Einige haben die Drei-Wochen-Pause vor Valencia ja für einen Urlaub nutzen können, ich leider nicht: Ich war zwar die meiste Zeit in Brasilien, aber das hatte mit Ferien nichts zu tun, eher im Gegenteil: Da standen eine Menge Termine auf dem Programm, vor allem für meine verschiedenen Sponsoren, aber schließlich muss man für die ja während der Saison auch irgendwann mal etwas tun, damit auch sie glücklich sind. Schließlich kann ich mich ja glücklich schätzen, überhaupt so viele echte Sponsoren zu haben - das ist ja in der GP2 gar nicht so einfach und auch nicht unbedingt die Regel.

Wenigstens konnte ich zu Hause in Brasilien ja Gutes vermelden: Das Ungarn-Wochenende war ja doch noch sehr positiv verlaufen, nachdem es am Anfang gar nicht unbedingt danach ausgesehen hatte. Aber zwei Podiumsplätze nach dem verpatzten Qualifying, wo ich mit dem zweiten Satz Reifen immer wieder im Verkehr hängen geblieben bin und statt einem durchaus möglichen Platz unter den ersten Drei nur der achte Startplatz herauskam, damit kann ich gut leben.

Obwohl ausgerechnet Ungarn natürlich eigentlich der schlechteste Platz für einen schlechten Startplatz ist, weil man ja kaum überholen kann, habe ich meinen Punkterückstand auf Giorgio Pantano mehr als halbiert, statt 15 sind es jetzt nur noch sieben Punkte. Ich denke, ich habe in den beiden Rennen wirklich so ziemlich alles richtig gemacht. Natürlich hat gerade am Samstag im ersten Lauf mein guter Start eine Menge geholfen, ich konnte in der ersten Kurve ja ein bisschen von dem allgemeinen Durcheinander profitieren, an einigen vorbeifahren und war so auf Anhieb Vierter. Danach habe ich mich aus allen Schwierigkeiten herausgehalten, habe diesmal auch ausnahmsweise mal ein bisschen von den Problemen anderer profitiert, genauso wie am Sonntag im zweiten Rennen, so dass am Ende zwei dritte Plätze heraussprangen.

Gerade das längere Samstagsrennen war aber schon ganz schön anstrengend, ich habe mich da auch auf dem Weg zum Podium mit meinem Landsmann Lucas di Grassi darüber unterhalten, wie das wohl in der Formel 1 geht, wenn man noch mal 40 bis 45 länger fahren muss. Aber er meinte, das ginge schon, auch weil sich die Formel-1-Autos in gewisser Beziehung ja wesentlich leichter fahren, vor allem durch die Servolenkung - er hat da ja schon einige Erfahrung...

Jetzt freue ich mich jedenfalls schon sehr auf Valencia. Eine Woche vor Ungarn bin ich ja schon mal dort gewesen, bin im freien Training des Formel-3-Rennens eineinhalb Stunden gefahren, um schon mal einen genaueren Eindruck von der Strecke zu bekommen, damit wir vor dem ersten Training schon eine ganz gute Idee über die Abstimmungsmöglichkeiten des Auto haben. Ich denke auch, dass uns da bei iSport schon einiges einfallen wird. Wir haben ja inzwischen auch einiges an Simulationsmöglichkeiten, mein Ingenieur war auch mit dort, um sich selbst alles genau anzuschauen - da sollten wir schon im Voraus ein ganz gutes Bild haben.

Schafft Senna in Valencia einen weiteren Erfolg?, Foto: Sutton
Schafft Senna in Valencia einen weiteren Erfolg?, Foto: Sutton

Ich kann sagen, dass mir der Kurs sehr gut gefällt. Ich mag ja Stadtkurse generell sehr gern, wobei Valencia in vieler Hinsicht gar nicht so typisch für einen Stadtkurs ist. Die Strecke ist insgesamt viel schneller, auch wesentlich breiter als zum Beispiel Monaco - nicht so schnell wie Macau allerdings. Aber ich denke, dass es dort durchaus möglich sein wird, zu überholen und dass es ein interessantes Rennen geben wird, weil es auch nicht nur ein Wechsel aus ganz langsamen Kurven und Geraden ist. Nebenbei sind die Geraden auch oft keine echten Geraden, haben noch einen leichten Knick...

Aus Sicherheitsaspekten habe ich keine größere Bedenken, sicher gibt es ein paar kritische Punkte, aber das ist auf jeder Strecke so. Ein paar Curbs schienen mir noch etwas gefährlich, zu hoch, das habe ich Charlie Whiting auch gesagt, aber ich glaube, die sollten sowieso geändert werden. Die einzige Gefahr besteht vielleicht darin, dass die optische Weite der Strecke einige Leute dazu verleiten könnte, recht große Risiken einzugehen - und dann hängt man natürlich trotzdem schnell in der Mauer.

Ich hoffe natürlich, dass mir das auf keinen Fall passiert, ich will schließlich weitere Punkte gutmachen. Ich bin überzeugt, dass ich durchaus noch gute Chancen auf den Meistertitel habe - denn auch die letzten beiden Rennwochenenden nach Valencia sollten mir liegen. Spa ist meine absolute Lieblingsstrecke, da war ich ja letztes Jahr im Arden schon auf Anhieb superschnell und normalerweise komme ich auch Monza gut zurecht - auch wenn Giorgio Pantano wohl glaubt, dass er auf seiner Heimstrecke auf jeden Fall Vorteile hätte. Aber das beunruhigt mich nicht - ich lasse ihn gerne in dem Glauben, wir werden es dann ja sehen...