Es dauerte eine Weile, bis sich Bruno Senna sicher sein konnte, dass er die zwei Punkte für die Pole-Position in Spa auch wirklich seinem Konto gutschreiben konnte - obwohl sein iSport-Teamkollege Karun Chandhok in der allerletzten Runde noch 61 paar Hundertstel schneller gefahren war - unter gelber Flagge allerdings. Und außerdem hatte der Inder ja noch die Zehn-Plätze-Strafe von Valencia nach der Kollision mit Vitaly Petrov auf seinem Konto.

Natürlich hätte Senna sich schon ziemlich geärgert, hätte er die im Titelkampf vielleicht noch sehr wichtigen zwei Punkte ausgerechnet an seinen Teamkollegen verloren, weil er selbst sich brav an die gelben Flaggen gehalten und auf der abtrocknenden Strecke nichts mehr versucht hatte, doch dann gaben die GP2-Verantwortlichen auch Entwarnung: "Im Reglement steht, dass die Punkte an den gehen, der auch tatsächlich auf der Pole steht - und nicht an den, der die schnellste Runde gefahren ist. Egal, was die Untersuchung der Gelbe-Flagge-Situation ergibt, die Punkte gehen an Senna, schon allein auf Grund von Chandhoks Valencia-Strafe."

So konnte sich der Brasilianer dann wirklich freuen: "Zwei Punkte gutgemacht, und morgen von ganz vorne starten, das ist schon mal ein wichtiger Schritt. Wenn alles normal läuft, und nicht wieder eines von diesen merkwürdigen Dingen passiert, die mir in diesem Jahr schon widerfahren sind, dann sollte hier ein Sieg möglich sein." Im Nassen, glaubt er, wäre die Aufgabe für ihn vielleicht etwas leichter, "aber eigentlich ist es mir ziemlich egal, wenn man von vorne fährt, geht alles..." Was Senna grundsätzlich ein bisschen bedauerte: die ständigen gelben Flaggen im Qualifying, "durch die man nie in einen wirklichen Rhythmus kam. Meine eine schnelle Runde, die ich gerade noch vor der langen Gelbphase wegen Filippis Abflug hingekriegt habe, war zwar gut, aber noch lange nicht am Limit - und später auf der etwas abtrocknenden Strecke wäre sicher noch viel mehr gegangen..." Als er es im ersten Sektor noch einmal versuchte, hatte er allerdings auch einen "big Moment"zu überstehen: "Ich habe versucht, die Eau Rouge trotz der Nässe praktisch voll zu fahren, stand dann ziemlich quer. Das war heiß, das brauche ich nicht unbedingt noch mal."

Chandhok sorgte für kurze Unruhe

Teamkollege Chandhok gab zu, dass weder er noch das Team sich über die Regel und die Situation mit dem möglichen "Punkteklau" bewusst gewesen seien: "So was lässt sich auch im Voraus nicht alles durchplanen und mitten in einem Qualifying denkt man dann auch nicht dran. Ich wusste einfach, dass ich in der letzten Runde etwas riskieren musste, ich hatte in der einzigen Zeit, wo freie Runden möglich waren, im Verkehr hinter Nunes und Zuber festgesteckt, war deshalb nur Zwölfter, dazu die zehn Plätze... Wenn ich nicht ganz von hinten starten wollte, musste ich es probieren. Ich bin ja dort, wo die gelbe Flagge war, etwas vom Gas gegangen, den Rest habe ich gepusht was ging... In so einem Moment ist einem auch nicht bewusst und völlig egal, was der Teamkollege macht..."