Der Grundtenor im Formel 1-Fahrerlager ist klar: Timo Glock ist für die meisten Teamverantwortlichen und fachkundigen Journalisten der klare Favorit auf den GP2-Titel. Sam Michael, der Technische Direktor von Williams, sagt stellvertretend für das vorherrschende Meinungsbild aber auch: "Timo muss in diesem Jahr Meister werden. Das ist im Hinblick auf die Formel 1 wohl seine letzte Chance."

Timo schließt sich dieser Ansicht an - zumindest fast. "Auf jeden Fall muss ich um die Meisterschaft mit kämpfen. Aber ob man dann letztlich wirklich Meister wird, das hängt von einer ganzen Menge Faktoren ab. Wenn man eine starke Saison fährt, aber aufgrund von irgendwelchen äußeren Einflüssen den Titel verpasst, dann muss das nicht unbedingt eine Katastrophe sein. Wie schnell man ins Hintertreffen geraten kann, sieht man ja gerade am Beispiel von Michael Ammermüller: Eigentlich hatte ich den bei den Favoriten ganz oben auf meinem Zettel. Aber dann wurde er in Bahrain unschuldig in einen Unfall verwickelt, musste Barcelona auslassen - und jetzt ist er in der Gesamtwertung nirgends. Ähnliches gilt auch für Giorgio Pantano, den ich vor der Saison ebenfalls zu den großen Favoriten gezählt hatte."

Inzwischen haben sich neue Favoriten herauskristallisiert. "Es gibt viele schwere Gegner. Nach dem ersten Rennen hätte ich gesagt, Luca Filippi wäre der größte Titel-Rivale", so Glock. "Jetzt sieht es so aus, als sei das Bruno Senna. Man kann das Feld unheimlich schwer einschätzen. Schon in Monaco kann wieder ein ganz anderer vorn mit auftauchen. Auf meine Herangehensweise hat es ohnehin keinen Einfluss, wer um mich herum fährt. Ich mache einfach meinen Job und versuche, den so gut wie möglich zu machen. Wenn da am Ende der Titel bei rausguckt, wäre das natürlich toll. Aber ehrlich gesagt mache ich mir darüber noch keine Gedanken. Denn was bringt es mir, jetzt schon darüber nachzudenken, ob ich in drei Monaten vielleicht Meister bin?"