Eine dominante Performance und die nötige Portion Glück haben Lucas di Grassi seinen zweiten Saisonsieg in der Formel E beschert. Beim ersten Gastspiel der Elektroserie auf deutschem Boden setzte sich der Abt-Pilot vor Jerome D´Amrosio im Dragon-Boliden und Sebastian Buemi von e.dams durch. Fast wäre ihm der Sieg noch durch die Lappen gegangen, denn nur wenige Meter nach der Zieldurchfahrt blieb sein Bolide mit technischem Defekt liegen. Bis dahin hielt das Fahrzeug jedoch, so dass di Grassi nun drei Rennen vor Schluss einen Vorsprung von 17 Punkten in der Meisterschaft genießt.

Update 21:30 Uhr: Lucas di Grassi wurde wegen eines irregulären Frontflügels nachträglich disqualifiziert. Damit rückt Jerome D'Ambrosio als Sieger nach. Nelson Piquet Junior übernimmt die WM-Führung.

Jarno Trulli ging genau elf Jahre nach seinem Sieg beim Großen Preis von Monaco 2004 von der Pole Position aus in Führung, verlor sie aber im Laufe der ersten Runde durch einen Fahrfehler an di Grassi. Der Brasilianer setzte sich in eindrucksvoller Manier vom Feld ab, während Jarno Trulli das Feld dahinter aufhielt - der aus der Formel 1 noch bekannte "Trulli-Train" ermöglichte es di Grassi, sich an der Spitze einen riesigen Vorsprung von fast zehn Sekunden zu verschaffen. Buemi knackte in Runde 7 mit Hilfe des Fanboosts den Italiener, der daraufhin weit zurückfiel. Nick Heidfeld übernahm die dritte Position, doch bei der Konzentration auf einen möglichen Angriff auf Buemi wurde er von D´Ambrosio überrumpelt.

Wie in alten Zeiten: Jarno Trulli hielt seine deutlich schnelleren Konkurrenten rundenlang hinter sich, Foto: Sutton
Wie in alten Zeiten: Jarno Trulli hielt seine deutlich schnelleren Konkurrenten rundenlang hinter sich, Foto: Sutton

D´Ambrosio knackt Buemi beim Boxenstopp

Der Belgier heftete sich sofort an das Fahrzeug von Sebastien Buemi und machte viel Druck. Dieser machte sich extra breit, doch beim Boxenstopp hatte das Dragon-Team ein besseres Timing als e.dams, so dass D´Ambrosio die zweite Position übernahm. Buemi musste sich sofort nach hinten orientieren, denn Nick Heidfeld hatte sich auf der Suche nach seinem ersten Podium in der Formel E dicht an seine Fersen geheftet. Beide lieferten sich einen erbitterten und spektakulären Kampf, in dem der Schweizer mehrere Angriffe abwehrte und letztlich die Nase vorn behielt.

Heidfelds missglückter Angriff auf Buemi brachte Loic Duval in Schlagdistanz. Er beharkte den Mönchengladbacher rundenlang, wodurch Buemi seine dritte Position konsolidieren konnte. Einen Joker für die zweite Rennhälfte hob sich Nelson Piquet Jr. auf, der im ersten Stint eine Runde länger fuhr und so das Fahrzeug später wechselte. Somit konnte er mehr Power in der zweiten Rennhälfte abrufen, da er eine Runde weniger mit dem zweiten Wagen fuhr. Er nutzte dies und den Fanboost aus, um sich bis Ende des Rennens bis an den Kampf zwischen Heidfeld und Duval heranzufahren.

Als er dort ankam, war Duval bereits an Heidfeld vorbeigegangen und hatte sich einen kleinen Vorsprung herausgefahren. Piquet machte kurzen Prozess mit Heidfeld, konnte aber trotz der schnellsten Runde im letzten Umlauf nicht mehr an Duval herankommen. Hinter Heidfeld auf der sechsten Position komplettierten Stephane Sarrazin, Jean-Eric Vergne, Sam Bird und Vitantonio Liuzzi die Top-10. Polesetter Jarno Trulli fiel zunächst bis ans Ende des Feldes zurück und musste schließlich zwei Runden vor Schluss aufgeben.

Stimmen nach dem Rennen

Lucas di Grassi: "Tolles Rennen! Ich hatte ein perfektes Auto und das Team hat einen super Job gemacht. Ich war schnell nach einem kleinen Fehler von ihm [Trulli] in Führung und habe dann zu 100 Prozent gepusht, um eine Lücke herauszufahren. Meine Jungs haben es wirklich verdient, die haben so viel Arbeit hier reingesteckt. Die verdienen es noch mehr als ich. Schade nur, dass ich diesen Defekt hatte, nachdem ich über die Ziellinie gefahren bin. Ich bin um die erste Kurve gefahren, dann kam dieser Fehler. Unglaublich - 100 Meter nach der Ziellinie ging das Auto einfach aus!"

Jerome D'Ambrosio beschert Dragon Racing das erste Podium, Foto: Sutton
Jerome D'Ambrosio beschert Dragon Racing das erste Podium, Foto: Sutton

Jerome D´Ambrosio: "Das ist ein tolles Gefühl, wir haben so hart gearbeitet! Es war nicht immer einfach. Eigentlich hatten wir immer die Pace, wie in Monaco oder Miami. Heute hat es mal geklappt. Es war super, dass ich beim Boxenstopp vor Buemi kam. Ich hatte einen tollen Kampf mit Nick, der vor allem in Rechtskurven sehr schnell war. Am Ende der Gegengeraden konnte ich immer wieder später bremsen und stach innen rein. Das hat gereicht."

Sebastien Buemi: "Mehr als Platz drei war nicht drin. Wir waren nicht schnell genug und ich weiß nicht warum. Vielleicht lag es an der Strecke, der Asphalt war sehr hart zu den Reifen. Dieses Rennen hatte ich nicht den Speed. Die nächsten Rennen muss ich gewinnen, um Lucas in der Meisterschaft noch zu bekommen."