Der 15. Meisterschaftslauf der GP2 Serie nahm an bizarres Ende: kurz vor dem Ziel rollten mehrere Fahrzeuge im Schneckentempo um den 5,440 Kilometer langen Kurs von Valencia, der in diesem Jahr erstmals befahren wird. Obwohl sich alle Fahrzeuge vollgetankt auf die 34 Runden lange Reise machten, schafften es einige von ihnen nicht bis ins Ziel - unter anderem war mit Giorgio Pantano der vermeintliche Sieger betroffen. Es ist nicht auszudenken, was ohne die zwei Runden hinter dem Safety-Car zu Beginn des Rennens passiert wäre. Dann hätte vermutlich kaum ein Auto die Zielflagge gesehen...

Dabei hatte man es den Teams sogar erlaubt, nach den Installationsrunden und vor dem Weg in die Startaufstellung, die Tanks noch einmal komplett bis oben zu füllen, wovon - mit Ausnahme von iSport - die Teams auch regen Gebrauch machten. "Nein, wir haben nicht zusätzlich nachgetankt", bestätigte iSport-Teamchef Paul Jackson nach dem Rennen. Zuvor blieben seine beiden Fahrer liegen, Bruno Senna schleppte sich immerhin noch knapp über die Linie. "Laut den Berechnungen aus dem Training hätte der Sprit locker reichen müssen, wir hatten noch genügend Spielraum eingeplant." Allerdings war es heute fünf Grad kühler als noch im Training - so haben die Motoren mehr Leistung und verbrauchen mehr Sprit. Waren das die zwei bis drei Liter, die am Ende fehlten?

Zumindest bei Senna gibt es noch eine weitere Erklärung für das Verdursten seines Renault-Motors. In seiner zweiten Installationsrunde drehte sich der Brasilianer, touchierte dabei sogar den Wagen von Andy Soucek, konnte seine Fahrt aber fortsetzen. Doch anstatt wie geplant in die Startaufstellung abzubiegen, fuhr der iSport-Pilot nochmals durch die Boxengasse - konnte dort aber nicht betankt werden, weil die komplette Crew schon im Grid bereitstand. Kurios: Teamkollege Karun Chandhok fuhr keine zusätzliche Runde, blieb aber dennoch liegen. "Anscheinend hat er im Laufe des Rennens noch mehr Sprit verbraucht, ich kann es mir nicht anders erklären", so Jackson. "Aber immerhin hat das heutige Chaos die Meisterschaft nicht beeinflusst, Bruno und Giorgio sind ohne Punkte geblieben."

Vor allem für den Italiener war der Rennausgang ärgerlich. Anstatt den fünften Saisonsieg zu holen, rollte auch Pantano kurz vor dem Ziel aus und wurde nur als 14. gewertet - damit hat er auch im morgigen Lauf kaum Chancen auf Punkte. Der Tabellenführer kritisierte die Organisatoren der Serie, schließlich habe man bei Racing Engineering das Problem vorzeitig erkannt und wäre deswegen direkt in die Startaufstellung gefahren. "Sie kannten das Problem und hätten reagieren müssen. Entweder hätte die Renndistanz zwei Runden geringer sein müssen oder man hätte etwas am Motorenmanagement verstellen sollen", beschwerte sich Pantano im Gespräch mit dem adrivo Motorsport Magazin. "Ohne das Safety-Car wäre kaum jemand bis ins Ziel gekommen. Das war ein komisches Rennen."

Ohne das Safety-Car wären vermutlich noch mehr Fahrzeuge gestrandet, Foto: Moy/Sutton
Ohne das Safety-Car wären vermutlich noch mehr Fahrzeuge gestrandet, Foto: Moy/Sutton

Es wären elf sichere Punkte für Pantano gewesen, doch auch den Zähler für die schnellste Rennrunde musste er wieder abgeben. "Mein Tank war voll und ich habe nicht gepusht, sondern das Rennen kontrolliert. Ich bin nur ein paar Runden schnell gefahren, um die schnellste Runde zu holen. Aber auch so wäre ich liegengeblieben", urteilte Pantano. Auf der über fünf Kilometer langen Strecke liegt der Vollgas-Anteil bei über 70 Prozent, es gibt viele lange Geraden und harte Beschleunigungsstrecken. "Aber ich einen vollen Tank und damit die selben Voraussetzungen wie die anderen. Ich frage mich, warum sie es ins Ziel geschafft haben, ich aber nicht?"

Die Piloten, die es bis über die Linie schafften, konnten den ganzen Trubel natürlich nicht verstehen. "Auch bei uns war das Benzin am Ende knapp, aber das Problem war doch schon nach dem Training bekannt", erläuterte Pastor Maldonado, der das Rennen auf dem zweiten Platz beendete. "Die Strecke ist einfach schnell und der Verbrauch hoch. Nachdem ich versucht habe die schnellste Runde zu fahren, habe ich langsamer gemacht, um Sprit zu sparen und es bis ins Ziel zu schaffen." Auch sein Teamkollege Andreas Zuber, der nach einem Fahrfehler wenige Runden vor dem Ziel ausfiel, war sich sicher: "Wir haben einfach richtig kalkuliert..." - immerhin geht das Sprintrennen am Sonntag nur über 23 Runden - da sollte es jeder bis zur schwarz/weiß-karierten Flagge schaffen.