Fabio Leimer hat es geschafft: Der Schweizer sicherte sich mit Platz vier im Hauptrennen der GP in Abu Dhabi die Meisterschaft. Der Racing Engineering-Pilot startet in seinem vierten Jahr in der Nachwuchsserie - jetzt der lang ersehnte Triumph. Vor dem Sprintrennen am Sonntag ist Leimer rechnerisch nicht mehr einholbar, weil Titelkonkurrent Sam Bird am Samstag nicht über den zehnten Platz hinauskam. Von Startplatz zwei hatte der Brite beste Chancen, blieb jedoch schon beim Start stehen und musste die Aufholjagd als Letzter starten. Bei Leimer lief hingegen alles glatt, er ließ sich nicht ablenken und fuhr den Titelgewinn souverän nach Hause. "Habe ich es geschafft, habe ich es geschafft?", fragte Leimer auf der Auslaufrunde. "Ja, es reicht. Du hast es!", erwiderte die Box freudestrahlend.

Alexander Rossi gewann das Rennen vor Jolyon Palmer. Marcus Ericsson sicherte sich in den Schlussminuten nach einem Überholmanöver gegen Leimer den letzten Platz auf dem Podium. Hinter dem Schweizer überquerte Dani Clos die Ziellinie als Fünfter. James Calado überholte Felipe Nasr in den letzten Kurven und sicherte sich den sechsten Platz. Johnny Cecotto wurde Achter vor Daniel Abt, der mit P9 sein bestes Ergebnis in der GP2 einstellte. Abt hatte das Rennen von der vorletzten Position aufgenommen.

GP2-Titel für Fabio Leimer, Foto: GP2 Series
GP2-Titel für Fabio Leimer, Foto: GP2 Series

Wir hatten Glück, dass Sam Bird in der Startaufstellung stecken blieb, das half uns sehr", sagte Leimer nach seinem Triumph. "Wir wussten, dass wir weit vorn ankommen müssen, um den Titel zu holen. Mein Start war gut, beinahe wäre ich in Führung gegangen. Ich nahm etwas Druck heraus, weil ich das Rennen unbedingt beenden wollte. Ich war sicher, dass ich aufs Podium fahren konnte, weil ich gut mit den Reifen zurechtkomme. Aber wegen der zweiten Safety-Car-Phase konnte Ericsson auf weichen Reifen zu mir aufschließen. Ich wusste, dass ich als Vierter ins Ziel kommen musste."

Drama am Start

Beim Start ging es völlig verrückt zu. Raimondo, Adrian Quaife-Hobbs und Nathaniel Berthon blieben stehen, eine weitere Einführungsrunde war die Folge. Das Trio startete anschließend aus der Boxengasse. Beim zweiten Startversuch dann das Drama: Bird winkte wild aus seinem Cockpit heraus und musste von Startplatz 2 hilflos mitansehen, wie das gesamte Feld an ihm vorbeizog. Während sich Bird auf den Weg an die Box machte, sorgten Tom Dillmann und Jon Lancaster in den ersten Kurven für Kleinholz und fielen nach einer heftigen Kollision aus. Das Safety Car neutralisierte das Feld. Bird auf Medium-Reifen kehrte als Letzter ins Rennen zurück.

Endlich wieder Punkte für Daniel Abt, Foto: GP2 Series
Endlich wieder Punkte für Daniel Abt, Foto: GP2 Series

Beim Re-Start setzten sich der von P3 gestartete Palmer und Pole-Setter Rossi schnell an der Spitze ab, Leimer fiel auf Platz drei liegend etwas zurück und hatte Dani Clos im Heck. In Runde sechs rasselten Calado und Coletti, beide mit theoretischen Titelchancen vor dem Rennen, aneinander. Die Rennleitung wird den Vorfall nach Rennende untersuchen. In Runde acht steuerte Bird ein zweites Mal die Box an und holte sich seinen weiteren Satz frischer Medium-Reifen ab - Russian Time versuchte es klar über die Strategie.

Aufholjagd von Bird

Leimer wechselte in der zehnten Runde von den fragilen Soft-Reifen auf die härtere Mischung, während die restlichen Top-9 auf der Strecke blieben. Leimer gelang von P11 im zwölften Umlauf ein wichtiges Überholmanöver gegen Raimondo, womit er sich freie Luft verschaffte und sein eigenes Rennen fahren konnte. Rossi verlor auf Platz zwei den Anschluss an den Führenden Palmer und wechselte in Runde 18 die Reifen. "Zu spät", beschwerte er sich via Teamfunk über die Caterham-Strategie. Palmer kam als Führender in Runde 19 rein und musste mit ansehen, wie Rossi ihn am Boxenausgang überholte und die Führung übernahm - eine brillante Outlap des Caterham-Fahrers. In der Zwischenzeit kämpfte sich Bird auf Platz 14 nach vorn, kam aber nicht entscheidend voran.

Sieg für Alexander Rossi, Foto: GP2 Series
Sieg für Alexander Rossi, Foto: GP2 Series

Daniel Abt absolvierte seinen Boxenstopp in Führung liegend als Letzter im Feld in Runde 23. Einen Umlauf später rutschte Sergio Canamasas Mitch Evans in die Seite und drehte den Arden-Piloten. Evans kam aus eigener Kraft nicht mehr weg - das Safety Car kam sechs Runden vor Schluss zum zweiten Mal auf die Strecke. Bird fuhr zu diesem Zeitpunkt auf P10. Bird rechnete am Teamfunk sogar laut vor, welchen Platz er braucht, um das Titelrennen offen zu halten. "Das ist jetzt nicht wichtig", kam als Antwort vom Teamfunk. Beim Re-Start im 25. Umlauf behielt Rossi die Führung vor Palmer, Leimer verlor seinen dritten Platz an Ericsson - die Schlussminuten entwickelten sich zu einem wahren Titelthriller.

Bird brauchte Platz neun, um seine Chancen auf die Meisterschaft zu wahren, doch diese Position belegte Daniel Abt. Bird tat alles, um auf der letzten Runde noch am Deutschen vorbeizukommen, doch es sollte nicht reichen.