Stefano, auch für Dich eine große Ehre heute hier zu sein. Bist Du stolz darauf?
Stefano Coletti: Ja, ich bin sehr, sehr stolz - genauso wie Nico. Er hat diesen Preis hier 2005 auch bekommen und jetzt ist er in der Formel 1.

Dann hast Du also noch sechs Jahre um wieder hier zu stehen?
Stefano Coletti: Oh, das hoffe ich nicht. Hoffentlich brauche ich keine sechs Jahre mehr. Aber auch ich hoffe, hier bald wieder stehen zu können.

Wie stehen denn die Chancen Dich innerhalb der nächsten zwei Jahre in der Formel 1 zu sehen?
Stefano Coletti: Ich glaube die Chancen sind immer sehr gering. Es ist sehr, sehr schwierig dorthin zu kommen. Aber natürlich werden wir es versuchen. Wir arbeiten sehr hart, sind sehr konzentriert und ich versuche alles zu machen, was ich nur tun kann, um das zu schaffen.

Wie läuft die aktuelle Saison bis jetzt?
Stefano Coletti: Ich bin im Moment noch Rookie in der GP2 und wir haben in diesem Jahr schon zwei Rennen gewonnen. Die Saison läuft also gut und ich denke, wir können uns noch weiter verbessern und einen Schritt nach vorne machen.

Warst Du mit dem Resultat bei deinem Heimrennen in Monte Carlo zufrieden?
Stefano Coletti: Nein, denn wir waren letzte Woche in Monaco wirklich schnell, aber wir hatten eine Menge Pech. Das war der einzige Grund, denn die Leistung war da, das Auto war schnell und ich habe mich auf der Strecke sehr wohl gefühlt. Leider lief es dann sehr unglücklich und wir bekamen mechanische Probleme, die wir zuvor und in dieser Form noch nie hatten. Aber gut, solche Dinge passieren. Es nur eine Schande, dass sie ausgerechnet bei meinem Heimrennen passieren mussten - aber so ist es nun einmal.

Wie sieht nun die Zielsetzung für die restliche Saison aus?
Stefano Coletti: Immer an der Spitze zu sein. Man muss immer vorne dabei sein oder zumindest in den Top-8, denn mit der umgedrehten Startreihenfolge, kann man eine Menge Punkte mitnehmen, wenn man immer vorne mit dabei ist. Ich denke wir haben die Kapazitäten, um dort zu sein und dann glaube ich, wird die Meisterschaft sehr eng werden. Es gibt viele Fahrer, die sehr viel Erfahrung haben - einige sind schon drei oder vier Jahre in der GP2. Es wird also sehr hart und ich denke, dass die Meisterschaft erst im letzten Rennen entschieden wird.

Große Ehre - im Rahmen der Lorenzo Bandini Trophäe wurde nicht nur Nico Rosberg ausgezeichnet sondern auch Stefano Coletti, Foto: Frederik Hackbarth
Große Ehre - im Rahmen der Lorenzo Bandini Trophäe wurde nicht nur Nico Rosberg ausgezeichnet sondern auch Stefano Coletti, Foto: Frederik Hackbarth

Bist Du mit deinem aktuellen Team Trident zufrieden und sind sie das auch mit Dir?
Stefano Coletti: Das denke ich doch, wobei man diese Frage natürlich eher ihnen stellen muss. Aber ich glaube wir arbeiten alle gut zusammen und das in einer großen Gruppe, zu der auch mein Teamkollege gehört. Ich denke, dass das sehr wichtig ist, denn große Schritte kann man nicht alleine machen. Man braucht einfach alle Leute in diesem Umfeld - vom Reifen-Mann, Mechaniker und Ingenieur, über den Teamchef, bis hin zum Strategen. Wenn nicht alles zusammenpasst, funktioniert es nicht. Ich denke wir arbeiten bisher sehr gut zusammen und hoffe, dass das auch so weitergeht.

Dein Halb-Landsmann Jules Bianchi wurde in den letzten Rennen ja von einigen Leuten heftigst kritisiert. Wie denkst Du darüber? Sind die Strafen zu hart - oder ist es eher seine Fahrweise?
Stefano Coletti: Als Fahrer ist es manchmal sehr schwierig sich zu kontrollieren, wenn man von außen so viel Druck hat.

Von Ferrari wahrscheinlich...
Stefano Coletti: Das weiß ich nicht genau, aber wahrscheinlich von jedem. Nichts desto trotz denke ich, dass er ein sehr guter Fahrer ist. Die Meisterschaft ist noch lang. Ich glaube, dass er seinen Kopf wieder frei kriegt und auch wieder gute Resultate abliefern wird.

Hast Du für den Gewinn der GP2-Meisterschaft in diesem Jahr einen Favoriten - außer Dir selbst versteht sich?
Stefano Coletti: Sam Bird sehe ich dieses Jahr ganz stark und vielleicht auch Giedo van der Garde.

Coletti posiert stolz vor seinem Trident-Boliden, Foto: Frederik Hackbarth
Coletti posiert stolz vor seinem Trident-Boliden, Foto: Frederik Hackbarth

Wie beurteilst Du die aktuelle Situation in der Formel 1? Stoppt in dieser Saison noch irgendjemand Sebastian Vettel?
Stefano Coletti: Das wird äußerst schwierig - ganz besonders im Qualifying, denn da haben sie wirklich eine unglaubliche Geschwindigkeit. Im Rennen habe ich das Gefühl, dass McLaren aufholen kann, denn da waren sie meistens doch ziemlich schnell. Hamilton ist der einzige Fahrer neben Vettel, der dieses Jahr ein Rennen gewinnen konnte. Wenn McLaren im Qualifying also noch eine Schippe drauf legen kann, dann könnten sie den Red Bulls im Rennen schon etwas gefährlicher werden.

Gibt es bei Dir denn in Bezug auf die Formel 1 schon erste Verbindungen zu einem Team oder hoffst Du im Moment noch auf den ersten Anruf?
Stefano Coletti: Nein, bis jetzt gibt es noch nichts. Ich hoffe immer auf einen Anruf, aber im Moment gibt es leider noch nichts derartiges zu vermelden.