Der für 2017 geplante Berlin ePrix der Formel E steht auf der Kippe. Fest steht, dass das einzige deutsche Rennen im Kalender nicht mehr an gleicher Stelle ausgetragen wird wie im Vorjahr. Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für die Grünen) habe das Rennen auf der Karl-Marx-Allee - dem Austragungsort von 2016 - nicht genehmigt, berichtet der Tagesspiegel. "Am Strausberger Platz wird es kein Elektroautorennen geben", sagte Matthias Tang, Sprecher der neuen Senatorin.

Schon zuvor hatten sich die Bezirke Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg mehrfach gegen das für den 10. Juni 2017 geplante Rennen ausgesprochen. Die Argumente gegen den deutschen Lauf mitten in der City Deutschlands größter Metropole: Unzumutbare Einschränkungen der Anwohner durch die Veranstaltung, die obendrein zu laut sei. Bereits 2016 hatten sich Widerstände gegen das Formel-E-Rennen formiert, die erst kurz vor der Austragung beseitigt werden konnten.

Abt geht auf die Barrikaden

Am vergangenen Sonntag sagte Johannes Schneider, der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen: "Ich begrüße es sehr, dass sich der neue Berliner Senat gegen das Autorennen in der Innenstadt ausgesprochen hat. Autorennen haben ausschließlich auf geeigneten Strecken stattzufinden. Die massiven Einschränkungen durch den Aufbau, die Durchführung und den Abbau setzen Anwohnerinnen und Anwohnern der Karl-Marx-Allee Lärmemissionen aus und beschränken sie in ihrem Bewegungsraum. Zudem schloss die Veranstalterin durch die Gestaltung eine barrierefreie Überquerung der Straße aus."

Die Absage des Rennens in der Innenstadt rief unter anderem Daniel Abt auf den Plan, einen der deutschen Piloten in der Formel E. Der Abt-Junior war alles andere als begeistert über den Beschluss. "Ich kann die Nachricht, dass Berlin gegen das Rennen am Strausberger Platz gestimmt hat, nicht glauben", schrieb Abt auf seiner Twitter-Seite. "Das war so ein tolles Event letztes Jahr und für eine eigentlich weltoffene Stadt die Chance, neue Technologien vorzuführen. Manche Politiker sind so blöd..."

Kehrt die Formel E 2017 zurück nach Tempelhof?, Foto: Formula E
Kehrt die Formel E 2017 zurück nach Tempelhof?, Foto: Formula E

Rückkehr nach Tempelhof?

Trotz der Absage soll das Rennen in Berlin ausgetragen werden - allerdings an anderer Stelle. Der Berliner Senat favorisiert offenbar die Rückkehr auf das alte Flughafengelände Tempelhof. Hier debütierte die Formel E 2015 in Deutschland. Da die Hangars jedoch zu Flüchtlingsunterkünften umfunktioniert wurden, zog die Formel E in die Berliner City um. Inzwischen habe sich die Situation jedoch entspannt, sagte Staatssekretär Jens-Holger Kirchner von den Grünen der Berliner Zeitung.

Kirchner weiter: "Wir wollen die Formel E in Berlin halten, weil wir wissen, dass es auch für eine solche Veranstaltung Fans gibt." Eine Vereinbarung für die nächsten fünf Jahre mit der Formel E sei im Gespräch. Zudem prüfe die Staatskanzlei, ob Berlins Bürgermeister Michael Müller die Schirmherrschaft über das Formel-E-Rennen übernimmt. Als alternativer Austragungsort sei auch die Avus geprüft worden, jedoch nicht geeignet gewesen, weil sie als wichtiger Zubringer offen bleiben soll.

Fans konnten seit längerer Zeit Tickets für das Berlin-Rennen erwerben. Der Vorverkauf wurde am Montag allerdings unterbrochen. Beim einzigen Online-Ticketverkäufer für das Rennen hieß es: "Die Rennstrecke für den Formel E Berlin ePrix 2017 wird verlegt. Ticketinhaber werden in den nächsten Tagen über alle Details informiert." Der Berliner Senat versucht derzeit, sich mit den Organisatoren der Formel E auf Tempelhof als Alternative zu einigen.