Das Jahr begann beim Auftakt in Barcelona so wie es auch endete: Mit einem jubelnden Mitch Evans. Der Neuseeländer gewann gleich den ersten Lauf der Saison auf dem Circuit de Catalunya - es sollte der Auftakt zu einem dominanten Jahr des damals erst 17-Jährigen werden. Auch im Vorjahr war der Exot aus Ozeanien schon in der Serie angetreten, für Arden wurde er als Rookie Gesamtneunter, wobei er ebenfalls in Katalonien einen Sieg gefeiert hatte - 2012 hielt er seinem Team die Treue. Dieses Setzen auf Kontinuität zahlte sich aus, denn früh spürten die Beobachter, dass bei Evans und Arden nicht nur die Chemie stimmte sondern auch die entscheidenden Zahnräder ineinander griffen - Ausdruck dieser Harmonie war der Erfolg auf der Strecke. Bereits beim zweiten Wochenende des Jahres in Monaco fuhr Evans erneut doppelt in die Punkte.

Schade: Die Damen im Feld sorgten nur optisch für Hingucker, Foto: GP3 Series
Schade: Die Damen im Feld sorgten nur optisch für Hingucker, Foto: GP3 Series

Während die prestiegeträchtigen Laufsiege von Aaro Vainio und Marlon Stockinger fast etwas in Vergessenheit gerieten, sorgte Conor Daly mit dem Unfall des Jahres für Aufsehen - der Amerikaner blieb nach seinem spektakulären Flug durch die Luft an der Hafenschikane jedoch wie durch ein Wunder unverletzt. Zurück in Spanien, diesmal an der Hafenkante von Valencia, war es erneut Evans, der im Hauptrennen die maximale Punkteausbeute einstrich und sich nach P6 im Spint in der Gesamtwertung so langsam abzusetzen wusste. Auch an den vier folgenden Wochenenden in Silverstone, Hockenheim, Budapest und Spa konnte der Schützling von F1-Star Mark Webber immer zumindest eines der beiden Rennen am Samstag und Sonntag auf dem Podium beenden, wobei er im Deutschland-Sprint sogar auf die oberste Stufe klettern durfte.

Ungarn ist Da-Costa-Land

Hinter ihm trennte sich in Sachen Titelrivalen dann schon so langsam die Spreu vom Weizen. Wenn auch schon mit großem Rückstand ausgestattet, reifte Antonio Felix da Costa spätestens mit seinem eindrucksvollen Doppelsieg auf dem Hungaroring zu einem ernsthaften Herausforderer. Der Portugiese gewann nach seinem Triumph am Samstag auch den Sprint am Sonntag - erstmals in der Serien-Historie gelang einem Piloten ein derart dominantes Wochenende. Am nächsten Rennwochenende in Spa ließ der Red-Bull-Junior noch zwei zweite Plätze folgen, um den Rückstand auf die Spitze weiter zu verkürzen. Ins Titelrennen griff dann auch noch einmal das Lotus-Duo Daniel Abt und Aaro Vainio ein.

Da Costa wusste zu überzeugen, Foto: GP3 Series
Da Costa wusste zu überzeugen, Foto: GP3 Series

Beide Fahrer hatten die Saison über konstant und fleißig Punkte gehamstert, wobei dem Deutschen in Spa sogar der erste Erfolg seiner noch jungen GP3-Karriere gelang. Für einen großen Showdown beim Finale in Monza war demnach alles angerichtet - gleich vier Piloten hatten noch Meisterschaftschancen, wenngleich Evans bei mehr als 20 Punkten Vorsprung und einer Pole-Position auf der Habenseite die Favoritenrolle nicht zu nehmen war. Schon am Start zu Lauf eins kam jedoch alles anders. Evans kam nicht gut weg, musste in der ersten Schikane seinen Konkurrenten ausweichen und beschädigte sich beim Abkürzen über die Poller sein Auto - schon nach einer Runde gab es statt des bereits kaltgestellten Champagners Tränen, denn der Arden-Pilot musste zumindest für den Samstag einmal aufgeben und zusehen, wie Abt ganz vorne zum Sieg fuhr und den Rückstand verkürzte.

Episches Finalwochenende in Monza

Das einzig Positive für Evans: Auch Da Costa hatte Pech - mit technischen Problemen fiel er weit zurück und kam nicht in die Punkte. Vainio verabschiedete sich derweil schon am Samstag ganz aus dem Meisterschaftsrennen - und das auf bittere Art und Weise. Für das Fahren der schnellsten Rennrunde unter gelber Flagge kassierte der Finne eine Zeitstrafe, die ihm statt seines dritten Platzes nur Rang elf einbrachte. Der wahre Krimi folgte im Königlichen Park zu Monza jedoch erst am Tag darauf. Evans musste das Rennen nach dem Seuchen-Samstag von ganz hinten aus starten, steckte jedoch nicht auf und kämpfte sich mit einer unglaublichen Fahrt zurück und bis in die Punkteränge nach vorne.

Evans: Grenzenloser Jubel in Italien, Foto: Sutton
Evans: Grenzenloser Jubel in Italien, Foto: Sutton

Dann warf ihn jedoch ein Reifenschaden erneut zurück - im Ziel blieb ihm nur P20 und das Bangen und Zittern, dass Abt nicht zum Sieg fahren würde. Die Entscheidung wurde für alle Beteiligten dabei zur Zerreißprobe, denn die Meisterschaftsführung wechselte im Laufe des Sonntagsrennens nicht weniger als unglaubliche sechs Mal. Schon auf den ersten Metern war Abt von Rang acht aus in die Top-5 vorgestoßen, wieder ein paar Umläufe später war er bereits auf Podiumskurs. Während Da Costa weiter hinten seine Chancen nicht mehr umsetzen konnte, sah alles nach der Sensation aus, denn nach fünf Runden führte der Deutsche in Lotus-Diensten schließlich, was ihm in seiner Rookiesaison ob Evans unglücklicher Lage tatsächlich zum Titel gereicht hätte.

Dann schlug jedoch die Stunde von Tio Ellinas. Der Manor-Pilot überholte drei Runden vor Schluss Abt und schnappte diesem die entscheidende Führung weg - zwar konterte der Allgäuer noch einmal, doch einem neuerlichen Versuch Ellinas' hatte er im vorletzten Umlauf nichts mehr entgegenzusetzen. Für Abt war der zweite Platz der wohl bitterste seiner Laufbahn, verpasste er mit ihm doch um denkbar knappe zwei Punkte den totalen Triumph, wohingegen in der Arden-Box alle Dämme brachen und Evans doch noch den schon verlorenen geglaubten Titel feiern durfte.