Was für ein Wochenende in Magny-Cours. Bei einer fast schon verlorenen Veranstaltung am Ende noch den ersten Sieg zu holen, ist einfach unglaublich. Bisher stand ich in acht Rennen nur zweimal auf dem Podium, jetzt habe ich es auch endlich bis nach ganz oben geschafft. Die Saison verlief bis jetzt nicht ganz nach Wunsch, aber vielleicht war das letzte Rennen ja eine Art Wendepunkt und jetzt geht es bergauf...

Das ganze Team ist durch den Erfolg, der durch Yelmer Buurman und den zweiten Platz perfekt gemacht wurde, äußerst motiviert. Jeder Mechaniker, jeder Ingenieur und natürlich auch jeder Fahrer im Team freut sich jetzt schon auf das nächste Rennen. Viel feiern konnte ich nach dem Sieg am Sonntag allerdings nicht, denn ich war mit dem Wohnmobil in Frankreich und bin noch am selben Tag zurück in die Schweiz gefahren. Am Montag habe ich mich schon wieder auf den Weg nach London gemacht, es blieb also wirklich keine Zeit, um sich zu entspannen. Wir dürfen uns jetzt auch nicht zurücklehnen, sondern müssen an das nächste Rennen denken, das ist wichtiger.

Nach dem Ausfall am Samstag sah es erst nicht so gut für uns aus. Schließlich musste ich das zweite Rennen von Platz 21 in Angriff nehmen, das ist alles andere als eine gute Ausgangsposition. Wir hätten locker auf den achten Platz fahren können und so die Pole für das Sonntagsrennen gehabt, aber es hat nicht geklappt. Natürlich habe ich dann nur eine Chance auf den Sieg bekommen, weil es geregnet hat und wir uns für Slicks entschieden haben. Doch auch das gehört zum Motorsport dazu, genau wie mein Defekt zuvor. Am Samstagabend war ich selbstverständlich alles andere als gut gelaut - ich bin davon ausgegangen, dass schon wieder ein Wochenende gelaufen ist. Aber man darf nie aufgeben. Immer wenn man in das Auto steigt, muss man das Maximum aus sich und dem Material herausholen.

Aus meiner Sicht kann ich nicht genau sagen, was gewesen wäre, wenn wir von vorne gestartet wären. Hätten wir dann vielleicht doch auf die Regenreifen und die damit falsche Wahl gesetzt? Dort vorne ist man schließlich ein wenig vorsichtiger. Allerdings war mein Renningenieur bei seiner Entscheidung, auf Slicks zu starten, sehr sicher. Er wusste genau, dass es die richtige Reifenwahl sein würde. Bestimmt hätte er das auch gesagt, wenn wir auf der Pole gestanden wären. Aber hätte, wäre und wenn zählt jetzt nicht mehr...

Sébastien auf seinem neuen Gefährt, Foto: Sutton
Sébastien auf seinem neuen Gefährt, Foto: Sutton

Es ist immer schwer zu sagen, was jetzt kommt. Im Qualifying waren wir Fünfter, so weit vorne waren wir in dieser Saison noch nie. Wir bewegen uns auf jeden Fall in die richtige Richtung, müssen jetzt genau so weitermachen und probieren weiterhin das Maximum zu erreichen. Auch in Zukunft wird es sehr wichtig sein, im ersten Rennen unter die besten Acht zu fahren. Magny-Cours war hier sicher eine Ausnahme und wird nicht so schnell wieder vorkommen.

Die nächste Strecke in Silverstone ist für mich noch relatives Neuland, denn letztes Jahr bin ich das Rennen dort nicht gefahren. Ich gehe sehr zuversichtlich in das Wochenende und hoffe wieder auf dem Podium zu stehen. Wir müssen einfach dort weitermachen, wo wir in der Türkei und in Frankreich aufgehört haben. Wie immer wird es schon im Qualifying am Freitag auf eine gute Leistung ankommen, denn eine gute Startposition für das erste Rennen ist immens wichtig.

Am Wochenende in Magny-Cours bin ich übrigens nicht nur mit dem GP2-Boliden um die Strecke gefahren, sondern auch mit einem Speziel-Fahrrad aus England. Das kostet normal 13.000 Euro und ist ganz neu auf dem Markt. Fahren kann man damit richtig prima, auch wenn es mir persönlich viel zu teuer ist. Für das Geld kaufe ich mir lieber einen Kleinwagen, da hat man mehr von. Aber vielleicht sollte ich damit vor dem ersten Training immer um die Strecke fahren, wenn ich später ein Rennen gewinne...