Das Talent bekam Daniel Abt bereits in die Wiege gelegt: Der 20-Jährige stammt aus einer echten Rennfahrer-Familie. Vater Hans-Jürgen und Onkel Christian Abt können ebenfalls auf langjährige Karrieren im Motorsport zurückschauen. Doch es hat den Anschein, als würde dem Junior die beeindruckendste Fahrer-Karriere in der Familie Abt bevorstehen. Wie jeder Rennfahrer träumt der 20-Jährige davon, einmal in der Formel 1 zu fahren. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Talenten ist Abt seinem Traum schon ziemlich nahe. Nach seiner Berufung in das GP2-Team von Lotus im vergangenen Dezember ist er nur noch einen Schritt von seinem großen Ziel entfernt.

Und der Lotus-Pilot vermittelt durchaus den Eindruck, als könne er eines Tages den Sprung in die Königsklasse schaffen. Der Youngster verfügt über einige Qualitäten, die das Pendel im erbitterten Wettstreit um einen der begehrten Plätze zu seinen Gunsten ausschlagen lassen könnten. Auffällig ist die Entschlossenheit, mit der er sein Vorhaben verfolgt. Obwohl Abt in den DTM-Teams seines Vaters ein bestelltes Feld vorfinden würde, hält er an der Zielsetzung Formel 1 fest. "Es ist mein Traum, in der Formel 1 zu fahren. Dafür investiere ich die ganze Arbeit", erklärte er im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Natürlich ist die DTM eine tolle Serie, aber es wäre für mich immer nur ein Plan B, falls es mit dem großen Ziel nicht klappen sollte."

Dieses Selbstbewusstsein hat sich Abt in den vergangenen Jahren mit zahlreichen guten Leistungen in den verschiedenen Nachwuchsserien erarbeitet. Dem Sieg im ADAC Formel Masters folgten Vize-Meisterschaften in der deutschen Formel 3 und der GP3. Abt macht sich allerdings keine Illusionen darüber, dass sich in einem Geschäft wie der Formel 1 allein mit Talent kein Blumentopf gewinnen lässt. "Heutzutage muss ein Fahrer schon ein Gesamtpaket sein, man muss sich verkaufen können", sagte der 23-Jährige. Inzwischen gehört die Selbstvermarktung sogar zu seinen Stärken. "Dadurch, dass ich drei Jahre in der Speed Academy der Deutschen Post war, wo man das wirklich extrem gut gelernt hat, kann ich mich inzwischen ganz gut präsentieren und mit den Medien umgehen."

Erste Impressionen: Daniel Abt testet den neuen GP2-Boliden, Foto: Sutton
Erste Impressionen: Daniel Abt testet den neuen GP2-Boliden, Foto: Sutton

Berühmt-berüchtigt ist der Youngster auch für seinen extremen Siegeswillen. "Bei der Playstation oder als Zehnjähriger beim Mensch-Ärger-dich-nicht-Spielen wollte ich immer gewinnen", erzählte die deutsche Nachwuchshoffnung. Abt selbst sieht seinen Ehrgeiz jedoch als zweischneidiges Schwert. "Es ist gut, wenn man hohe Ansprüche an sich stellt und sich einen gewissen Druck macht. Wenn man immer nur sagt: 'Zehnter Platz, ich bin eigentlich ganz zufrieden. Hauptsache, das Wetter war schön', kommt man nicht weit", erläuterte er. "Aber in Situationen, in denen es schlecht läuft, kommt man vielleicht schnell an den Punkt, wo man mit sich selbst nicht zufrieden ist."

Bei allem Ehrgeiz, besessen ist Abt von seinem Formel-1-Wunsch nicht. Der Lotus-Pilot ist Realist genug, um zu wissen, dass eine gehörige Portion Glück dazugehört, ein Formel-Cockpit zu ergattern und dass er gegen einen hoch dotierten Paydriver sicherlich einen schweren Stand hätte. "Wenn ein Pilot aus Venezuela von Sponsoren 30 Millionen bekommt, hat er im ersten Moment natürlich glänzende Karten", meinte Abt. "Als Fahrer muss man lernen, damit umzugehen und das auf andere Art und Weise zu kompensieren. Wenn es ohne das Geld nicht geht, geht es halt nicht."

Grundsätzlich negativ sieht Abt die Verpflichtung sogenannter Bezahlfahrer ohnehin nicht. Jeder junge Pilot, der in der Formel 1 fahren will, benötige finanzstarke Förderer. "Die Sponsoren unterstützen den Fahrer, um mit ihm zusammen in die Formel 1 zu kommen. Und wenn das klappt, bezahlen sie dem Team natürlich etwas dafür" erklärte er. "Aber jeden deshalb gleich als Paydriver zu bezeichnen, geht meiner Meinung nach zu weit, obwohl es sicherlich ein paar Fahrer gab, wo das der Fall war."

Ob es letzten Endes zu einem Cockpit in der Königsklasse reicht, darüber entscheidet neben dem finanziellen Aspekt auch Abts Abschneiden in der Formel-1-Talentschmiede GP2. Dass er sich durch den Sprung in die höchste Motorsport-Klasse großartig verändern würde, ist allerdings nicht anzunehmen. Obwohl er bereits in jungen Jahren große Erfolge vorweisen kann, ist Abt erfrischend normal geblieben. Seine Selbsteinschätzung: "Ich glaube, ich bin ein ziemlich umgänglicher, lustiger Kerl, der gerne mal blöde Witze reißt und im Privatleben gerne Spaß hat oder feiern geht. Ich gebe für meinen Sport immer 100 Prozent, aber ich bin der Meinung, man muss auch mal Halligalli machen."