Anlässlich des letzten Saisonrennens der FIA WEC in Bahrain schlug am vergangenen Wochenende auch die GP2 Serie ihre Zelte auf, um die ursprünglich im Juli am Nürburgring angesetzten Meisterschaftsläufe nachzuholen. Rene Binder, der nach Lichtblicken im Qualifying zuerst durch eine Magenverstimmung und dann durch einen Auffahrunfall eingebremst wurde, nutzte den Ausflug ins Emirat am Ende für einen erfolgreichen Seitensprung in den Langstreckensport.

"Was macht der Kerl da", fauchte Binder verständnislos in seinen Boxenfunk, nachdem Oliver Rowland bereits in der ersten Runde des Sprintrennens schnurgerade von hinten auf ihn aufgefahren und spektakulär abgehoben war. Die Aktion wurde auf Youtube bereits mehr als tausendmal aufgerufen und mit dem Kommentar, "Rowland takes early flight to Abu Dhabi" versehen, doch nach Galgenhumor war Rene nach dem neuerlichen Abschuss eigentlich nicht zumute.

"Es war sicher keine Absicht von Oliver, der ja immerhin der amtierende Meister der World Series ist und sich nachher auch bei mir entschuldigt hat. Aber auf der anderen Seite war es jetzt das zweite Mal in Folge, dass mir ein Auto seines Teams schon in der ersten Runde voll ins Heck gefahren ist. Dabei lag ich nach einem perfekten Start schon auf Platz elf und hätte mit etwas Glück noch in die Punkte fahren können. Unser Speed war nämlich gut, obwohl ich zwei Tage lang mit einer akuten Magenverstimmung zu kämpfen hatte. Im Qualifying haben mir trotz dieses Handicaps nicht einmal acht Zehntel auf die Pole gefehlt. Und auch mit meiner schnellsten Runde im Hauptrennen lag ich in den Top-Acht. Durch den hohen Flüssigkeitsverlust war es allerdings unmöglich, die Konzentration über eine volle Stunde aufrecht zu halten."

Trotz der neuerlichen Pechsträhne flog der junge Zillertaler voll motiviert nach Abu Dhabi weiter, um dort im Finale noch einmal seine durchaus erkennbaren Fortschritte in Punkte zu verwandeln. Zuvor jedoch bekam Rene die Gelegenheit, für ByKolles Racing an den Rookie Tests der FIA WEC teilzunehmen.

Binder nahm erstmals in einem WEC-Boliden Platz, Foto: Binder
Binder nahm erstmals in einem WEC-Boliden Platz, Foto: Binder

"Meine Rundenzeiten auf alten Reifen waren ziemlich konkurrenzfähig und für mich ist das auch ein absolut interessantes Projekt, das ich schon seit einigen Monaten verfolge - auch wenn der Formelsport nach wie vor für mich Priorität hat. Wir werden jetzt erst einmal die letzten beiden Saisonrennen in Abu Dhabi abwarten, aber ich kann mir durchaus vorstellen 2016 sowohl im Formelsport, als auch im Langstreckensport Rennen zu bestreiten. Ich denke, man muss irgendwann auch einmal über den Tellerrand der hinaus blicken."