Die neu geschaffene Formel E befindet sich in der heißen Phase. Die Testfahrten sind in vollem Gange, bevor die Saison am 13. September 2014 in Peking beginnt. Motorsport-Magazin.com war live vor Ort, als Reifenausstatter Michelin Testfahrten auf dem französischen Circuit Issoire durchführte, um das Verhalten der Allwetterreifen zu analysieren.

Als Ersatz für den eigentlichen Testfahrer Lucas di Grassi stand Emmanuel Collard zur Verfügung. Der Franzose war zwischen 1990 und 1996 als Testpilot in der Formel 1 aktiv, unter anderem bei Ligier und Benetton. Motorsport-Magazin.com unterhielt sich mit Collard, dem zweifachen Le Mans Series-Sieger, über seine ersten Eindrücke im Formel E-Renner.

Nach jedem Run: Datenanalyse mit Collard, Foto: Michelin
Nach jedem Run: Datenanalyse mit Collard, Foto: Michelin

Emmanuel, wie fährt sich ein rein elektrisches Auto?
Emmanuel Collard: Ich bin den Formel E bei den Reifen-Tests hier in Issoire zum ersten Mal gefahren und muss sagen, dass ich überrascht war. Es fühlte sich sehr gut an, die Bremsen funktionierten gut und in den Kurven spürte ich den Abtrieb.

Dabei sieht der Formel E aerodynamisch recht simpel aus. Entsteht beim Fahren hohe Downforce?
Emmanuel Collard: Ja, das Auto sieht aus aerodynamischer Sicht wirklich recht ein einfach gestaltet aus, aber man merkt schon etwas.

Der Formel E beschleunigt von 0 auf 100 in 3 Sekunden, Foto: Michelin
Der Formel E beschleunigt von 0 auf 100 in 3 Sekunden, Foto: Michelin

Wie fühlt sich die Beschleunigung in einem Auto ohne Verbrennungsmotor an?
Emmanuel Collard: Du spürst das Drehmoment und die Beschleunigung verläuft wie bei einer linearen Kurve. Du hast ein normales Getriebe, das ist ziemlich ähnlich wie bei anderen Rennautos. Du hast fünf Gänge und musst ganz normal schalten, überhaupt kein Problem. Der einzige Unterschied ist eben das Geräusch des Autos.

Muss sich komisch anfühlen, wenn man normalerweise Motoren-Sound gewöhnt ist.
Emmanuel Collard: Ja, das stimmt. Aber nach ein paar Runden hatte ich mich schon daran gewöhnt, und dann fühlte es sich normal an. Eben wie jedes andere Formelauto auch. Es ist interessant, dass du aus dem Cockpit heraus die Reifen bei Kurvenfahrten deutlich hören kannst.

Vorsicht, Hochspannung in der Formel E!, Foto: Michelin
Vorsicht, Hochspannung in der Formel E!, Foto: Michelin

Ist es für den Fahrer vielleicht sogar von Vorteil, wenn man das Reifenquietschen hören kann?
Emmanuel Collard: Nicht direkt. Man hört es zwar, orientiert sich aber eher am Lenken und fühlt es im Körper.

In der Formel E kommen keine Slicks zum Einsatz, sondern Allwetterreifen von Michelin. Sind das wirklich richtige Rennreifen?
Emmanuel Collard: Ja, auf jeden Fall. Die Performance ist sehr gut, und die Reifen fühlen sich an wie richtige Slicks. Du hast direkt zu Beginn richtigen Grip, der im Verlauf der Runden auch kaum abnimmt. Das ist wichtig, weil die Formel E auf Stadtkursen fährt, die meist ziemlich rutschig sind.