Die französische Nachwuchsschmiede ART hat ihrem Namen auch in der GP3-Saison 2011 wieder alle Ehre gemacht. Mit Valtteri Bottas und James Calado stellte das Team am Ende der Saison die überlegene Doppelspitze im Gesamtklassement. Mit Pedro Nunes enttäuschte lediglich der dritte Pilot im Team auf ganzer Linie - der erfolglose Brasilianer wurde daher für die beiden letzten Rennwochenende des Jahres gegen Richie Stanaway ausgetauscht, der seine Sache mit einem Sieg beim zweiten Lauf in Spa wiederum sehr gut machte. Der Hauptfokus lag jedoch das ganze Jahr über klar auf seinen Stallgefährten, die der Konkurrenz ganz vorne unterm Strich keine Chance ließen.

Vizechamp James Calado holte in Valencia seinen einzigen Saisonsieg, Foto: Sutton
Vizechamp James Calado holte in Valencia seinen einzigen Saisonsieg, Foto: Sutton

Dass es 2011 insgesamt aber trotzdem zehn verschiedene Rennsieger zu bestaunen gab, demonstrierte die Spannung und Ausgeglichenheit der Serie. Ganz an der Spitze war das ART-Duo dabei eine Paarung der Gegensätze. Bottas konnte mit Siegen in Deutschland, Ungarn, Belgien und Italien, bei den letzten vier Events des Jahres vier Rennen für sich entscheiden. Mehr als einen Lauf zu gewinnen gelang in diesem Jahr sonst nur Rio Haryanto. Somit hatte Bottas seinen Titelgewinn vor allem seinem starken Schlussspurt zu verdanken, denn die Konstanz in Person war der Finne, besonders zu Beginn des Jahres, eigentlich nicht.

Jedes Rennen andere Sieger

Diesen gegensätzlichen Ansatz verkörperte sehr zur Freude der Lotus-ART-Teamführung dafür Stallkollege Calado. Für das Team waren somit alle Eventualitäten abgedeckt, denn während Bottas auch sieben Rennen außerhalb der Punkteränge beendete, minimierte Calado diese Anzahl bei seinen Auftritten auf fünf und holte zumeist wertvolle Punkte. Besonders zu Saisonmitte zahlte sich das aus. In Valencia, Silverstone und auf dem Nürburgring fuhr der Brite jeweils in beiden Läufen in die Top-8 - bei der Fluktuation auf den Punkteplätzen um ihn herum, stach diese Performance durchaus heraus.

Valtteri Bottas setzte sich am Ende knapp vor Teamkollege James Calado durch, Foto: Sutton
Valtteri Bottas setzte sich am Ende knapp vor Teamkollege James Calado durch, Foto: Sutton

Nachdem sich beim Auftakt in der Türkei noch Nigel Melker und Alex Sims durchgesetzt hatten, gewannen in Barcelona Mitch Evans und Tamas Pal Kiss. In Valencia schließlich sicherte sich Calado vor Landsmann Sims und Teamkollege Bottas seinen einzigen Saisonsieg - das zweite Rennen gewann Marussia-Manor-Talent Adrian Quaife-Hobbs. Mit dem schier unglaublichen Wechselspiel auf dem Siegertreppchen ging es anschließend munter weiter. In Silverstone stach der Schweizer Nico Müller heraus, dann holte sich Lewis Williamson seinen erhofften Heimerfolg. Haryanto gewann schließlich in Deutschland, wo auch Bottas Siegesserie anfing und auch in Ungarn teilte sich der Indonesier den Triumph mit dem späteren Meister.

GP3 nur Durchgangsstation

Nachdem auch das Wochenende in Belgien fest in ART-Hand war, dauerte es bis zum allerletzten Rennen des Jahres in Monza, bis durch Status-Mann Felix Antonio da Costa auch noch einmal ein anderes Team jubeln durfte. In der Endabrechnung des Jahres hatte aber Bottas die Nase vorne - trotz seiner vielen Siege, betrug der Vorsprung auf Marathon-Mann Calado jedoch gerade einmal sieben Zähler. Dass Bottas vor der Saison den vermeintlichen Rückschritt aus der Formel 3 Euro Serie in die GP3 gewagt hatte, hielten viele Experten für ein zu hohes Risiko - alles andere als der Titel, hätte wohl das Karriereende des Finnen bedeutet. Doch der 22-Jährige strafte seine Kritiker schlussendlich Lügen und setzte sich durch, woraufhin ihm nun wieder alle Türen im Motorsport offenzustehen scheinen.

Auch Marussia-Manor-Talent Adrian Quaife-Hobbs konnte 2011 einen GP3-Lauf gewinnen, Foto: Sutton
Auch Marussia-Manor-Talent Adrian Quaife-Hobbs konnte 2011 einen GP3-Lauf gewinnen, Foto: Sutton

Bester Beweis: Beim Rookietest der Formel 1 in Abu Dhabi durfte der Jungspund sich erstmals auf einem Rundkurs für Williams beweisen und den aktuellen FW33 testen. Zuvor hatte er für die Traditionstruppe bereits Aerodynamiktests auf Flugplatzkursen absolviert. Bottas machte seine Sache so gut, dass er für 2012 zum Reservefahrer des Teams ernannt wurde. Für seine Kollegen in der GP3 dürfte das der beste Ansporn sein, im kommenden Jahr mehr als nur ein Rennen zu gewinnen - mit Ausnahme von Calado, der 2011 vor allem mit spektakulären Aufholjagden durchs Feld brillierte und daher im Hause Lotus-ART in die GP2 aufsteigt. Beim nicht zur Meisterschaft zählenden Saisonabschluss in Abu Dhabi debütierte der Brite bereits eindrucksvoll in der Serie und gewann auf Anhieb.