Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich beim Grand Prix von Monaco meinen Einstand gefeiert und zusammen mit ART meine ersten Punkte einfahren können. Mittlerweile ist eine Saison vergangen, ich bin Rennen auf der ganzen Welt gefahren und stand einige Male auf dem Podium - aber ich kann mich noch genau daran erinnern, wie damals mein Telefon geklingelt hat.

Es war der Mittwoch vor dem Rennen und Helmut Marko war am anderen Ende der Leitung. Er hat mir berichtet, dass ich am Wochenende für den verletzten Michael Ammermüller einspringen soll. Danach ging alles sehr schnell: schon Abends saß ich im Flieger nach Nizza und am Donnerstag haben wir um fünf Uhr morgens meinen Sitz für das Auto angepasst. Nur vier Stunden später stand das erste Training an, in dem mir gleich eine gute Runde gelang und ich als Sechster klassiert wurde.

Für das Debüt in einer Rennserie gibt es bestimmt leichtere Strecken als Monaco. Zuvor bin ich noch nie im GP2-Auto gefahren, nicht mal bei Testfahrten. Trotzdem bin ich gleich richtig gut klar gekommen: am Freitag belegte ich in Training und Qualifikation die Ränge zwei und vier. Das erste Rennen hat dann leider nicht so gut funktioniert, da es einige Sachen gab, die noch neu für mich waren - etwa der Start oder der Boxenstopp.

Mit dem siebten Platz konnte ich dennoch sehr zufrieden sein, immerhin waren das meine ersten zwei Punkte in der GP2 Serie. In diesem Jahr will ich natürlich noch bessere Resultate holen, am liebsten würde ich wie in Barcelona und Istanbul auf dem Podium stehen. Für mich ist es enorm wichtig viele Punkte zu holen, denn in der Meisterschaft liege ich derzeit auf dem dritten Platz in einer guten Position. In Monaco wird das Qualifying besonders wichtig - wenn wir wie in der Türkei auf Platz 15 stehen haben wir im Rennen keine Chance.

Für das Rennen in den Straßen von Monaco bekommen wir endlich wieder die alten Spiegel. In den außen am Auto befestigten Rückspiegeln konnte man nur mit großer Mühe etwas erkennen und es hat oft gekracht, weil Fahrer ihren Hintermann einfach nicht gesehen haben. Es ist auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Ein weiteres Problem am neuen Auto scheinen die Bremsen zu sein, die sich wirklich komisch anfühlen. In Istanbul hatte Davide Valsecchi sogar einen Bremsdefekt und einen heftigen Unfall. Das sollte in Monaco tunlichst nicht passieren, denn ansonsten hat man ein großes Problem!

Monaco kennt Sébastien noch aus dem letzten Jahr, Foto: Sutton
Monaco kennt Sébastien noch aus dem letzten Jahr, Foto: Sutton

Ich freue mich jedenfalls auf mein Jubiläum in der GP2 Serie, denn bisher konnte ich in der Meisterschaft viele Dinge lernen. In Serien wie der Formel BMW oder Formel 3 gab es zum Beispiel kurze Rennen und keine Boxenstopps - man hat einfach am Start alles riskiert und ist dann das Rennen am Limit bis ins Ziel gefahren. In der GP2 geht das nicht, hier muss man mit Köpfchen fahren, seine Reifen schonen und eine optimale Boxenstrategie wählen. Zu Beginn bin ich die Rennen oft zu schnell angegangen, was mir mittlerweile nicht mehr passiert.

Im letzten Jahr bin ich einfach viel erfahrener und ruhiger geworden. Auch wenn es im Zeittraining nicht optimal läuft kann ich ruhig bleiben und mache mich nicht verrückt. Dann läuft es auch in den Rennen besser und ich kann mich wieder nach vorne arbeiten, weil ich nicht über das Limit gehe. Früher hat mich ein 16. Platz oft verrückt gemacht und meine Rennen endeten in einem Unfall. Nun mache ich weniger Fehler...

Trotzdem gibt es noch einige Sachen, die wir besser machen können. Da fällt mir sofort das Qualifying ein, das in Monaco besonders wichtig ist. Hier stimmt das Auto noch nicht ganz, aber auch ich kann mich auf einer schnellen Runde sicherlich noch verbessern. Man kann auch immer einen noch besseren Start und eine noch bessere Strategie machen - aber da sind wir eigentlich schon ganz gut. Lassen wir uns überraschen wie es in Monte Carlo läuft...