Bruno Senna wusste nach dem Rennen in Hockenheim nicht so recht, ob er sich ärgern oder freuen sollte: Einerseits konnte er nach dem missglückten Qualifying zumindest Schadensbegrenzung betreiben, andererseits wäre mit ein bisschen mehr Pokerglück auch noch mehr drin gewesen als der vierte Platz. Als es fünf Runden vor Schluss zu regnen anfing, holte iSport Senna nämlich sofort zum Reifenwechsel an die Box. "Einer von den Williams-Jungs kam angerannt und sagte, in fünf Minuten gießt es wie aus Kannen", erzählte Teamchef Paul Jackson, "wir haben auf das Radarbild geschaut und da war ein dicker gelber Fleck... Als es dann anfing und Bruno sich auch noch gedreht hatte, haben wir ihn daraufhin sofort reingeholt." Der Brasilianer meinte: "Der Dreher ist passiert, weil ich da auf dem schon nassen Randstein ausgerutscht bin, aber zum Glück konnte ich schnell genug die Kupplung ziehen und gleich weiterfahren."

"Im Nachhinein hat sich dann rausgestellt, dass der Stopp doch nicht ganz richtig war, nur fast richtig. Als ich rein kam, war ich gleich skeptisch, dann, als ich rausfuhr, habe ich gedacht, das fühlt sich gut an, das war doch richtig... Dann habe ich aber schnell gemerkt, dass es doch falsch war, es war nur an einigen Stellen richtig nass, ist auch sehr schnell abgetrocknet, nach zwei Runden waren die Regenreifen hin... "

Auf Slicks rodelte Senna durch die Botanik, Foto: Bumstead/Sutton
Auf Slicks rodelte Senna durch die Botanik, Foto: Bumstead/Sutton

Jacksons Fazit: "Wir haben nicht groß was verloren, aber hat auch nichts gewonnen. Aber wenn es bisschen mehr oder länger geregnet hättet, hätten wir viel gewinnen können." Selbst mit den Regenreifen hatte Senna an den ganz nassen Stellen ziemlich zu kämpfen: "Es war unglaublich schwierig, das Auto zu stoppen, mit der Trockenabstimmung, die wir hatten, und irgendwie hatte sich der Gummiabrieb auch über die ganze Strecke verteilt, es war sehr glatt... "

Zuvor im Trockenen hatte sich die intensive neue Abstimmungsarbeit der vergangenen Nacht allerdings bezahlt gemacht. "Das Auto war sehr gut, viel besser als gestern, das war gar nicht zu vergleichen. Ich konnte viel Druck auf Di Grassi machen, bis er schließlich den Fehler gemacht hat. Ich war wesentlich schneller , wenn es nicht angefangen hätte zu regnen, hätte ich sicher auch noch Buemi gekriegt, dessen Reifen waren auch schon am Ende. Ich hatte ihn mir schon zurecht gelegt, konnte viel später bremsen als er, aber dann fing es halt an zu regnen. Aber das ganze wenn und aber bringt nichts. Wenn wir nicht gewechselt hätten, wäre ich wohl auch Dritter geworden - aber andererseits hätte ich auch abfliegen können wie so viele andere. Es ist ein Punkt Unterschied - so bedeutend ist das nicht, was soll's... "

Für das Sonntagsrennen rechnet er sich auch noch einmal gute Chancen aus: "Das Auto ist jetzt richtig gut, ich starte auf Platz fünf, ich denke schon, dass ich um den Sieg mitfahren kann und hoffentlich wieder ein paar Punkte auf Pantano gutmachen."