Die erste Pole-Position seiner GP2-Karriere hatte Bruno Senna sich schon lange gewünscht, aber nicht unbedingt auf die spektakuläre Art, wie es dann in Magny Cours dazu kam - mit einem Mauercrash direkt nach der Ziellinie. "Das war nun wirklich nicht meine Absicht, das so zu machen. Ich hätte die Pole lieber auf ganz normale Art geholt. Aber ich hatte vorher schon ein paar Mal gute Versuche wegen Verkehr abbrechen müssen, die Reifen hatten schon einige Runden drauf, mein Renningenieur hat mit gesagt, das ist deine letzte Chance, gib alles - und das hab ich halt gemacht und ein bisschen mehr. Ich habe in der Schikane zuerst links den Randstein zu sehr mitgenommen, da konnte ich das Auto aber noch abfangen, dann bin ich aber rechts wieder draufgekommen und dann wusste ich, dass das nichts mehr wird... Ich bin sofort vom Gas gegangen, habe nicht versucht, mit aller Gewalt noch die Runde durchzuziehen wegen der Pole, ich habe gehofft, dass es mit einem Dreher abgeht, aber ich konnte den Einschlag nicht mehr vermeiden."

Das Heck wurde stark beschädigt, Foto: Sutton
Das Heck wurde stark beschädigt, Foto: Sutton

Völlig unbekannt ist diese Stilart in der Familie Senna nicht: Zu Beginn der 90er-Jahre schaffte es Ayrton Senna auch einmal, sich in Magny Cours praktisch über die Ziellinie zu drehen und dabei trotzdem seine schnellste Qualifyingrunde zu fahren - zur Pole reichte es für ihn damals allerdings nicht, sondern nur zum dritten Startplatz... "Ich kenne die Geschichte", lächelte Bruno nur dazu, "aber das war nun wirklich nicht meine Absicht, da irgendetwas zu kopieren."

Von Vorteil sei die Aktion auch wirklich nicht gewesen: "Ich hätte noch schneller sein können, ohne den Fehler. Denn ich war schon anfangs der Schikane ziemlich quer gestanden, dadurch habe ich sicher ein, zwei Zehntel insgesamt liegenlassen. Aber schön, dass es endlich mal gereicht hat, das freut mich wirklich - und die zwei Punkte sind auch viel wert. Und wenn man hier von vorne losfährt, hat man bei normalem Verlauf schon sehr gute Siegchancen. Unser Auto ist sehr, sehr gut, auch sehr konstant, wenn alles normal läuft und ich keinen Fehler mache, sollte es schwer sein, mich da zu verdrängen."

Besonders stark beschädigt schien das Auto auch nicht, vor allem rechts hinten die Aufhängung und vorne die Nase hatte es erwischt, "meine einzige Sorge ist noch, dass am Getriebe etwas sein könnte, das müssen wir noch feststellen im Laufe des Abends. Wenn das in Ordnung ist, bin ich erleichtert." Seinen Mechanikern, denen er so Nachtarbeit bescherte, versprach der Brasilianer bereits, "auf jeden Fall danach eine Runde Bier" auszugeben, "und die nächste Pole hole ich garantiert normal."

Am Vormittag im freien Training hatte sich Senna bereits einmal an fast der gleichen Stelle gedreht, allerdings ohne anzuschlagen. "Das war wirklich so ziemlich das Unglaublichste, was mir je passiert ist", wusste Bruno da nicht so recht, ob er lachen oder sich ärgern sollte. "Ich habe hinten am Helm so ein kleines Teflonpatch, damit er besser an der Cockpitwand anliegt, aber gleichzeitig geschützt wird. Das hat sich von oben gelöst, umgebogen - so dass dann die Klebstoffseite an die Cockpitwand kam, der Helm regelrecht festgeklebt war und ich den Kopf nicht mehr seitlich drehen konnte. Was natürlich nicht besonders hilfreich ist, wenn man in der Schikane auch mal zur Seite schauen muss..." Seine Lösung des Problems: "Das Ding kommt erstmal ganz ab - das ist mir zu riskant, dass das noch mal passiert."