Die Enttäuschung war Bruno Senna zwar anzusehen, dennoch trug er es mit Fassung, auf dem Weg zu seinem zweiten GP2-Sieg in dieser Saison durch ein Kupplungsproblem aus dem Rennen geworfen zu werden. "Es ist zwar schon bitter, aber was soll ich machen. Ich hatte einen recht guten Start, habe dann alles kontrolliert, aber so etwa acht Runden vor dem Boxenstopp fing die Kupplung bereits an zu rutschen. Ich bin dann die letzten Runden vor dem Stopp schon sehr vorsichtig gefahren, um alles zu schonen. Der Stopp an sich war nicht so schwierig, im ersten Gang hatte ich kein Problem, das passierte immer beim Schalten zwischen viertem, fünftem und sechsten Gang." Als er aus der Box kam, war Grosjean direkt hinter ihm, der nach seinem etwas früheren Stopp einigen Boden gutgemacht hatte, "auch weil ich da ja schon etwas langsamer gefahren war. Ich habe ihn kommen sehen und mir gedacht, nein, du kommst mir auf keinen Fall vorbei - und ich glaube, ich habe ihn mit den kalten Reifen auch ganz gut hinter mir gehalten," konnte er sich bei Erzählen ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.

Aber lange konnte er sich nicht mehr wehren: "Das Problem wurde immer schlimmer, ich wusste, dass ich eigentlich nur noch versuchen kann, das Auto irgendwie nach Hause zu bringen, um Punkte zu holen. Als der Motor wieder einmal kurz leer hochdrehte, ging Grosjean an mir vorbei, ich habe mich auch gar nicht mehr groß gewehrt... Aber es hat alles nichts genützt, sehr schnell ging dann gar nichts mehr."

Grundsätzlich stellte sich ja in diesem Jahr angesichts vieler Kupplungsprobleme in der GP2 schon die Frage, ob die Kupplungen grundsätzlich für diese Serie zu schwach dimensioniert sind, diesmal war sich Senna aber nicht sicher, ob es wirklich ein rein mechanisches Problem gewesen war. Sein Verdacht: "Ich glaube, es könnte auch an der Elektronik gelegen haben, die die Abnutzung der Kupplung nachregeln soll, dass die nicht funktioniert hat."

Für das Rennen am Sonntag rechnet er sich jetzt auch nicht mehr allzu viel aus: "Auf dieser Strecke, wo man kaum überholen kann, müsste da schon ein Wunder geschehen, wenn da noch was gehen soll. Dass Grosjean auch nicht zu Ende fuhr, ist für die Meisterschaft ein gewisser Trost, aber aus Pantano muss ich jetzt halt wieder eine Menge aufholen. Das wäre alles so viel einfacher, wenn ich mal zwei Wochenenden hintereinander ohne Probleme durchfahren könnte..."

Teamkollege Chandhok startet am Sonntag aus der ersten Reihe, Foto: Sutton
Teamkollege Chandhok startet am Sonntag aus der ersten Reihe, Foto: Sutton

Auch iSport-Teamchef Paul Jackson war natürlich sehr enttäuscht: "Irgendwie bringt uns Magny Cours absolut kein Glück", meinte er, "ich weiß auch nicht, woran das liegt, wir müssen jetzt einmal alles auseinanderbauen und untersuchen, was da mit der Kupplung los war.". Letztes Jahr hatte es hier ja die berühmt berüchtigte Kollision zwischen den beiden aus der ersten Reihe ins Rennen gegangenen iSport-Piloten Timo Glock und Andi Zuber 50 Meter nach dem Start gegeben... "Aber wir werden zurückschlagen, das ist sicher. Wir können das, Bruno hat den Speed, er hat heute wieder alles richtig gemacht... Und auch wenn es morgen von so weit hinten sehr schwierig wird: Wir werden diesen Rückstand bei den nächsten Rennen schon wieder aufholen."

Etwas besser lief es wenigstens bei Sennas Teamkollegen Karun Chandhok, der immerhin ins Ziel kam und sich mit Platz sieben zudem einen Startplatz in der ersten Reihe für das morgige Sprintrennen sicherte. "Mike Conway scheint nicht so schnell zu sein, heute war ich im Ziel sechs Sekunden schneller als er. Vielleicht kann ich ihn morgen schon am Start schnappen, ansonsten hole ich einfach so viele Punkte wie möglich", so der Inder. "Nach dem Qualifying konnten wir von diesem Wochenende nicht mehr als sechs oder sieben Zähler erwarten, es wäre toll wenn das noch klappen würde."