichzeitig actionreichen Rennen. Nach Start auf nasser Strecke gab es durch den Dreher eines GTC-Porsche früh eine erste Gelbphase. Etwa die Hälfte des Feldes nutzte dies zum Boxenstopp, um auf Slicks zu wechseln, andere Fahrzeuge blieben draußen und machten einen Stopp weniger. Zwei weitere Cautions kurz nach Rennhälfte glichen die Strategien wieder an, trotzdem blieb bis zum Ende offen, wer noch einmal tanken müsste. Eine letzte Gelbphase beendete den Kampf vorzeitig, das Rennen ging hinter dem Safety Car zu Ende.

Führungsrunden für den DeltaWing

Historische Note: Erstmals führte der DeltaWing ein Rennen an, Foto: ALMS
Historische Note: Erstmals führte der DeltaWing ein Rennen an, Foto: ALMS

Zunächst sah alles nach dem gewohnten Procedere aus: Lucas Luhr stürmte vom Start weg auf nasser Fahrbahn auf und davon. Stark präsentierte sich aber Katherine Legge im DeltaWing: Sie überholte Chris McMurray in der ersten Runde und nistete sich auf P2 ein. Als die Gelbphase anstand, rief Don Panoz den DeltaWing an die Box - eine goldrichtige Entscheidung. Nach dem Restart musste Luhr noch zum ersten Boxenstopp kommen und Legge bescherte ihrem Aerodynamikkeil somit die ersten Führungsrunden - ein möglicherweise historischer Tag in der Geschichte des Motorsports.

Lange wehrte die Freude nicht, denn der HPD ARX-03c war etwa drei Sekunden auf trockener Strecke schneller als der DeltaWing. Luhr holte sich die Führung zurück, verlor sie aber wiederum in der zweiten Gelbphase, da Legge den DeltaWing bereits an Andy Meyrick übergeben hatte und Klaus Graf auf seinen Einsatz im Pickett-HPD noch warten musste, bis die Box unter gelb wieder geöffnet wurde. Schnell stellte Graf die alte Reihenfolge wieder her und sicherte den Sieg für Pickett Racing, McMurray und Tony Burgess kamen für Dyson Racing auf Rang zwei.

Verkehrte Welt: LMPC schlägt LMP2

Die Strategiespiele in der LMP2 sorgten dafür, dass das beste P2-Team noch hinter die besten LMPC-Fahrzeuge zurückfiel. Spritsparen zahlte sich jedoch aus: An der Spitze duellierten sich der Level-5-HPD von Marino Franchitti und Ricardo Gonzales sowie das baugleiche Fahrzeug von Extreme Speed Motorsports mit Guy Cosmo und Scott Sharp, Letztere entschieden den Kampf für sich. Beide verbrauchten in ihrem Duell jedoch zu viel Sprit und mussten kurz vor der letzten Gelbphase zum Splash & Dash; Simon Pagenaud und Scott Tucker staubten in ihrem HPD ARX-03b den Sieg für Level 5 ab. Der zweite ESM-HPD schied mit Motorschaden aus und war der Auslöser für die zweite Gelbphase.

Corvette machte bei den Boxenstopps stets Positionen gut, kam aber gegen SRT nicht an, Foto: ALMS
Corvette machte bei den Boxenstopps stets Positionen gut, kam aber gegen SRT nicht an, Foto: ALMS

Für die Polesetter der LMPC-Kategorie erlitt der Traum vom erneuten Klassensieg einen frühen Dämpfer: John Bennett konnte auf der nassen Fahrbahn in der ersten Runde keine Traktion aufbauen und drehte sich von der Strecke. Der Oreca FLM von CORE Autosport sollte in der Folge keine Rolle mehr spielen, es blieb nach den Strategie-Wirrungen der vierte Klassenrang. Durch die vielen Boxenstopps kurz vor Schluss waren die Klassensieger, Bruno Junqueira und Duncan Ende für RSR Racing, schließlich Dritte im Gesamtklassement, gefolgt von Kyle Marcelli und Chris Cumming im JDX-Racing-Oreca. Erst dann folgten der DeltaWing und die drei LMP2, bevor die PC-Drittplatzierten, Michael Guasch und David Cheng für Pickett Racing, auf Gesamtrang neun zu finden waren.

Riesenjubel bei SRT über Premierensieg

Wie immer bot die GT-Klasse Action vom Allerfeinsten, doch die SRT Vipern waren vom Speed her nicht zu schlagen. Weder die schnellen Boxenstopps von Corvette Racing, noch das zwischenzeitliche Hoch des Falken-Porsche bei abtrocknender Fahrbahn konnten den Sieg für Dominik Farnbacher und Marc Goosens verhindern. Dieser hing jedoch am seidenen Faden: Selbst in der letzten Gelbphase war nicht klar, ob die Viper es bis ins Ziel schaffen würde. Im sechsten Gang trug Goosens das Muscle Car mit Leerlaufdrehzahl über die Ziellinie und holte sich den Klassensieg vor den Werks-Corvettes von Magnussen/Garcia und Gavin/Milner.

Große Chancen auf den Klassensieg hatte der Ferrari 458 Italia von Risi Competizione, der in der ersten Gelbphase eine Runde später als die Konkurrenz reinkam und für den Rest des Rennens so einen Spritvorteil hatte. Doch die Italien-Flunder von Matteo Malucelli und Olivier Beretta drehte sich von der Strecke, was Gelbphase Nummer drei auslöste. Somit waren es die Porsche-Teams, die profitierten: Bryce Miller und Marco Holzer holten Platz vier, obwohl Letzterer sich in der ersten Runde ebenfalls gedreht hatte und den BMW von Bill Auberlen mitriss. Auf P5 kamen Patrick Long und Tom Kimber-Smith in einem weiteren Porsche 911 GT3 RSR.

Knallharter Dreikampf in der GTC

Spencer Pumpelly rang im Endkampf Jeroen Bleekemolen und Sean Edwards nieder, Foto: ALMS
Spencer Pumpelly rang im Endkampf Jeroen Bleekemolen und Sean Edwards nieder, Foto: ALMS

Enttäuschte Sechste wurden die Polesetter Jonathan Bomarito und Kuno Wittmer. Sie hatten in der letzten Runde der vorletzten Gelbphase noch einmal gestoppt, um nicht auf den Sprit achten zu müssen. Die Taktik wäre aufgegangen, da Wittmer einen Spritsparer nach dem anderen überholte, doch die letzte Gelbphase machte den Plan zunichte. Nicht wirklich in Tritt kam BMW: Immer auf den Spritverbrauch achtend, wurden Bill Auberlen und Maxime Martin trotz des Ausflugs in der ersten Runde Siebte, Dirk Müller und John Edwards kamen auf P8.

Die GTC-Kategorie sah einen Dreikampf zwischen den Porsche von Flying Lizard, Alex Job Racing und NGT Motorsport, die in dieser Reihenfolge die Zielflagge sahen. Nelson Canache und Spencer Pumpelly durften sich nach mehrfachem Lackaustausch mit Cooper MacNeil und Jeroen Bleekemolen über den Klassensieg freuen. Es ist das erste Mal, dass Bleekemolen auf der Road America geschlagen wurde. Auf Rang drei landeten in diesem packenden Dreikampf Henrique Cisneros und Sean Edwards. Die letzte Gelbphase wurde dadurch ausgelöst, dass Jan Heylen im zweiten TRG-Porsche volles Programm in Turn 1 in den Reifenstapel krachte. Der Belgier entstieg dem Wrack aber unverletzt.