Das nur 30-minütige Qualifying in Spa-Francorchamps stellte Teams und Fahrer gleich mehrfach auf die Probe. Zunächst galt es in Windeseile am Setup zu schrauben und die Boliden auf den einsetzenden Regen abzustimmen, danach musste das fahrerische Geschick bewiesen werden, später solle man außerdem den gelben Flaggen Beachtung schenken. Den besten Job machten iSport und Karun Chandhok - doch beim Inder trügte der erste Eindruck. Chandhok fuhr im gefährdeten Sektor zu schnell und kassierte eine Strafe, genau wie Sébastien Buemi.

Zu jeder gelben Flagge gehört im Normalfall ein Unfall eines anderen Fahrers. Im Fall Buemi/Chandhok war es Luca Filippi, der in Kurve 15 vom rechten Weg abkam und sich drehte. Zuvor zählten Lucas di Grassi und Pastor Maldonado zu den Opfern des Ardennen-Wetters. "Ich habe die weiße Linie berührt und die Kontrolle verloren, aber das ist einigen Piloten passiert. Plötzlich hat es mich gedreht - schade, denn bis dahin sah es gut aus", berichtete Maldonado, der nur Sekunden zuvor eine neue Bestzeit im ersten Sektor aufgestellt hatte.

GPS-Technik entlarvt Temposünder.

Um festzustellen, wer eine Gefahrenstelle zu schnell passiert, wird in der GP2 mit High-Tech gearbeitet. Anhand von GPS-Daten können die Stewards auswerten, welcher Fahrer in welcher Kurve wie schnell war. Da nützte auch diskutieren nichts... "Ich habe lange gehofft, keine Strafe zu bekommen. In meinen vorherigen Runden war ich immer drei Sekunden langsamer und ich wusste genau, wo die gelben Flaggen sind. Zwar war ich in meiner letzten Runde schneller, aber immer noch langsamer als ich hätte sein können", verteidigte sich beispielsweise Sébastien Buemi, der trotzdem eine Strafe erhielt und am Samstag fünf Plätze weiter hinten starten muss.

Einige andere Piloten hätten ihr Urteil auch ohne die Satelliten-Unterstützung gefällt. "Am Schluss wurde im Mittelsektor die Gelbe Flagge geschwenkt. Ich bin vom Gas gegangen und habe dadurch mit Sicherheit eine Sekunde verloren. Es gab aber auch Fahrer wie Chandhok oder Buemi, die im Mittelsektor nicht vom Gas gingen, diese Fahrer gehören meines Erachtens bestraft", sagte Andreas Zuber im Gespräch mit dem adrivo Motorsport Magazin. Sein halber Landsmann Andy Soucek sah das kaum anders und holte direkt zum Rundumschlag aus: "Die Zeiten von Zuber, Grosjean, Pantano und Buemi dürften nicht gewertet werden, da die letzten beiden Runden die gelbe Flagge draußen war. Einzig Parente, Senna und ich haben noch unter Grün unsere Runde zu Ende gefahren."

Senna freute sich über ein gelungenes Qualifying, Foto: Bumstead/Sutton
Senna freute sich über ein gelungenes Qualifying, Foto: Bumstead/Sutton

Doch nicht nur bei den Fahrern herrschte jede Menge Unruhe, auch die Mechaniker hatten alle Hände voll zu tun. Innerhalb von wenigen Minuten mussten die Autos auf den Regen abgestimmt werden. "Eine Minute nachdem wir in der Box waren, hat es angefangen zu Regen. Um die Federn zu wechseln reichte die Zeit nicht aus, wir haben nur die Flügel und die Fahrwerkshöhe geändert", erläuterte Pastor Maldonado. Sein Teamkollege Zuber ließ nach eigener Aussage noch einige weitere Änderungen vornehmen. So verstellte man am blauen Auto des Österreichers unter anderem den Sturz und die Stabilisatoren.

Erst der Regen macht Spa geil

Neben Drehern, gelben Flaggen und anderen Setups brachte der Regen zudem eine weitere Herausforderung mit sich: die berühmt berüchtigte Eau Rouge wurde wieder zur richtigen Mutkurve. Bruno Senna hätte sich in der Hochgeschwindigkeits-Kurve sogar fast gedreht: "Ich habe versucht, die Eau Rouge trotz der Nässe praktisch voll zu fahren, stand dann ziemlich quer. Das war heiß, das brauche ich nicht unbedingt noch mal." Das Statement von Zuber beschränkte sich derweil auf das Wesentliche: "Spa im Regen ist geil!"