Der Brasilianer zeigte in den Straßen von Monaco einmal mehr sein Kämpferherz und baute mit einem zweiten Platz seine Spitzenposition in der Gesamtwertung der Elektro-Rennserie aus. Für Teamkollege Daniel Abt war der ePrix bereits in Kurve eins gelaufen, weil er von einem Konkurrenten in die Leitplanken gedrückt wurde.

Es war schon der fünfte Podiumsplatz für Lucas di Grassi im siebten Formel-E Rennen. Sein zweiter Rang in Monaco war einer der am härtesten erkämpften Erfolge: Über die gesamte Distanz von 47 Runden verfolgte der Brasilianer den späteren Sieger Sébastien Buemi und schaffte es kurz nach dem Boxenstopp sogar fast, sich an die Spitze zu setzen. In der zweiten Rennhälfte geriet di Grassi dann mächtig unter Druck von seinem Landsmann Nelson Piquet jr., der den Tabellenführer auch mithilfe des FanBoosts attackierte - allerdings vergeblich. Es war ein enger Kampf: Im Ziel lagen die drei Erstplatzierten lediglich viereinhalb Sekunden auseinander.

"Ich wollte heute vom zweiten Startplatz angreifen und um den Sieg kämpfen. Ich habe attackiert und alles versucht, aber es hat nicht ganz geklappt", berichtet Lucas di Grassi. Dennoch überwiegt die Freude: "Fünf Rennen auf dem Podium können sich sehen lassen und einen Pokal von Prinz Albert zu bekommen, ist ein außergewöhnliches Erlebnis. Was aber viel wichtiger ist: Wir kommen als Tabellenführer nach Berlin. Mit der Unterstützung vieler Fans und Partner wollen wir dort wieder ganz nach oben aufs Podium fahren."

Ein Pokal im Fürstentum war auch das erklärte Ziel von Daniel Abt, der mit Startplatz fünf einmal mehr ein starkes Qualifying zeigte. Im Rennen wurde der Youngster allerdings schon in der ersten Kurve Opfer des engen Stadtkurses: Nico Prost wagte ein Überholmanöver auf der Außenseite und drängte den Deutschen dabei in die Leitplanken. Die Folge: das vorzeitige Aus für Daniel Abt, fünf in Mitleidenschaft gezogene Autos und eine Safety-Car-Phase, bis die Unfallfolgen beseitigt waren.

Formel E: Mega-Crash in Monaco 2015 (02:00 Min.)

"So habe ich mir das Rennen nicht vorgestellt und mir fehlt für das Verhalten in der ersten Kurve das Verständnis", ärgert sich Daniel Abt. "Jeder weiß doch, dass es eng ist in Monaco und man sich genug Raum geben muss - bitter, dass durch so eine Aktion nach ein paar hundert Metern gleich ein paar Autos aus dem Rennen sind." Die Rennleitung untersuchte den Vorfall, entschied sich dann aber, keine Konsequenzen zu ziehen. "Ich wollte mit Rückenwind nach Berlin kommen. Das ist jetzt leider nicht der Fall, aber an meiner Vorfreude auf unser Heimrennen ändert das nichts: Ich kann es kaum erwarten, in zwei Wochen endlich zum ersten Mal in Deutschland ein Formel-E-Rennen zu fahren.

Das Rennen in Monaco war das erste Gastspiel der Serie in Europa - und gleichzeitig einer der Höhepunkte in der bisherigen Saison. "Dieser Auftritt in Monaco war ‚Formel E at its best': perfekte Organisation, voll besetzte Tribünen und begeisterte Fans", sagt Hans-Jürgen Abt. Das sportliche Fazit des Teamchefs fällt positiv aus: "Natürlich tut es mir leid für Daniel, der aus meiner Sicht unverschuldet ein Opfer der für Monaco typischen Umstände geworden ist. Aber er hat erneut seinen Speed gezeigt und wird in Berlin zurückschlagen. Lucas hat bravourös gekämpft, nach vorn attackiert und nach hinten verteidigt. Bei nur noch vier Rennen haben wir mit ihm ein sehr heißes Eisen im Titelkampf. Aber wir müssen nachlegen, denn es wird in Berlin, Moskau und London verdammt eng werden."

In der Fahrerwertung hat Lucas di Grassi seinen Vorsprung von einem auf vier Zähler ausgebaut. In der Teamwertung liegt ABT Sportsline weiter auf dem zweiten Platz hinter der Werksmannschaft von Renault. Schon in zwei Wochen geht die Formel E in die nächste Runde -mit einem weiteren Höhepunkt für das einzige deutsche Team: ABT Sportsline startet beim Heimspiel in Berlin, das am 23. Mai auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof ausgetragen wird. Schon jetzt ist die Resonanz der Medien und Fans auf den zweiten Auftritt der Serie in Europa rekordverdächtig.