Blick nach vorne und nicht zurück: Das musste für mich nach dem alles andere als glücklich verlaufenen Valencia-Wochenende mit Sicherheit gelten. Dass mir am Samstag im Rennen in der letzten Runde der Sprit ausging, war zwar ärgerlich, aber noch nicht ganz so schlimm, weil meinem Titelrivalen Giorgio Pantano ja genau dasselbe passiert ist. Aber dass es mir dann am Sonntag nicht gelungen ist, meine Chance zu nutzten und den Punkterückstand auf Giorgio zu verkürzen, das hat mich schon gewaltig geärgert.

Ich bin deutlich vor ihm gestartet, lag auch zwei Plätze vor ihm, als vor mir Andy Soucek plötzlich langsamer wurde, weil er ein Problem hatte. Ich musste sehr plötzlich ausweichen, hatte keine andere Chance, als voll über den Randstein und durch den Dreck zu fahren, der halt auf einem neuen Stadtkurs automatisch überall neben der Strecke liegt. Das ging zwar noch gut, aber dabei habe ich mir offenbar eine Menge Dreck auf den Reifen aufgesammelt - und ein paar Kurven später hing ich in der Mauer, weil das Auto auf einmal plötzlich wegging. Wir haben auf den Daten noch mal alles überprüft, ich habe absolut nichts anders gemacht als in den Runden vorher auch, also muss das mit dem Dreck wohl die Ursache gewesen sein...

Ziemlich rangeklotzt

Es war halt eines dieser Dinge, die im Rennsport ab und an passieren, aber ein Trost ist das in so einem Moment auch nicht wirklich. Ich war schon sehr enttäuscht und auch sauer. Vor allem, wenn man gesehen hat, wie das Rennen weiter gelaufen ist, war das schon bitter. Ich hätte Zweiter werden und zwei Punkte mehr als Pantano holen können... Stattdessen hat er vier geholt und ich keinen, so dass er jetzt wieder 13 Zähler Vorsprung hat. Ich bin Sonntag Nachmittag noch nach Hause geflogen, habe mich dann ziemlich bald ins Bett gelegt, weil ich sowieso ziemlich müde war - und am Montag war ich dann ziemlich bald beim Training und habe dabei ziemlich rangeklotzt... Meine Methode halt, den Frust in etwas Positives umzusetzen.

Bruno Senna hat große Ziele., Foto: Bumstead/Sutton
Bruno Senna hat große Ziele., Foto: Bumstead/Sutton

Aber eines ist sicher: Auch wenn es jetzt natürlich nicht gerade einfach wird, den Titel noch zu holen - ich gebe nicht auf. Ich sehe durchaus Chancen, es noch zu schaffen. Wir haben in der letzten Woche bei iSport auch schon ausgiebige Vorbereitungsmeetings für Spa und auch schon für Monza gehabt, weil zwischen den beiden Rennen sehr wenig Zeit ist. Ich bin sicher, dass wir auf beiden Strecken ein sehr konkurrenzfähiges Auto haben werden, und wenn es uns gelingt, da unsere Chancen auch zu nutzen, dann ist noch alles möglich.

Herausforderung Spa

Auf Spa freue ich mich jedenfalls schon ganz besonders, das ist meine absolute Lieblingsrennstrecke, jedes Jahr eine ganz besondere Herausforderung - und auch ein Kurs, auf dem ich eigentlich immer sehr gut war, ob im Nassen oder im Trockenen, ob noch in der Formel 3 oder dann letztes Jahr in der GP2. Da war ich auch mit dem Arden von Anfang an schnell, hätte eigentlich beste Chancen auf die Pole gehabt, wenn mir dann nicht schon relativ früh im Qualifying nicht ein kleines Missgeschick passiert wäre. Und vielleicht erinnern sich noch einige an die erste Runde im Sprintrennen 2007, als ich von Startplatz 24 oder so gleich auf Platz acht nach vorne gefahren bin.

Aber ich hoffe natürlich, dass solche Kraftakte diesmal gar nicht nötig werden, dass ich mehr oder weniger von der Spitze aus fahren kann - und am Sonntag höchstens vom achten Startplatz aus nach vorn... Das wäre ja das Ergebnis von einem Sieg am Samstag - und ich würde natürlich gern noch einen weiteren Klassiker in meiner Erfolgsliste stehen haben, nach Monaco und Silverstone.

Noch nichts unterschrieben

Und für die laufenden Verhandlungen über meine Zukunft wäre noch so ein Highlight sicher auch nicht von Nachteil. Ich habe natürlich in der letzten Zeit auch schon wieder alle möglichen Gerüchte gehört, wo ich angeblich für nächstes Jahr in der Formel 1 schon unterschrieben haben soll, bei Toro Rosso, als Testfahrer bei BMW-Sauber...

Ich kann dazu nur sagen, dass das alles nicht stimmt, bis jetzt ist noch gar nichts unterschrieben. Wir sprechen im Moment sehr ernsthaft mit verschiedenen Leuten von verschiedenen Teams, aber noch ist nichts entschieden. Man muss dabei ja auch einiges bedenken, auch auf die weiteren Perspektiven schauen, nicht nur auf 2009 allein. Wobei es dabei bleibt, dass ich grundsätzlich schon lieber gleich ein Renncockpit hätte als ein Jahr lang als Testfahrer keinerlei Rennpraxis und ja beim heutigen Reglement wohl auch nicht allzu viele Testkilometer zu bekommen.

Ich hoffe natürlich, dass sich jetzt möglichst bald, vielleicht schon bis zum Ende der GP2-Saison, einiges klärt - was ja nicht nur von mir, sondern auch von ein paar anderen Entwicklungen und Entscheidungen in der Formel 1 abhängt. Denn natürlich wäre es schön, wenn ich dann schon so früh wie möglich mit meinen konkreten Vorbereitungen für 2009 beginnen könnte.